Auch in diesem Jahr hat Infinco zu seinem traditionellen Financial Lines Dialog geladen. Als Location diente das Convention Center von Schloss Luberegg. Heuer rückte Gastgeber und Infinco-Geschäftsführer Joe Kaltschmid die Themen Managementhaftung, Cyberrisiken, KI-Regulierung und die neuen Anforderungen des EU-AI-Acts in den Fokus. Die von nah und fern angereisten Expert:innen aus Wirtschaft, Recht und Versicherungswesen nutzten den Branchentreff, um über aktuelle Entwicklungen an der Schnittstelle von Management, Technologie und Regulierung zu diskutieren. Moderiert wurde die Veranstaltung von Versicherungsprofi Helmut Tenschert.
Managementfehler als Insolvenztreiber
Zum Auftakt beleuchtete Philipp Strasser, Versicherungs- und Gesellschaftsrechtler sowie Gründer der Kanzlei Strasser Haindl Meyer Rechtsanwälte, die Rolle der D&O-Versicherung in Unternehmenskrisen. Rund zwei Drittel aller Insolvenzen seien auf Managementfehler zurückzuführen, betonte er. Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wachse die persönliche Haftung von Geschäftsführer:innen deutlich. Wer Führungsverantwortung trage, müsse juristische, betriebswirtschaftliche und versicherungstechnische Aspekte gleichermaßen berücksichtigen.
Wirecard als Lehrstück
Ein Highlight der Veranstaltung war der Vortrag von Fabian Herdter, Partner bei Wilhelm Rechtsanwälte. Am Beispiel des Wirecard-Skandals zeigte er auf, wo die praktischen und rechtlichen Grenzen der D&O-Versicherung liegen. Zentrale Bedeutung komme dabei der sogenannten Umstandsmeldung zu, die Gerichte – etwa das OLG Frankfurt – zunehmend konkretisierten: Pauschale Hinweise seien nicht mehr ausreichend, vielmehr müssten potenzielle Ansprüche detailliert dargestellt werden. Auch Fragen zu Serien-Schadenklauseln, Ausschlüssen und zur zeitlichen Zuordnung von Ansprüchen machten deutlich, wie komplex die Absicherung von Managementfehlern geworden ist.
Cybersecurity als Führungsaufgabe
Elmar Jilka, CEO der Genoa Group, rückte die wachsende Bedeutung von Cyberrisiken in den Mittelpunkt. Diese seien längst keine rein technischen Themen mehr, sondern eine zentrale Führungsaufgabe. Anhand realer Angriffsszenarien zeigte er, welche Konsequenzen mangelnde Kommunikation zwischen IT-Abteilungen und Geschäftsführung haben kann. Jilka plädierte für klare Governance-Strukturen, automatisierte Risikoüberwachung und eine kennzahlenbasierte Steuerung. Sein Fazit: "Cybersecurity ist kein Kostenfaktor, sondern Teil moderner Unternehmenssteuerung."
EU-AI-Act verändert Versicherungswelt
Den Abschluss bildete Toni Brnada, Partner der Kanzlei SPWR Rechtsanwälte und Spezialist für KI- und Datenschutzrecht. Er erläuterte die weitreichenden Folgen des EU-AI-Acts, der im Februar 2025 in Kraft getreten ist. Versicherer, Makler:innen und Unternehmen müssten sich auf neue Schulungs- und Dokumentationspflichten sowie umfassende Risikoanalysen einstellen. Besonderes Augenmerk liege auf dem Umgang mit sensiblen Daten und der Haftung im Schadensfall. Brnada riet dazu, "bereits jetzt klare KI-Richtlinien und Schulungsprogramme zu etablieren – nicht erst, wenn die Behörde vor der Tür steht".
Fazit: Aktives Risikomanagement gefragt
Abschließend bleibt festzuhalten, dass der Financial Lines Dialog 2025 aufzeigte, wie eng Managementhaftung, Cybersecurity und KI-Regulierung heute verzahnt sind. Aufgrund der Fachbeiträge und Diskussionen bot die Veranstaltung Orientierung für Entscheidungsträger:innen in einer zunehmend komplexen Risikolandschaft. Der Tenor: Zukunftsfähige Unternehmensführung bedeutet mehr als Absicherung – sie verlangt proaktives Risiko- und Verantwortungsmanagement.
Fotos vom Financial Lines Dialog 2025 sehen Sie in der Galerie.
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