Konkursverfahren eröffnet
Innovatives IT-Unternehmen schlittert in Millionenpleite

| Tobias Seifried 
| 01.12.2025

Das Unternehmen hat sich auf den Bereich virtuelles Anprobieren im Fashion-E-Commerce und stationären Einzelhandel spezialisiert und zählt durchaus bekannte Textilhändler zu seinen Kunden.

Wie der KSV1870 und der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) mitteilten, wurde über das Vermögen der Reactive Reality GmbH aufgrund eines Eigenantrages ein Konkursverfahren vor dem Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz eröffnet. Das IT-Unternehmen mit Sitz in Graz hat sich im Bereich virtuelles Anprobieren im Fashion-E-Commerce und stationären Einzelhandel spezialisiert und zählt durchaus bekannte Textilhändler zu seinen Kunden. Mit der sogenannten "Pictofit"-Technologie ist es möglich, Kleidung im Online-Shop anzuprobieren, bevor man sie bestellt. Konkret handelt es sich dabei um einen eigenen Avatar, mit dem die Kund:innen im virtuellen Umkleideraum die perfekte Größe finden sollen. Doch damit dürfte bald Schluss sein.

Die Verbindlichkeiten werden mit rund 3,452 Millionen Euro angegeben, wobei rund 2,629 Millionen Euro auf Gesellschafterdarlehen entfallen sollen, welche als Eigenkapital ersetzend und somit nachrangig zu qualifizieren sein dürften. Größte Gläubiger:innen seien den Kreditschützer:innen zufolge daneben Förderungsgesellschaften bzw. Kreditinstitute. Den Passiva stehen Aktiva von rund 250.000 Euro (zu Liquidationswerten) gegenüber. Von der Pleite sind 16 Dienstnehmer:innen betroffen.

Gründe für die Millionenpleite

Als Hauptgrund für die Insolvenz wird von Reactive Reality angegeben, dass man sich seit Ende der Covid-19-Pandemie mit massiven Umsatzrückgängen konfrontiert gesehen habe, dies vor allem aufgrund des erhöhten Kosten- und Margendrucks. Die Ertragslage des Unternehmens habe sich daher massiv verschlechtert. Nachdem positive Ergebnisse zeitnah nicht zu erwarten waren, sei man von der Mehrheitsgesellschafterin angewiesen worden (Atlan Group GmbH), den operativen Schwerpunkt auf die Veräußerung von Geschäftsanteilen des Unternehmens zu legen und die Neukundenakquise vorläufig einzustellen. Die Liquidität sollte über Zuwendungen der Mehrheitsgesellschafterin gesichert werden. Übernahmegespräche mit mehreren strategischen und institutionellen Investor:innen seien letztlich nicht erfolgreich gewesen, sodass man mangels positiver Fortbestehensprognose den Insolvenzantrag gestellt hat.

Sanierung unwahrscheinlich

Laut AKV soll offenbar versucht werden, das Unternehmen als Ganzes zu verwerten, sodass – zumindest kurzfristig – eine Fortführung zum Werterhalt stattfinden können soll. Eine Sanierung beziehungsweise längere Fortführung erscheine jedoch nicht möglich. Zum Insolvenzverwalter wurde Jaufer Rechtsanwälte, vertreten durch Clemens Jaufer, bestellt.

www.akv.at

www.ksv.at

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