Machtkampf verloren
ORF-Sportchef Hannes Aigelsreiter mit sofortiger Wirkung abgesetzt

| Tobias Seifried 
| 30.10.2025

Die Entscheidung ist offenbar die Folge von monatelangen Spannungen zwischen dem Ressortleiter und der Führung des Öffentlich-Rechtlichen. Zuletzt brachte er sich sogar als Nachfolger von Roland Weißmann ins Spiel. Zeitlich ist die Entscheidung prekär: 2026 ist ein echtes "Supersportjahr".

Beim ORF kommt es zu einer weiteren personellen Zäsur: Sportchef Hannes Aigelsreiter wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Die Entscheidung folgt auf monatelange Spannungen zwischen Aigelsreiter und der Führung des Öffentlich-Rechtlichen, die laut übereinstimmenden Medienberichten zuletzt eskaliert waren.

Auslöser für die Absetzung soll unter anderem ein Interview mit der Tiroler Tageszeitung gewesen sein, das Aigelsreiter ohne interne Freigabe gegeben hatte. Darin äußerte er sich kritisch über interne Abläufe und sprach offen über seine Ambitionen für die ORF-Generaldirektorenwahl 2026 - Aussagen, die dem aktuellen Chef Roland Weißmann nicht gefallen haben dürften. In der Führungsetage wurde dies als Vertrauensbruch gewertet. Bereits zuvor hatte es Differenzen über Budgetfragen, Personalentscheidungen und die interne Kommunikationskultur gegeben.

Spannungen

Mehrere Quellen berichten von einem zunehmend angespannten Verhältnis zwischen Aigelsreiter und Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, aber auch von Konflikten innerhalb der Sportredaktion. Besonders öffentlichkeitswirksam war ein interner Streit mit langjährigen Sportmoderatoren wie Rainer Pariasek, nachdem Aigelsreiter angekündigt hatte, die Sprecherrollen bei Großevents breiter aufstellen zu wollen. In der Belegschaft wurde ihm daraufhin mangelnde Teamfähigkeit und unzureichende Abstimmung vorgeworfen.

Der ORF teilte mit, dass die Entscheidung nach "intensiven Gesprächen" gefallen sei, die keine tragfähige Lösung ergeben hätten. Bis auf Weiteres übernehmen Veronika Dragon-Berger und Martin Szerencsi interimistisch die Leitung des Sportressorts. Aigelsreiter hat angekündigt, gegen seine Abberufung vorzugehen.

Prekärer Zeitpunkt

Mit der Personalentscheidung will der ORF offenbar Ruhe in eine Redaktion bringen, die zuletzt wiederholt für Schlagzeilen gesorgt hatte. Beobachter:innen werten den Schritt als Signal für eine stärkere Kontrolle und Professionalisierung im Sportbereich, zugleich aber auch als Ausdruck der Machtbalance innerhalb des Unternehmens. Für den Öffentlich-Rechtlichen kommt die Neubesetzung zu einem sensiblen Zeitpunkt: 2026 stehen zahlreiche Großereignisse wie die Olympischen Winterspiele und die Fußball-Weltmeisterschaft an. Dieses "Supersportjahr" erfordert eigentlich eine stabile sportliche Leitung.

www.orf.at

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