Billig-Fluglinie macht Ankündigung wahr
Ryanair startet Abzug aus Wien: 120 Mitarbeiter beim AMS angemeldet

| Tobias Seifried 
| 20.11.2025

Mit der Verkleinerung der Flotte am Flughafen Wien geht hierzulande auch ein drastischer Stellenabbau einher. Billigairline-CEO Michael O'Leary kritisiert die hohen Standortkosten.

Wenige Wochen nachdem Ryanair angekündigt hatte, seine Flotte am Flughafen Wien noch stärker reduzieren zu wollen als zunächst angenommen (LEADERSNET berichtete), folgen den Worten nun erste Taten. Wie aus einer APA-Meldung am Donnerstag hervorgeht, hat die irische Billigairline mit dem Abzug fünf seiner insgesamt 19 Wien-Stationierungen begonnen. Im Zuge dessen wurden rund 120 Mitarbeiter:innen über das Frühwarnsystem beim AMS gemeldet.

Malta-Air-Basis wird geschlossen

Laut Andreas Gruber, CEO der Ryanair-Tochter Lauda, zieht die Airline die bereits angekündigte strukturelle Anpassung jetzt planmäßig durch. Damit wird die Malta Air Limited-Basis in Wien bis März 2026 geschlossen. Die Lauda-Europe-Basis bleibt hingegen weiterhin bestehen – dort betreibt Ryanair aktuell 14 Airbus A320, deren Zukunft laut Gruber nicht zur Disposition stehe.

Verlagerung in andere Märkte

Die fünf betroffenen Boeing-Maschinen der Malta-Air-Crew sollen auf mehrere internationale Standorte aufgeteilt werden. Mitarbeiter.innen machten zuletzt in einem Schreiben auf die persönliche Belastung aufmerksam – viele stünden jetzt vor der Entscheidung zwischen einem Auslandsumzug oder einer Kündigung.

Ryanair verfolgt derzeit eine klare Wachstumsstrategie in Spanien, Italien und mehreren Ländern Osteuropas. Auch Bratislava, wo die Fluglinie seit mittlerweile 20 Jahren eine Basis betreibt, soll weiter gestärkt werden. Historisch versuchte Ryanair sogar, den dortigen Flughafen als "Vienna East" zu vermarkten, bevor der Konzern nach der Niki-Pleite 2017 über die Übernahme von Laudamotion selbst nach Wien kam.

Vorwürfe an die Bundesregierung

Für den Abbau am Standort Wien macht Ryanair CEO Michael O'Leary weiterhin die österreichische Flugticketsteuer verantwortlich. Er hatte Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) und Verkehrsminister Peter Hanke (SPÖ) zuletzt scharf attackiert und ihnen fehlende Bereitschaft zur Senkung von Gebühren und Abgaben vorgeworfen.

Dass Ryanair mit kompromisslosem Druck auf Flughäfen und Kommunen agiert, ist nicht neu – der Konzern nutzt seit Jahren aggressive Verhandlungstaktiken, um Kosten zu reduzieren oder Subventionen durchzusetzen.
Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger sieht die Kritik des Unternehmens gelassen: Man unterstütze zwar die Forderung nach einer Anpassung der Ticketabgabe, aber – so Jäger – "ich würde als Flughafenchef etwas falsch machen, wenn O'Leary zufrieden wäre".

Deutliches Passagierplus

Trotz dieser und weiterer Turbulenzen (Wizz Air schließt seine Basis in Wien komplett – LEADERSNET berichtete) läuft das Geschäft für die Flughafen-Wien-Gruppe in diesem Jahr insgesamt äußerst erfreulich. Laut den aktuellen Zahlen vom Dienstag verzeichnete das Unternehmen in den ersten drei Quartalen 2025 ein deutliches Plus bei Passagier:innen, Umsatz und Gewinn: Insgesamt wurden 32,9 Millionen Reisende gezählt (+4 %), am Standort Wien 24,6 Millionen (+1,9 %). Der Umsatz kletterte auf 845,5 Millionen Euro (+6,7 %), das Periodenergebnis auf 215,7 Millionen Euro (+4,2 %). Auch der Oktober verlief stark – mit 4,1 Millionen Passagier:innen gruppenweit und 3,1 Mio. in Wien. Besonders die Beteiligungen in Malta und Košice liefern zweistellige Zuwachsraten, während das Investitionsprogramm – heuer rund 300 Millionen Euro – wie geplant weiterläuft. Die Guidance für 2025 bleibt unverändert: Der Airport rechnet mit rund 32 Millionen Passagier:innen in Wien und 42 Millionen in der gesamten Gruppe sowie einem Jahresumsatz von rund 1,08 Milliarden Euro.

www.ryanair.com

www.viennaairport.com

Andreas Kröll
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