Nachrichten sind nach wie vor ein fester Bestandteil des täglichen Lebens und prägen die öffentliche Wahrnehmung aktueller Entwicklungen. Gleichzeitig zeigt sich jedoch ein ambivalentes Verhältnis zum News-Konsum: Einerseits besteht in der Bevölkerung ein starkes Bedürfnis nach Information und Aktualität, andererseits gehen Nachrichten zunehmend mit negativen Emotionen, Gefühlen der Überforderung und wachsender Skepsis gegenüber den Quellen einher.
Besonders deutlich wird dies im Kontext der digitalen Transformation. Klassische Medien stehen in Konkurrenz zu sozialen Netzwerken und algorithmusgetriebenen Plattformen, die Informationen in hoher Geschwindigkeit, aber oftmals auch ungefiltert und emotional aufgeladen verbreiten. Hinzu kommt die wachsende Rolle künstlicher Intelligenz im Journalismus und in der Content-Erstellung – ein Aspekt, der bei vielen Nutzer:innen Misstrauen hervorruft. Eine aktuelle Studie von Marketagent unter 3.000 Befragten in Österreich, Deutschland und der Schweiz (Siehe Infobox) verdeutlicht diese widersprüchliche Haltung: Das Interesse an Nachrichten bleibt hoch, doch der Konsum geht vielfach mit Skepsis, emotionaler Belastung und kritischer Reflexion einher.
Nachrichtentyp © Marketagent
Großes Interesse, aber oft nur Schlagzeilen
86 Prozent der Befragten im DACH-Raum sind zumindest eher an aktuellen Nachrichten interessiert, lediglich 2,7 Prozent zeigen gar kein Interesse. Die größte Gruppe (36 %) sieht sich als "Pragmatiker:in", die Basisinformationen suchen, ohne sich in Details zu vertiefen. Ein Viertel zählt sich zu den "Nachrichten-Junkies", während zwölf Prozent eher als "Nachrichten-Muffel" gelten. Auffällig ist, dass jede:r Dritte zugibt, häufig nur Schlagzeilen zu konsumieren – in der Schweiz sogar 39 Prozent.
TV, Social Media und Co.
Trotz der digitalen Konkurrenz dominiert das Fernsehen weiterhin als wichtigster täglicher Nachrichtenkanal (49 %), gefolgt von Radio (41 %). Social Media liegt insgesamt bei 34 Prozent, ist jedoch in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen bereits führend mit 52 Prozent. Auch bei den 30- bis 39-Jährigen gewinnen Plattformen wie Instagram und Bluesky zunehmend an Bedeutung.
Nutzung verschiedener Nachrichtenkanäle © Marketagent
Kriterien bei der Wahl der Nachrichtenquelle
Bei der Auswahl der Medien legen Konsument:innen vor allem Wert auf Unabhängigkeit und Objektivität (46 %) sowie auf kostenfreie Inhalte (45 %). Qualität (37 %) und Verständlichkeit (36 %) folgen dahinter. Gewohnheit, Mehrperspektivität und interessante Formulierungen spielen eine untergeordnete, aber dennoch relevante Rolle.
Emotionen zwischen Sorge und Ärger
Nachrichten sind für viele eher belastend, das sind die Ergebnisse der Studie. Sie lösen vor allem Sorge (46 %), Ärger (45 %) und Frustration (34 %) aus. Positive Gefühle bleiben selten. Zwei Drittel (67 %) ärgern sich zumindest gelegentlich über die Berichterstattung – besonders in Österreich (73 %). Mehr als jede:r Zweite (53 %) fühlt sich durch die Flut an Informationen überfordert.
Erwartungen an konstruktiven Journalismus
Zentrale Aufgaben der Medien sind laut Befragung die Bereitstellung verlässlicher Informationen (74 %) und die Information über aktuelle Ereignisse (68 %). Besonders das Fernsehen (44 %) und das Radio (28 %) gelten als konstruktiv, während Social Media nur von 16 Prozent so eingeschätzt wird. Die Erwartungen sind klar: 59 Prozent wünschen sich mehr Perspektiven, 48 Prozent mehr Kontext und 47 Prozent weniger Zynismus. 37 Prozent betonen die Bedeutung lösungsorientierter Ansätze.
Medien mit besonders konstruktivem Journalismus © Marketagent
"Das Informationsbedürfnis ist ungebrochen, gleichzeitig wächst der Wunsch nach mehr Einordnung und weniger Schlagzeilengetöse. Unsere Studie macht deutlich: Zwischen Frustration über die Berichterstattung und Überforderung durch die Newsflut steigt die Sehnsucht nach einem konstruktiven Journalismus, der Probleme nicht nur benennt, sondern auch Lösungen, Perspektiven und Hoffnung aufzeigt", sagt Marketagent-Founder Thomas Schwabl.
Misstrauen bei KI überwiegt
Mehr als ein Drittel (37 %) glaubt, dass bereits bei etwa der Hälfte der Beiträge KI im Einsatz ist, 18 Prozent gehen sogar von einer weitreichenden Nutzung aus. Gleichzeitig überwiegt die Skepsis: 73 Prozent haben weniger Vertrauen in KI-generierte Inhalte, 64 Prozent empfinden sie als wenig konstruktiv.
Wahrgenommener Einsatz von KI im Journalismus © Marketagent
Die Forderung nach Transparenz ist eindeutig: 81 Prozent sprechen sich für eine klare Kennzeichnung von KI-Beiträgen aus. "Künstliche Intelligenz ist längst Teil des Journalismus – das spüren die Menschen. Vertrauen entsteht aber erst, wenn offengelegt wird, wo KI im Spiel ist, und wenn Inhalte nachvollziehbar bleiben. 81 Prozent sprechen sich in unserer Studie für eine klare Kennzeichnung von KI-generierten Beiträgen im Journalismus aus. Transparenz ist damit der Schlüssel, um Akzeptanz zu schaffen", erklärt Andrea Berger, Research & Communications Manager bei Marketagent.
www.marketagent.com
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