Wende im Umgang mit Bauabfällen
Bodenaushub soll künftig als Wertstoff gelten

In Österreich steht eine Wende im Umgang mit Bauabfällen bevor. Mehrere Gesetzesinitiativen sollen den Weg zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft ebnen.

Bei Bauprojekten in Österreich fallen jährlich Millionen Tonnen Bodenaushub an, die bislang größtenteils als Abfall deklariert und deponiert werden. Eine neue Verordnung soll das ändern: Künftig soll Bodenaushub, sofern er sauber und verwertbar ist, als Wertstoff gelten und direkt wieder in der Bauwirtschaft eingesetzt werden können – etwa als Schüttmaterial oder Bestandteil für Betonmischungen.

Expert:innen gehen davon aus, dass rund 95 Prozent der anfallenden Erdmassen wiederverwendet werden könnten. Damit ließe sich nicht nur das Abfallaufkommen deutlich reduzieren, sondern auch der Ressourcenverbrauch und die Transportemissionen verringern.

"Aushubmaterialien machen 57 Prozent des gesamten Abfallaufkommens in Österreich aus, 2023 waren dies umgerechnet mehr als 38 Millionen Tonnen. Mit der Aushub-Verordnung könnten wir langfristig enorme Mengen an Abfall vermeiden, Emissionen reduzieren und hochwertige Ressourcen direkt im Bauwesen halten, anstatt sie teuer zu transportieren, zu lagern oder zu entsorgen", sagte Alois Fürnkranz, Vorstand im Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB). 

Recyclingoffensive bei Bau- und Abbruchabfällen

Neben dem Bodenaushub rückt auch das Recycling anderer Baumaterialien stärker in den Fokus. Bereits heute werden mineralische Wertstoffe wie Beton, Ziegel oder Fliesen zu rund 76 Prozent im Kreislauf gehalten.

Neue gesetzliche Vorgaben sollen diesen Anteil weiter erhöhen: Ab 1. Jänner 2026 dürfen Gipskartonplatten nicht mehr deponiert werden, ein Jahr später folgt das Deponieverbot für künstliche Mineralwolle. Österreichische Unternehmen reagieren bereits – in Stockerau wurde das erste Recyclingwerk für Gips eröffnet, eine Anlage für Mineralwolle-Recycling entsteht derzeit in Kärnten.

"Die gesetzlichen Entwicklungen im Baurecycling schützen die Umwelt und stärken gleichzeitig die heimische Kreislaufwirtschaft. Sie schaffen regionale Wertschöpfung, sichern Arbeitsplätze und garantieren, dass wichtige Wertstoffe wieder zum Einsatz kommen", betont Fürnkranz und ergänzt: "Die österreichischen Abfallwirtschaftsbetriebe gehören zu den innovativen Vorreitern in der Entwicklung neuartiger Recyclingprozesse in Europa. Dadurch sind sie bestens vorbereitet, die neuen gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen."

Zirkuläres Bauen: Saubere Trennung als Schlüssel

Je sorgfältiger Baustoffe getrennt werden, desto besser können sie im Kreislauf wiederverwendet werden. Immer mehr Bauherr:innen und Auftraggeber:innen setzen daher auf Recyclingquoten und verlangen entsprechende Nachweise von ihren Partner:innen.

Zahlreiche heimische Unternehmen haben sich bereits auf nachhaltiges und zirkuläres Bauen spezialisiert. Damit entstehe eine enge Verbindung zwischen Bauwirtschaft und Entsorgungsbranche – beide Seiten sollen von klaren Standards und planbarer Ressourcennutzung profitieren. "Die Bauwirtschaft ist auf hochwertige Sekundärrohstoffe angewiesen – und genau diese bereitzustellen, ist unsere Aufgabe. Ziel ist es, dass Zirkularität in der Baubranche in Österreich zur gelebten Realität wird", sagte Fürnkranz abschließend.

www.voeb.at

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