Interview mit Helmut Mojescick
"3.700 Jahre und kein bisschen weise"

| Redaktion 
| 22.10.2025

Von Babylon bis heute: Was einst Karawanen schützte, soll heute Existenzen sichern. Seit Jahrtausenden versuchen Menschen, sich gegen die Unsicherheiten des Lebens abzusichern. Schon im alten Babylon legten Könige Regeln fest, dass Handel und Existenz geschützt bleiben. Das Grundprinzip hat bis heute überdauert – das Bewusstsein dafür eher nicht. Warum fällt es uns also so schwer, aus rund 3.700 Jahren Erfahrung zu lernen? In dieser Interviewserie geben Expert:innen spannende Einblicke und zeigen, worauf es wirklich ankommt. 

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Mojescick, Ihre Branche gilt als eine der ältesten der Welt. Von wie alt sprechen wir da eigentlich?

Helmut Mojescick: Sehr alt. Die ersten Spuren reichen zurück bis ins Jahr 1750 vor Christus – zu König Hammurabi in Babylon. Schon damals gab es erste Regelwerke, die Kaufleute vor Risiken auf Handelsreisen schützen sollten. Das war der Beginn einer Idee, die bis heute unser Leben prägt: Viele tragen gemeinsam, was den Einzelnen überfordern würde.

LEADERSNETDas klingt einfach – und eigentlich sehr modern.

Mojescick: Das Prinzip ist erstaunlich zeitlos. Auch heute funktioniert unsere Gesellschaft nach dem gleichen Gedanken. Doch während das Prinzip einfach geblieben ist, ist die Umsetzung unglaublich komplex geworden.

LEADERSNETInwiefern komplex?

Mojescick: Stellen Sie sich einen großen Topf vor: Viele zahlen ein, wenige nehmen im Ernstfall heraus – und niemand weiß im Voraus, wen es treffen wird. Ohne diesen Ausgleich wären einzelne Schicksalsschläge finanziell nicht tragbar, und eine stabile Wirtschaft kaum vorstellbar. Heute geht es dabei allerdings nicht mehr um Kamelkarawanen im Orient, sondern um moderne Risiken wie Cyberangriffe, Naturkatastrophen oder Unfälle. Die Prinzipien sind dieselben geblieben – nur die Art der Risiken und die Dimensionen sind größer geworden.

LEADERSNETWarum fällt es vielen Menschen schwer, das System des gemeinsamen Absicherns von Risiken zu verstehen oder ihm zu vertrauen?

Mojescick: Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen sind die Erwartungen hoch: Jede:r möchte bestmöglich abgesichert sein – am liebsten zu möglichst geringen Kosten. Doch das lässt sich nicht immer vereinbaren. Wenn dann im Schadenfall etwas nicht so abgedeckt ist, wie man es erwartet hat, entsteht schnell der Eindruck, man sei "über den Tisch gezogen" worden. Zum anderen fehlt oft das grundlegende Wissen. Finanz- und Risikothemenwerden in der Schule oder an der Universität kaum behandelt. Wer nie gelernt hat, wie ein gemeinsamer Risikoausgleich funktioniert, empfindet das System schnell als kompliziert oder undurchsichtig. Wo Wissen fehlt, wächst das Misstrauen.

LEADERSNETSpürt man dieses Misstrauen in der täglichen Arbeit mit den Kund:innen?

Mojescick: Absolut. Und manchmal tragen wir als Vertreter:innen dieser Branche auch selbst dazu bei. Wenn Vertragsbedingungen seitenlang sind und voller Fachbegriffe stecken, ist es kein Wunder, dass sich viele Menschen überfordert fühlen. Wir als Versicherungsexpert:innen müssen verständlicher kommunizieren und die Menschen dort abholen, wo sie stehen. Wenn die Sprache zu technisch ist, entsteht automatisch Distanz. Aber auch die Kund:innen selbst sind gefordert: Wer sich nie mit seiner finanziellen Absicherung beschäftigt, überlässt wichtige Entscheidungen am Ende dem Zufall.

LEADERSNETIhr Appell an die Leser:innen?

Mojescick: Man sollte sich nicht von Komplexität abschrecken lassen. Seit 3.700 Jahren funktioniert das Prinzip, weil es eines der fairsten ist, die es gibt: Gemeinsam tragen, was den Einzelnen überfordern würde. Es schützt uns alle, egal ob damals in Babylon oder heute in Österreich. Wer das versteht, sieht die Versicherungsbranche mit anderen Augen und erkennt: Sicherheit ist kein Zufall. Sie ist das Ergebnis von Verantwortung, Wissen und gegenseitigem Vertrauen. Und das macht uns als Gesellschaft – auch nach 3.700 Jahren – erst wirklich weise.

www.wiener-versicherungsmakler.at

Zur Person und weitere Infos

KR Helmut Mojescick ist Obmann der Fachgruppe Versicherungsmakler in der WK-Wien, unterrichtet an diversen Universitäten und Fachhochschulen, ist gerichtlich beeideter Sachverständiger und Experte für Versicherungsfragen.

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