Österreich erlebt 2025 das dritte Rekordjahr in Folge bei Firmenpleiten. In den ersten drei Quartalen wurden bereits 3.163 Unternehmensinsolvenzen eröffnet, ein Plus von 3,20 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Damit liegt die Zahl der Pleiten auf einem historischen Höchststand, der sogar die Vergleichszahlen aus der Finanzkrise 2007/2008 übertrifft. Im Monatsdurchschnitt entsprach das 351 Insolvenzen, auf die Woche gerechnet 81 Verfahren. Das sind die Ergebnisse der Insolvenzstatistik für das erste bis dritte Quartal 2025 des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV).
Eröffnete Firmeninsolvenzen © AKV
Entwicklung nach Quartalen
Die Verteilung über die drei Quartale 2025 zeigt, dass der Höhepunkt mit 1.133 Verfahren im ersten Quartal erreicht wurde. Im zweiten Quartal waren es 1.040 Verfahren und im dritten Quartal 990 Verfahren. Im dritten Quartal ließ die Dynamik leicht nach, dennoch blieb das Niveau sehr hoch.
Firmeninsolvenzen © AKV
Gesamtpassiva auf Milliardenhöhe
Die Gesamtverbindlichkeiten der Firmeninsolvenzen beliefen sich in den ersten drei Quartalen 2025 auf 9,51 Milliarden Euro. Im Vergleichszeitraum 2024 waren es noch 12,96 Milliarden Euro, was einem Rückgang um 26,6 Prozent entspricht. Dennoch liegt das aktuelle Volumen weiterhin auf einem außergewöhnlich hohen Niveau. Auffällig ist das Missverhältnis zwischen angemeldeten und tatsächlich anerkannten Forderungen, vor allem bei Verfahren aus der Signa-Gruppe, wo vielfach weniger als ein Prozent der Forderungen anerkannt wird.
Betroffene Branchen
Besonders stark betroffen ist die Immobilienwirtschaft. Nach dem Zusammenbruch mehrerer großer Konzerne entfielen neun der zehn größten Insolvenzen auf Immobilienentwickler, davon acht auf die Signa-Gruppe. Allein in den ersten neun Monaten wurden 99 Signa-Gesellschaften insolvent, insgesamt sind es seit Ende 2023 bereits 156 Unternehmen.
Auch andere Branchen wiesen hohe Fallzahlen auf. Der Handel verbuchte 774 Insolvenzen, der Bau 673 und die Gastronomie 516. Im Bereich Grundstücks- und Wohnungswesen summierten sich die Passiva auf 4,45 Milliarden Euro.
Regionale Unterschiede
Die Entwicklung verlief regional sehr unterschiedlich. Zuwächse zeigten Kärnten mit +22 Prozent, Salzburg mit +12 Prozent, Tirol mit +10,47 Prozent und Oberösterreich mit +10,39 Prozent. Wien verzeichnete ein Plus von +2,8 Prozent. Rückgänge gab es hingegen in Vorarlberg (-19,75 %), im Burgenland (-13,93 %), in Niederösterreich (-0,53 %) und in der Steiermark (-0,26 %).
Abweisungen und Anträge
Ein alarmierendes Signal ist die Zunahme der Abweisungsbeschlüsse: In 2.243 Fällen lehnten Gerichte Verfahren mangels kostendeckendem Vermögen ab – ein Anstieg um 21,77 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei den Antragstellungen überwogen mit 52,64 Prozent die Gläubigeranträge, während 47,36 Prozent auf Eigenanträge entfielen.
Top 10 Firmeninsolvenzen Österreich nach Passiva © AKV
Die größten Insolvenzen des Jahres
Die größten Firmenpleiten Österreichs in den ersten drei Quartalen 2025 zeigen die Dominanz der Immobilienbranche: Angeführt wird die Liste von der Signa Warenhaus Premium Immobilien Beteiligung GmbH mit 1,041 Milliarden Euro Passiva, gefolgt von der Signa Prime Capital Invest GmbH mit 870 Millionen Euro und der Herkules Holding GmbH mit 777 Millionen Euro. Auch die Süba AG mit 261,8 Millionen Euro und die Erste Wiener Hotel AG mit 254 Millionen Euro zählen zu den größten Fällen. Die SPS Primus Holding GmbH mit 238 Millionen Euro Passiva wurde bereits abgeschlossen und endete mit einer Konkursquote von 40,32 Prozent (Siehe Grafik – Top 10 Firmeninsolvenzen Österreich nach Passiva).
Auswirkungen auf Arbeitsplätze
Von den Insolvenzen waren in den ersten drei Quartalen 10.784 Arbeitsplätze betroffen, was einem Rückgang von 23,87 Prozent gegenüber dem Vorjahr (14.165) entspricht. Besonders betroffen war die Palmers Textil AG mit 515 Mitarbeiter:innen, deren Sanierung mit erheblichem Personalabbau verbunden war. Auch die Hermes Schleifmittel GmbH (188 Mitarbeiter:innen), die Teufelberger GmbH (186 Mitarbeiter:innen), die Tutic Bau GmbH (169 Mitarbeiter:innen) und die Haka Küche GmbH (158 Mitarbeiter:innen) gehören zu den größten Fällen.
Top 5 Insolvenzen Österreich nach Dienstnehmern © AKV
Ausblick
Der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) rechne für das Gesamtjahr 2025 mit rund 4.300 eröffneten Firmeninsolvenzen. Zählt man die Abweisungsbeschlüsse hinzu, soll die Gesamtzahl auf fast 7.300 Verfahren steigen – ein neuer Rekordwert zum dritten Mal in Folge. Der Verband gehe davon aus, dass mit Ende 2025 die Talsohle erreicht sein könnte und 2026 eine vorsichtige wirtschaftliche Erholung einsetzt.
www.akv.at
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