LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Haslauer, Compact Electric blickt seit seiner Gründung 1965 auf 60 Jahre Unternehmensgeschichte zurück. Welche Meilensteine waren für die Entwicklung des Unternehmens besonders prägend, und was macht Compact Electric heute einzigartig im Vergleich zu anderen Anbietern am Markt?
Ulrike Haslauer: Erster Meilenstein (1990) – Generationenwechsel: Nach dem Tod meines Vaters haben meine Mutter und ich das Unternehmen weitergeführt; seit 1990 leite ich Compact Electric als Geschäftsführerin. Wir entwickelten Compact Electric zum Steuerungs- und Schaltschrank-Spezialisten und bauten den MSR-Bereich konsequent aus. Ergebnis: von 19 Mitarbeitenden und 30 Millionen Schilling (circa zwei Millionen Euro) zu heute rund 80 (inkl. Leiharbeit) und etwa zwölf Millionen Euro Umsatz.
Zweiter Meilenstein (2017) – Standort Wien-Liesing: Mit dem Umzug konnten wir deutlich größer und effizienter arbeiten – von Gebäudeleittechnik für große Logistikflächen bis zu komplexen MSR-Lösungen, aktuell u. a. für die Süderweiterung des Flughafens Wien.
Dritter Meilenstein: Seit Juni 2025 gehört Compact Electric zur Klenk & Meder-Gruppe.
Was uns ausmacht? "Geht nicht, gibt's nicht." Und das mit einem eingespielten Team voller Leidenschaft für Qualität.
LEADERSNET: Seit Kurzem ist Compact Electric Teil der Klenk-Gruppe. Welche ausschlaggebenden Gründe haben Sie und Compact Electric zu diesem Schritt bewogen, und welchen Mehrwert erwarten Sie sich von dieser Verbindung – sowohl intern (z. B. durch Technologie, Know-how, Skaleneffekte) als auch extern für Ihre Kund:innen?
Haslauer: Die Firma ist mein Lebenswerk – ich trage Verantwortung für Team und Kund:innen. Zukunft sichert man am besten mit einem Partner, der dieselben Werte lebt. Mit Herbert Klenk hat es sofort gepasst – zwei Familienunternehmen, ein Wertefundament, komplementäre Technik: das perfekte Match.
Intern gewinnen wir Know-how-Transfer und Skaleneffekte. Extern können wir die gesamte Gebäudetechnik aus einer Hand anbieten – bis zur schlüsselfertigen Umsetzung, mit einem Ansprechpartner. Kurz gesagt: mehr Möglichkeiten – gleiche Haltung.
LEADERSNET: Mit dem Zusammenschluss vereinen Sie die Steuerungskompetenz von Compact Electric mit der Gebäudeautomatisierung von Klenk. Welche neuen Marktpotenziale möchten Sie dadurch erschließen, und welche Rolle übernimmt Compact Electric künftig innerhalb der gemeinsamen Strategie?
Haslauer: Unsere Rolle liegt in unseren Stärken: Steuerung/MSR, Schaltschrankbau, Programmierung und Inbetriebnahme. Klenk & Meder steht für Elektroinstallation und Gebäudeautomation, Maroscheck ergänzt Heizung–Klima–Lüftung. So entsteht gebündelte Kompetenz – mit einem Ansprechpartner über den gesamten Projektzyklus.
Neue Potenziale: von PV & Energiemanagement bis Industrieanlagen und Retrofit.
Kurz: Hand in Hand statt Schnittstellen – schneller zur Lösung, vom Einzelprojekt bis zum schlüsselfertigen Gesamtkonzept.
LEADERSNET: Klimawandel, Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gewinnen zunehmend an Bedeutung. Welche Rolle spielt ESG in Ihrem Unternehmen, und wie setzen Sie diese Prinzipien konkret um?
Haslauer: ESG ist für uns Alltag, kein Buzzword. Beginnen wir mit dem E wie Environment: Wir arbeiten seit Jahren im Bereich erneuerbarer Energien. Aktuell entsteht auf dem Dach der Klenk-&-Meder-Zentrale eine PV-Anlage mit 380 kW. Im Verteilerbau setzen wir auf grünen Stahl und bauen die E-Mobilität schrittweise aus. Zum S wie Social: Wir setzen auf flexible Arbeitszeiten, Lehrlingsausbildung und laufende Weiterbildung. Viele Kolleg:innen sind 30 bis 35 Jahre im Haus – "compact for life" ist gelebte Realität. Und G wie Governance: Bei uns gilt erst prüfen, dann bauen – transparent dokumentiert und mit klaren Verantwortlichkeiten. So bleibt Qualität nachvollziehbar – intern wie für unsere Kund:innen.
LEADERSNET: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz verändern aktuell alle Lebensbereiche. Der damit einhergehende Strukturwandel erfasst Gesellschaft, Staat, Wirtschaft und Industrie gleichermaßen. Wie schaffen Sie es, und Ihr Team, up to date zu bleiben und welche Rolle nimmt dieses Thema in Ihrem Unternehmen ein?
Haslauer: Ein Unternehmen muss ein bisschen wie ein Chamäleon sein – anpassungsfähig, neugierig, lernbereit. Veränderung ist notwendig, wenn man zukunftsfähig bleiben will. Bei Compact Electric arbeiten wir bereits digital: von CAD/CAE über SPS- und Leittechnik-Programmierung bis zu Datenlogging & Dashboards. KI evaluieren wir dort, wo sie echten Nutzen bringt – etwa für Anomalieerkennung oder Doku-Assistenz. Als GMA-Präsidentin und Innungsmeister-Stellvertreterin der Mechatroniker ist mir wichtig, den KI-Dialog aktiv zu führen und klare Leitplanken mitzugestalten – praxisnah, damit es am Ende in den Unternehmen spürbar besser läuft.
LEADERSNET: Wie schauen die Pläne von Compact Electric für 2026 und die (noch) weitere Zukunft aus?
Haslauer: Für 2026 setzen wir auf stabiles Wachstum in der Tiefe: mehr Schlagkraft im Schaltschrankbau, in der Entwicklungselektronik und in F&E; dazu Kennzeichnung und Arbeitssicherheit weiter ausbauen. Operativ heißt das: MSR-Projekte skalieren, die Digitalisierung in Planung/Fertigung vertiefen, Qualität und Lieferfähigkeit stärken.
Ein zweiter Schwerpunkt ist das Wissen im Haus: Jobrotation, gezielte Schulungen und eine starke Lehrlingsschiene – von aktuell vier auf mittelfristig zehn. So sichern wir Nachwuchs und bilden Fachkräfte selbst aus.
Kurz gesagt: weiter wachsen – mit Verantwortung, Qualität und einem starken Team.
LEADERSNET: Was kann die Geschäftsführerin Haslauer von der Privatperson Haslauer lernen?
Haslauer: Es gibt nur eine Ulrike Haslauer – privat wie beruflich. Unternehmertum ist bei uns Familienkultur – Geschäftsthemen unterm Weihnachtsbaum inklusive. Meine private Leidenschaft für Musik nehme ich ins Unternehmen mit: Unsere Firmenband C.E.L.O. steht bei jeder Feier auf der Bühne.
Was lernt die Geschäftsführerin? Haltung zeigen und authentisch bleiben – im Alltag genauso wie in großen Projekten.
www.compactelectric.at
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