Das Ende kam nicht überraschend. 2021 hatte der langjährige Geschäftsführer Andreas Haider im Rahmen eines Management-Buy-outs Unimarkt übernommen und versucht, mit einem Franchise-System die Wende zu schaffen. Bereits sechs Jahre vor Haiders Übernahme hatte der damalige Unimarkt-Eigentümer, die Pfeiffer Gruppe, mit Zielpunkt eine spektakuläre Pleite hingelegt. So richtig in die Gänge kam auch der neue Unimarkt nie. Letztlich erwies sich die Konkurrenz der "großen Vier" – Spar, Rewe, Hofer und Lidl – jedoch als übermächtig. Bereits im Vorjahr musste Haider ein Viertel aller Märkte schließen. Noch im Februar zeigte er sich im Interview mit KEYaccount/LEADERSNET aber optimistisch: Das nächste Geschäftsjahr werde deutlich positiver verlaufen, versprach er damals. Jetzt steht fest: Mit Jahresende ist Schluss.
620 Mitarbeitende betroffen
"Das Unimarkt-Netz wird evaluiert und es ist geplant, die Standorte an potenzielle Interessenten weiterzugeben und zu verkaufen", heißt es in einer Aussendung. Die verbleibenden 90 Filialen werden damit veräußert oder geschlossen, 620 Mitarbeitende beim AMS zur Kündigung angemeldet. Die gesetzliche Frühwarnung betrifft zudem 120 Mitarbeitende in der Zentrale in Traun. Unimarkt-Geschäftsführer Andreas Hämmerle betont: "Für die Zukunft wollen wir Standorte weitergeben. Jetzt sind unsere Standorte alle offen und weiterhin für unsere Kund:innen da. Wir setzen all diese Schritte rechtzeitig und frühzeitig – für Planbarkeit und Transparenz." Einen Komplettverkauf werde es aber nicht geben, auch wegen kartellrechtlicher Bedenken.
Die Bilanz 2023/24 hatte bereits einen Verlust von 16 Millionen Euro ausgewiesen. Schließungen im Vorjahr belasteten zusätzlich, die Marktanteile gingen laut Nielsen-IQ spürbar zurück. Als kleinerer Player war Unimarkt im Nachteil: Die großen Ketten erhalten deutlich bessere Einkaufskonditionen. Haider selbst hatte dazu im Februar gesagt: "Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die großen Händler die Industrie aussaugen."
Interesse von Spar und Rewe
Mit dem Rückzug von Unimarkt werden die Karten neu gemischt. Spar-Sprecherin Nicole Berkmann bestätigte Interesse an Standorten: "Im Handel hat man natürlich immer Interesse an attraktiven neuen Standorten. Freilich klären wir das mit der Bundeswettbewerbsbehörde, mit der wir in dieser Sache auch bereits im Kontakt sind." Zudem wolle man nach Möglichkeit Mitarbeiter:innen übernehmen und lade das betroffene Personal ein, sich zu bewerben. Auch aus Wiener Neudorf, dem Sitz von Rewe, kam ein ähnliches Signal: Man habe "grundsätzliches Interesse an Standorten" und wolle sich ebenfalls um die Mitarbeitenden bemühen, alles jedoch nur im Einklang mit dem Kartellrecht, sagt Rewe-Vorstand Marcel Haraszti.
Hofer, Lidl und dm dürften die Entwicklung ebenso mit gehobenem Interesse verfolgen. Selbst dem medial eher zurückhaltend agierenden deutschen Diskonter Norma werden einschlägige Ambitionen nachgesagt. Für die Konsument:innen bedeutet das Unimarkt-Aus jedenfalls weniger Vielfalt: Mit Ende August hielten Spar, Rewe, Hofer und Lidl gemeinsam bereits 94,4 Prozent Marktanteil. Dieser Wert dürfte nun noch weiter steigen.
Hoffnung für Beschäftigte
Für die betroffenen Mitarbeiter:innen gibt es einen Hoffnungsschimmer. Hofer will diesen Fachkräften neue Perspektiven bieten und lädt alle Betroffenen ein, sich zu bewerben. Denn in ganz Österreich, so das Unternehmen, gibt es aktuell rund 1.000 offene Stellen, vor allem im Verkauf und in der Logistik, die neu besetzt werden müssen.
Alarmsignal für Branche
Auch der Handelsverband meldete sich gestern zu Wort. "Die Entwicklungen bei der Unimarkt-Gruppe sind ein Alarmzeichen für die gesamte Branche und vor allem für die Politik", warnt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. "Explodierende Energie-, Personal- und Mietkosten, volatile Weltmarktpreise und immer neue bürokratische Auflagen der Politik haben die ohnehin knappen Margen aufgezehrt. Selbst Traditionsbetriebe können unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr bestehen." Die höheren Einkaufspreise und der "Österreich-Preisaufschlag" multinationaler Markenartikelhersteller machten zudem ein kostendeckendes Wirtschaften immer aussichtsloser, wie Andreas Haider im persönlichen Gespräch mit Rainer Will bestätigte.
Wie KEYaccount-Herausgeber und Handelsexperte Wolfgang Zechner die Folgen des Unimarkt-Niedergangs einschätzt, lesen Sie hier.
www.unimarkt.at
www.handelsverband.at
www.spar.at
www.rewe-group.at
www.hofer.at
www.lidl.at
www.dm.at
www.norma-online.de/at
Kommentar veröffentlichen