"Fatales Signal"
Gehaltserhöhung in der WKÖ sorgt für harsche Kritik

| Tobias Seifried 
| 03.11.2025

Dass die Gehälter in der Wirtschaftskammer um über vier Prozent erhöht werden, stößt sogar in der Industriellenvereinigung sauer auf. Kritik kommt aber von vielen Seiten  Lob ausgerechnet von der Gewerkschaft.

Die Entscheidung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), die Gehälter ihrer rund 6.000 Mitarbeiter:innen um 4,2 Prozent und somit über der Inflationsrate zu erhöhen, sorgt quer durch Politik und Wirtschaft für heftige Reaktionen. Während die Kammer auf eine beschlossene Berechnungsformel verweist, sprechen Kritiker:innen von einem "falschen Signal" in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Harsche Kritik

IV-Wien-Präsident Christian C. Pochtler bezeichnete den Schritt als "unsensibel und fatales Signal". Nach konstruktiven KV-Verhandlungen in der Metallindustrie sei der Zeitpunkt "kontraproduktiv". Statt sich selbst hohe Erhöhungen zu gönnen, sollte die WKÖ "Teil der Lösung sein" und Betriebe über niedrigere Umlagen entlasten, so Pochtler. Auch NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos zeigte sich empört: Die Kammer habe "jegliche Bodenhaftung verloren" und belohne sich "auf Kosten der Zwangsmitglieder". Er forderte Reformen und ein Ende der Pflichtmitgliedschaft. Grünen-Wirtschaftssprecherin Elisabeth Götze warf der WKÖ vor, "vom Sparen nur zu reden, außer bei sich selbst". Statt Rücklagen zu horten, solle sie die Umlagen senken. Viele Unternehmer:innen würden am Prinzip der Pflichtmitgliedschaft zweifeln. Von einer "Luxus-Erhöhung während Betriebe sterben" sprach FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch. Die Kammer agiere wie ein "Selbstbedienungsladen für Funktionäre" und habe "den Bezug zur Realität verloren".

Lob und Begründung

Zustimmung kam hingegen ausgerechnet vom Vorsitzenden der Gewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, der von einem "starken Signal gegen Kaufkraftverlust" sprach. Wer die Wirtschaft stärken wolle, müsse die Kaufkraft stärken – Lohnzurückhaltung helfe nicht aus der Krise.

WKÖ-Generalsekretär Jochen Danninger verteidigte die Entscheidung. Die Anpassung folge einer 2024 beschlossenen Formel, die Inflation und Tariflohnindex berücksichtigt. Im langjährigen Vergleich seien die WKÖ-Erhöhungen deutlich geringer ausgefallen als in der Privatwirtschaft. "Unsere Mitarbeiter:innen sind das Rückgrat der Wirtschaftskammer – mit diesem populistischen Hick-Hack auf ihrem Rücken muss jetzt Schluss sein", betonte Danninger.

www.wko.at

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