Fotos des 19. qualityaustria Gesundheitsforums
Experten beleuchteten menschlichen Aspekt im heimischen Gesundheitssystem

| Janet Teplik 
| 11.09.2025

Beim 19. qualityaustria Gesundheitsforum traf sich eine Vielzahl an Interessierten in der wolke19 zu Keynotes, Impulsen sowie Diskussionen und spannte dabei einen Bogen vom Lebensbeginn bis ins hohe Alter. 

Österreich sieht sich aktuell mit einer Reihe wirtschaftlicher Fragen konfrontiert, auf die wohl oder übel Antworten gefunden werden müssen. Darunter auch die Pensionsfrage, die sich aufgrund des demografischen Wandels nicht länger in den Hintergrund drängen lässt. Die Geburtenrate sinkt weiter, während die Lebenserwartung steigt. Es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen Jung und Alt, denn immer weniger Menschen arbeiten, und gleichzeitig beziehen immer mehr Rente. Und so gerät das Pensionssystem ins Wanken. 

Als Lösungsansatz hat daher die Regierung eingebracht, das Regelpensionsalter für Frauen bis 2033 anzuheben und es damit an jenes für Männer anzupassen (LEADERSNET berichtete). Außerdem sind mit Blick auf den Fachkräftemangel neue Arbeitsmodelle geplant, um ältere Arbeitnehmende länger in Beschäftigung zu halten (LEADERSNET berichtete). Der Ruf nach einer geringeren Wochenarbeitszeit scheint angesichts der angespannten Budgetlage des Landes verhallt oder ignoriert. Die Herausforderungen am Arbeitsmarkt haben wiederum unmittelbare und mittelbare Auswirkungen auf das Gesundheitswesen. So rückt die Bedeutung von psychischer Gesundheit zunehmend in den Vordergrund. Ein Umdenken in puncto Vorsorge ist gefragt und gefordert. Beim kürzlich stattgefundenen 19. qualityaustria Gesundheitsforum beleuchteten daher Expert:innen aus Medizin, Management und betrieblicher Praxis den menschlichen Aspekt des heimischen Gesundheitssystems.  

Gesundheit fürs ganze Leben

Stattgefunden hat das Gesundheitsforum am 10. September 2025 im wolke19 im 22. Wiener Bezirk. Eine Vielzahl an Interessierten traf sich dort zu Keynotes, Impulsen und Diskussionen mit Expert:innen der Branche. Marica Pfeffer-Larsson, Leiterin des Branchenmanagements Gesundheitswesen bei Quality Austria, zeigte sich dabei bei ihrem Eröffnungsstatement überzeugt, dass es Investitionen in smarte Vorsorgemedizin brauche, die Menschen bereits frühzeitig stärkt, und nicht jene in teure Reparaturmedizin. "Gesundheit bedeutet mehr, als nicht krank zu sein. Ein nachhaltiges Gesundheitssystem berücksichtigt, dass sich die Bedürfnisse der Menschen im Laufe des Berufslebens verändern – von Vorsorge und Aktivität in jungen Jahren bis zu Regeneration und Sinnstiftung im hohen Alter. Dabei sind Arbeitgeber:innen und Gesundheitswesen gleichermaßen gefordert, denn die Kompetenzen und die Gesundheit der Arbeitskräfte zahlt unmittelbar in die Qualität und Leistungsfähigkeit der heimischen Wirtschaft ein", so Pfeffer-Larsson. 

Im Anschluss zeigte Paul Plener, Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie (Medizinische Universität Wien), in seiner Keynote auf, was Menschen brauchen, um langfristig stabil zu sein. Neben protektiven Bedingungen wie soziale Einbindung, sinnstiftenden Tätigkeiten oder der körperlichen Gesundheit gehöre auch ein verlässlicher Zugang zur psychogesundheitlichen Versorgung. "Die Förderung psychischer Gesundheit sollte als multidisziplinäre Herausforderung begriffen werden und demnach einen hohen Stellenwert für das Allgemeinwohl unserer Gesellschaft haben", appelliert Plener.  Eine multiperspektivische Betrachtung von individuellen, sozialen und strukturellen Einflussfaktoren nehme laut ihm zwangsläufig alle Institutionen in die Pflicht, in die Menschen im Laufe ihres Lebens eingebettet sind – und das auch aus ökonomischer Sicht bereits im Kindergarten. "Der niederschwellige Zugang zu Behandlungsangeboten ist über das gesamte Leben essenziell und beginnt mit einer flächendeckenden kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung. Die Entwicklung der notwendigen Resilienz beginnt lange vor dem Einstieg ins Berufsleben bzw. der Entscheidung für die Ausbildung", meint der Experte. Abschließend zeigt er sich sicher, dass ein Zusammenspiel zwischen seelischer und körperlicher Gesundheit für ein Neudenken der Gesundheitsversorgung notwendig sei.

Altersprozesse verstehen

Der Molekularbiologe und Autor Slaven Stekovic erklärte wiederum, wie komplex der Alterungsprozess ist und wie er durch Langlebigkeitsroutinen, Ernährungsoptimierung oder gezielte Trainingsmethoden beeinflusst wird. So würde nicht nur der Einsatz neuer Technologien wie Künstliche Intelligenz das Verständnis fürs Älterwerden verändern, sondern auch therapeutische Lösungen für die Förderung von Longevity. "Altern ist ein komplexes Zusammenspiel unserer Genetik und unserer Umgebung. Neue Technologien wie Multi-Omics und KI ermöglichen uns, diese komplexen Zusammenhänge besser zu verstehen und für die Verbesserung unserer Gesundheit und Langlebigkeit zu verwenden", so der Autor. 

Frauen zum Thema machte hingegen die Gynäkologin und in Schweden bekannte Autorin Hilde Löfqvist. In ihrem Vortrag lenkte sie den Blickwinkel auf die Ressourcen dieser in der Lebensmitte. Im Laufe der Lebensjahre verändert sich der menschliche Hormonhaushalt – und infolgedessen auch die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden, denn sowohl Männer als auch Frauen können von hormonellen Veränderungen betroffen sein, die unter anderem zu einer veränderten Leistungsfähigkeit führen. Löfqvist nutzte zur Veranschaulichung das Beispiel Menopause: "Man muss sich der Veränderungen des eigenen Körpers bewusst sein. Ein besseres Verständnis für die Frau in den Wechseljahren und solidarische Unterstützung führen dazu, dass Rollen neu definiert werden können." Sie zeigt sich überzeugt, dass mehr Bewusstsein sowohl Arbeitnehmenden als auch Arbeitgebenden besser auf unterschiedliche Lebenssituationen vorbereiten und dafür sorgen könnten, dass nicht die Defizite, sondern die Chancen im Vordergrund stehen. "Arbeitnehmende in der Lebensmitte zeichnen sich durch Erfahrung, Verlässlichkeit und persönliche Reife aus. Als Gesellschaft müssen wir lernen, dass jede Lebensphase Vorteile bringt und diese Ressourcen mit der Bereitstellung geeigneter Rahmenbedingungen nutzen", schließt die Autorin ab. 

Zum Schluss ergänzt Plener schließlich: "Es braucht ein neues, verantwortungsvolles und vorausschauendes Verständnis für die Gesundheitsvorsorge über das gesamte Leben hinweg. Ergänzend zur Patientensicherheitsstrategie 3.0 besteht mit der ISO 7101 ein für das Gesundheitssystem maßgeschneiderter Qualitätsstandard, der den Faktor Mensch, sowohl als Patient:innen als auch als Mitarbeiter:innen, in den Mittelpunkt stellt. Das ist ein wichtiger Ansatz, um mit der entsprechenden Strategie Maßnahmen umzusetzen, die gesteckten Ziele zu erreichen und erfolgreich und vernetzt in Richtung Zukunft zu steuern."

LEADERSNET besuchte das Gesundheitsforum und hat Eindrücke für Sie in der Galerie gesammelt. 

www.qualityaustria.com

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