Umstrittenes Abkommen
"Mercosur" eröffnet laut Analyse Chancen für Österreichs Wirtschaft

| Tobias Seifried 
| 11.09.2025

Am meisten würde von dem hierzulande äußerst umstrittenen Abkommen das Bundesland Oberösterreich profitieren. Insgesamt sieht die Studie großes Exportpotenzial für die Industrie.

Die EU treibt das Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten, das hierzulande Politik und Wirtschaft spaltet (LEADERSNET berichtete), voran. Am 3. September 2025 leitete die Europäische Kommission den Ratifizierungsprozess für das Abkommen mit Brasilien, Argentinien, Uruguay, Paraguay und Bolivien ein. Damit würden Zölle weitgehend fallen und Handelshemmnisse abgebaut. Nun zeigt eine aktuelle Studie der Bank Austria, dass der Deal für Österreichs Industrie neue Perspektiven eröffnen würde. 

Exportpotenzial für Industrie

Obwohl Österreich 2024 Waren im Wert von 1,3 Milliarden Euro nach Südamerika exportierte, entsprach das nur 0,7 Prozent der gesamten Ausfuhren. Wichtige Exportgüter waren Maschinen, Pharmazeutika und Getränke. Vor allem Oberösterreich und die Steiermark – gemeinsam fast die Hälfte der Exporte – sowie Salzburg mit seiner Getränkeindustrie und Wien mit Pharmaerzeugnissen könnten profitieren.

UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer sprach von "neuen Exportchancen und gestärkter Wettbewerbsfähigkeit". Sein Kollege Robert Schwarz betonte, dass der Wegfall von bis zu 35 Prozent Zoll auf Fahrzeuge und 20 Prozent auf Maschinen die Industrie entlaste.

Studie zu Mercosur-Abkommen

Zollabbau als Wachstumsimpuls

Der durchschnittliche Zollsatz für österreichische Exporte lag 2024 bei zehn Prozent und verursachte Kosten von rund 130 Millionen Euro. Mit dem Abkommen würden über 90 Prozent der Abgaben wegfallen – besonders in Fahrzeugbau, Getränkeindustrie und Maschinenbau.

Wertschöpfung und Arbeitsplätze

Bereits heute hängen rund 5.000 Industriearbeitsplätze direkt oder indirekt am Mercosur-Handel. Nach Berechnungen der EU könnte das Abkommen die Exporte um bis zu 40 Prozent steigern. Für Österreich hieße das eine zusätzliche Wertschöpfung von etwa 300 Millionen Euro und bis zu 2.000 neue Industriearbeitsplätze.

Studie zu Mercosur-Abkommen

Am meisten würden der Auswertung zufolge Oberösterreich (plus 80 Millionen Euro, 550 Jobs) und die Steiermark (plus 50 Millionen Euro, 350 Jobs) gewinnen. Salzburg, Wien und Niederösterreich könnten zusammen rund 40 Millionen Euro und 300 Stellen verbuchen. Für Tirol wird ein Plus von 25 Millionen Euro und 150 Jobs erwartet. In Vorarlberg, Kärnten und im Burgenland bliebe der Effekt gering.

Landwirtschaft unter Druck

Neben Chancen für die Industrie birgt das Abkommen auch Risiken: Die heimische Landwirtschaft müsse mit billigeren Fleischimporten aus Südamerika rechnen. "Das Mercosur-Abkommen ist eine wichtige Ergänzung, ersetzt aber bestehende Handelsbeziehungen nicht – die Wirtschaftskraft der Mercosur-Staaten entspricht nur rund zehn Prozent jener der USA", so Bruckbauer.

www.bankaustria.at

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV