Umfrage in Österreich
Grünes Wohnen gewinnt weiter an Relevanz

Aus einer Erhebung geht hervor, dass den Österreicher:innen ein umweltfreundliches Wohnumfeld in gewisser Hinsicht am Herzen liegt. Relevanter sind für sie in dieser Hinsicht allerdings andere Themen. 

Klimaforscher:innen warnten schon seit Jahrzehnten vor den möglichen Auswirkungen des Klimawandels. In den vergangenen Jahren haben zunehmende Überschwemmungen, Waldbrände, Hitzewellen und Stürme das Thema schließlich auch in das Bewusstsein einiger Politiker:innen und vieler Menschen gerückt. So haben sich inzwischen nicht nur Unternehmen dem Klimaschutz verschrieben, sondern auch immer mehr Österreicher:innen schauen, dass sie ihren privaten Beitrag leisten können. Einher mit dieser Entwicklung geht nach neuesten Erkenntnissen auch der anwachsende Wunsch nach einem umweltfreundlichen Wohnumfeld – ein Ergebnis, zu dem immowelt erst kürzlich im Rahmen einer Umfrage kam, bei der 1.000 Personen ab 16 Jahren in ganz Österreich befragt wurden. 

Zwischen Ideal und Alltag

Demnach habe eine große Mehrheit der Österreicher:innen angegeben, dass ihnen ein umweltfreundliches Wohnumfeld zumindest ein Stück weit am Herzen liegt (86 %). Allerdings gerate die gute Absicht ins Wanken, wenn es um konkrete Entscheidungen gehe. So hat nur jede:r Fünfte angegeben, Nachhaltigkeit beim Wohnen als "sehr wichtig" zu empfinden. Für die Mehrheit bleibe sie aber eher eine sympathische Begleiterin im Hinterkopf als ein echter Entscheidungsmaßstab. 

"Die Studie zeigt, dass ein Umweltbewusstsein bei vielen Österreichern auch beim Wohnen grundsätzlich vorhanden ist", erklärt Robert Wagner, Geschäftsführer von immowelt. "Viele erhoffen sich von klimafreundlichen Sanierungen allerdings vor allem finanzielle Vorteile, beispielsweise günstigere Betriebskosten. Wenn es dagegen um konkrete Zusatzkosten geht, sind die meisten eher zurückhaltend", so sein Fazit.

Dabei gäbe es auch nur geringe Unterschiede in der Bewertung nachhaltiger Wohnkriterien zwischen Städter:innen und Menschen vom Land – ganz gleich, ob sie im eigenen Haus oder Wohnblock leben. Dennoch sei bei den Hausbesitzer:innen das Bewusstsein am stärksten ausgeprägt (22 % vs. in ländlichen Regionen 21 %). Insgesamt zeige sich aber, dass die Haltung zur Nachhaltigkeit zwar breit gestreut, jedoch nicht besonders tief verankert ist. 

Was laut Untersuchung wirklich zählt

Besonders gefragt seien nachhaltige Wohnlösungen, die sich direkt finanziell bemerkbar machen. 61 Prozent der Befragten nennen laut immowelt niedrige Betriebskosten als wichtigsten Faktor, gefolgt von einem modernen Heizsystem auf Basis erneuerbarer Energien und dem (54 %) Wunsch nach einem gesunden Raumklima (46 %). Abstraktere Aspekte wie die Recyclingfähigkeit von Baumaterialien (14 %) oder die flexible Nutzbarkeit der Wohnräume (19 %) stünden hingegen weniger im Fokus. Die Bereitschaft würde zudem sinken, wenn konkrete Zusatzkosten ins Spiel kommen. Demnach wären nur 13 Prozent "auf jeden Fall" bereit, mehr für klimafreundliches Wohnen zu zahlen. Das bedeutet: Nachhaltigkeit bleibt zwar ein guter Ansatz, scheitert schlussendlich aber oftmals an den Finanzen und bleibt damit nur selten ein handlungsleitendes Kriterium.

Weitere Faktoren

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit variiere zudem je nach dem geplanten Zeitraum für einen Umzug. Während jene, die keine Umzugspläne haben, zu 58 Prozent übereinstimmen, dass Nachhaltigkeit bei der Wohnungswahl eine Rolle spiele, sind es bei denen mit mittelfristigen Veränderungsabsichten (4–5 Jahre) nur 44 Prozent. Bei kurzfristigen Umzugsplänen (innerhalb von 2–3 Jahren) steige hingegen die Bereitschaft wieder auf 51 Prozent. Laut immowelt ließ dieses Ergebnis darauf schließen, dass Menschen ohne unmittelbaren Veränderungsdruck tendenziell bereits in einer Wohnung leben, die ihren nachhaltigen Ansprüchen gerecht werden oder sie sich mit den zu erwartenden Mehrkosten bisher nicht ausreichend auseinandergesetzt haben. 

Zudem wird der sogenannte "Attitude-Behavior-Gap" als Erklärungsversuch für die Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach nachhaltigem Wohnen und der zugleich schwach ausgeprägten Bereitschaft dafür, Geld zu investieren, angeführt. Auch in anderen Lebenssituationen würde sich dieser Widerspruch deutlich zeigen: Laut einer aktuellen Umfrage des Kompetenznetzwerks Handel würden zwar 41 Prozent der Österreicher:innen angeben, dass Nachhaltigkeit ihr Konsumverhalten beeinflusst. Doch nur 28 Prozent sind tatsächlich bereit, dafür auf Wohlstand zu verzichten. 

www.immowelt.at

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