Zehntausende von Lichtjahren groß
Forscher entdecken mysteriöse Welle in unserer Milchstraße

Neue Daten des ESA-Weltraumteleskops Gaia zeigen ein bislang unbekanntes Wellenmuster am Rande unserer Heimatgalaxie, das sich über zehntausende Lichtjahre erstreckt und dessen Ursprung noch völlig rätselhaft ist. 

Kaum etwas fasziniert die Menschheit so sehr wie der Blick in den Sternenhimmel – heute ebenso wie vor tausenden von Jahren. Schon frühe Hochkulturen wie die Babylonier und Ägypter beobachteten die Bewegungen von Sonne, Mond und Planeten, etwa um Kalender zu erstellen und Naturereignisse zu deuten. Später legten Forscher wie Kopernikus, Galilei und Kepler mit ihren Erkenntnissen den Grundstein für unser heutiges Verständnis des Universums.

Seither hat sich viel getan in diesem Forschungsgebiet – inzwischen wissen wir so einiges über unser Sonnensystem und darüber hinaus, und dennoch gewinnen Forscher:innen rund um den Globus immer wieder neue Erkenntnisse. Eine jüngste Entdeckung der Europäischen Weltraumorganisation (European Space Agency, ESA) wirft jedoch mehr Fragen auf, als sie beantwortet: So konnte ein Forschungsteam mithilfe des ESA-Weltraumteleskops Gaia feststellen, dass eine gigantische Welle unsere Milchstraße durchzieht, die sich – ähnlich wie viele andere Objekte im Weltall – bewegt. Woher diese kommt und wie sie entstanden ist, ist derzeit noch unklar. 

Mehrere zehntausend Lichtjahre große Welle

Über ein Jahrzehnt lang hat Gaia die Milchstraße untersucht – im Zuge der Auswertung dieser Beobachtungen zeigt sich, dass sich Sterne im äußeren Bereich unserer Heimatgalaxie in einem wellenförmigen Muster auf und ab bewegen. Die Bewegung, die einer La-Ola-Welle in einem Stadion ähnelt, erstreckt sich dabei über ein Gebiet, das Zehntausende von Lichtjahren groß ist. Konkret sind Sterne in Entfernungen zwischen 30.000 und 65.000 Lichtjahren, ausgehend vom galaktischen Zentrum, betroffen – die gesamte Milchstraße misst im Durchmesser vergleichsweise rund 100.000 Lichtjahre.

Forschende unschlüssig über Entstehung

Bislang rätseln Wissenschaftler:innen darüber, was die großräumige Bewegung im Sternensystem verursacht hat. Besonders deutlich zeigt sich das Phänomen bei jungen Riesensternen und sogenannten Cepheiden, deren regelmäßig schwankende Helligkeit eine Beobachtung selbst über weite Entfernungen ermöglicht. Eine Theorie geht davon aus, dass eine frühere Kollision der Milchstraße mit einer kleineren Galaxie dafür verantwortlich sein könnte – solche Begegnungen hinterlassen häufig Spuren in der Bewegung von Sternen und Gas.

Ob auch ein Zusammenhang mit der sogenannten Radcliffe-Welle besteht – eine mehrere tausend Lichtjahre lange, wellenförmige Gasstruktur in der Nähe der Sonne, in der sich viele Sternentstehungsgebiete unserer Galaxie befinden – ist derzeit offen. Künftige Datenauswertungen des Gaia-Teleskops könnten jedoch helfen, diese Strukturen präziser zu kartieren und ihre Entstehung besser zu verstehen.

Mehr Informationen zur Forschung können Sie hier nachlesen.

www.esa.int

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