Deloitte Unternehmensbarometer
In Österreichs Wirtschaft herrscht ambivalente Stimmung

| Tobias Seifried 
| 27.10.2025

Wie aus einer aktuellen Umfrage unter Führungskräften hervorgeht, zeigt sich die Stimmung in heimischen Unternehmen gespalten.

Anhaltende geopolitische Spannungen, Sparzwang und eine wieder steigende Inflation dämpfen die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs. Dem aktuellen Unternehmensbarometer von Deloitte zufolge haben sich die Einschätzungen von Führungskräften über die allgemeine Wirtschaftslage deutlich verschlechtert. Dennoch bewerteten viele heimische Unternehmen ihre eigene Lage weiterhin positiv.

"Bei fast allen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehen die befragten Führungskräfte eine negative Entwicklung", analysiert Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich. Besonders stark gestiegene Personalkosten und Einkaufspreise würden als zentrale Problemfelder gelten. Gleichzeitig zeige sich die Wirtschaft widerstandsfähig: "42 Prozent schätzen die Stimmung im eigenen Unternehmen als positiv ein, 32 Prozent als neutral."

Kritik am US-Zolldeal

Viele Betriebe konzentrieren sich derzeit auf Kostenmanagement, Finanzierungssicherung und Margenverbesserung. Auch das Finden und Halten geeigneter Mitarbeiter:innen bleibe ein zentrales Thema.

Mit Blick auf die Handelsbeziehungen zeige sich jedoch Unzufriedenheit: Fast zwei Drittel der Führungskräfte bewerten den EU-US-Zolldeal negativ, knapp die Hälfte halte die Zugeständnisse der EU für überzogen. Laut dem Deloitte-CEO dürfte die Unsicherheit rund um die Zölle anhalten, über zwei Drittel der Befragten erwarteten sogar eine Verschlechterung. "Viele Unternehmen suchen daher nach alternativen Lösungen. Eine Verschiebung von Handelsströmen und Lieferketten ist wahrscheinlich", so Breit.

Forderungen an die Politik

Um den Wirtschaftsstandort zu stärken, wünschen sich die Befragten von der Bundesregierung rasche Schritte: Vorrang hätten die Bekämpfung der Inflation, Bürokratieabbau, Entlastung bei Einkommenssteuer und Lohnnebenkosten sowie eine Qualifizierungsoffensive für Mangelberufe. Auch Reformen im Gesundheits- und Bildungssystem seien aus Sicht vieler Führungskräfte dringend notwendig.

Harald Breit betont, die Politik gehe diese Themen zwar schrittweise an, es brauche aber "ernsthafte strukturelle Veränderungen und tiefgreifende Lösungen". Maßnahmen, die "nur an der Oberfläche kratzen", seien angesichts der Lage nicht ausreichend.

Gemeinsame Anstrengungen nötig

Der Ausblick bleibt laut Unternehmensbarometer insgesamt gedämpft: Viele Führungskräfte erwarten negative Entwicklungen bei Inflation, Cyberkriminalität sowie Energiepreisen und -verfügbarkeit.

"Die Unternehmen fordern dringend Leadership und positive Signale seitens der Politik, die Mut für einen zukünftigen Aufschwung machen", appelliert Breit. Nur durch ein gemeinsames Handeln von Wirtschaft und Politik könne Österreichs Wettbewerbsfähigkeit langfristig gesichert werden.

www.deloitte.com/at

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