Interview mit Wolfgang Scheibenpflug
"Hier entsteht mehr als ein Flughafen – hier entsteht eine Stadt"

Im LEADERSNET-Interview spricht Wolfgang Scheibenpflug, Geschäftsbereichsleiter Immobilien- und Standortmanagement am Flughafen Wien, u. a. über die strategische Entwicklung der AirportCity, die Rolle von Innovation und KI sowie die Verbindung von Internationalisierung und regionaler Verantwortung. Zudem erläutert er, wie der Standort zu einem der größten Büro- und Logistikzentren Wiens wurde und welche Projekte derzeit umgesetzt werden.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Scheibenpflug, Sie sind Geschäftsbereichsleiter Immobilien- und Standortmanagement des Flughafen Wien. Der Airport Vienna ist längst nicht nur ein Flughafen, sondern hat sich zu einer eigenen Stadt entwickelt – einem internationalen Business-Hub. Was war die Strategie dahinter und welche weiteren Projekte sind geplant?

Wolfgang Scheibenpflug: Wir haben vor etwa zwölf Jahren begonnen, die Vienna Airport City zu entwickeln, mit dem strategischen Ziel, ein weiteres Standbein im Non-Aviation-Bereich aufzubauen. Das Schwierigste war, den Flughafen als Stadt zu begreifen – natürlich ohne Wohnbevölkerung, aber mit einer Wirtschaftsstadt als Betriebsstandort. Wir haben die Hotelkapazitäten massiv ausgebaut: aktuell rund 900 Zimmer, weitere 500 werden noch dieses Jahr kommen. Im Bürobereich entsteht bis Anfang 2028 der "Office Park 4 Next" mit rund 17.000 Quadratmetern zusätzlicher Fläche – alles energieautark durch Geothermie. Insgesamt werden wir etwa 130.000 Quadratmeter Bürofläche am Standort haben und damit zu einem der größten Bürostandorte Wiens und Umgebung.

LEADERSNET: Wie attraktiv ist die AirportCity für internationale Unternehmen, die Österreich als Markteintritt nutzen wollen?

Scheibenpflug: Internationale Unternehmen stehen klar im Fokus. Viele nutzen die perfekte Anbindung per Auto, Bahn und Flugzeug. Besonders interessant sind wir für Unternehmen aus dem Cargo- und Logistikbereich: Rund 300.000 Tonnen hochwertige Güter werden jährlich transportiert. Über 80 Logistikunternehmen haben sich bereits angesiedelt.

LEADERSNET: Die Immobilienbranche ist aktuell durch Hochzinsphasen und geringe Eigenkapitalquoten vieler Firmen unter Druck. Wie stellt sich die Lage beim Flughafen Wien dar?

Scheibenpflug: Wir befinden uns in einer privilegierten Position. Wir bieten nicht nur Flächen, sondern ein Rundum-Paket inklusive Infrastruktur und Dienstleistungen. Fast alle Objekte sind im Eigentum des Flughafens, sodass wir den kompletten Lebenszyklus von der Projektentwicklung über Bau und Betrieb bis zur langfristigen Instandhaltung kontrollieren können.

LEADERSNET: Am Flughafen Wien setzt man auf Innovationen. Sie konnten viele neue Mieter:innen ansiedeln und sich als Logistikzentrum etablieren. Wenig verwunderlich, dass bald ein drittes Hotel eröffnet wird. Welche Expansionen stehen noch an?

Scheibenpflug: Das neue Hotel wird in Holzbauweise errichtet und mit 510 Zimmern das größte in Holz gebaute Hotel Europas. Darüber hinaus entwickeln wir beispielsweise Logistikflächen, SpaceTech und Smart-City-Projekte. Mit Plug-and-Play identifizieren wir Innovationen und implementieren diese effizient in unseren Betrieb.

LEADERSNET: Mehr als 23.000 Beschäftigte arbeiten bereits am Standort. Welche weiteren Effekte erwarten Sie durch die aktuellen Investitionen?

Scheibenpflug: Die Investitionen schaffen langfristig neue Arbeitsplätze und stärken die AirportCity als Wirtschaftsstandort. Wir entwickeln nicht nur einzelne Gebäude, sondern eine ganze Stadt mit Büroflächen, Logistik, Hotels und vielfältigen Services.

LEADERSNET: Was sind die Schlüssel-Faktoren für künftiges, erfolgreiches Immobilienmanagement?

Scheibenpflug: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Innovation sind zentral. Es geht nicht nur darum, Gebäude zu errichten, sondern ihren gesamten Lebenszyklus im Blick zu haben und modernste Technologien sowie nachhaltige Energiequellen einzusetzen.

LEADERSNET: Auf welche Trends muss das Immobilienmanagement der Zukunft Rücksicht nehmen?

Scheibenpflug: Gerade in schwierigen Zeiten ist Kreativität gefragt. Ein Beispiel ist unser SpaceTech Cluster mit rund 8.000 Quadratmetern Bürofläche, in dem Start-ups und Unternehmen zusammenarbeiten, um neue Lösungen zu entwickeln.

LEADERSNET: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Entwicklung Ihrer Immobilienprojekte – vom Logistikzentrum bis zum neuen Hotel?

Scheibenpflug: Nachhaltigkeit ist integraler Bestandteil aller Neubauten. Das neue Hotel wurde in Holzbauweise errichtet und setzt Maßstäbe für nachhaltige Bauprojekte in Europa. Der Office Park 4 ist teilautark und verfügt über eine vorbildliche Energienutzung mittels Erdluftkollektor zur Vortemperierung, Erdwärmenutzung über Betonpfahlaktivierung und Photovoltaik-Anlage am Dach. Beim Office Park 4 Next wollen wir noch einen Schritt weitergehen. Bis Anfang 2028 entstehen zusätzliche 17.000 Quadratmeter Bürofläche. Unser klares Ziel dabei ist es, eine hundertprozentige Versorgung durch Geothermie sicherzustellen – sowohl für Heiz- als auch für Kühlenergie. Damit setzen wir die konsequente Weiterentwicklung moderner Office-Standards fort und realisieren ein Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit. In rund zweieinhalb Jahren wird die AirportCity insgesamt rund 130.000 Quadratmeter Bürofläche umfassen und zählt damit zu den größten Bürostandorten in Wien und seiner Umgebung.

LEADERSNET: Wie gelingt es dem Flughafen, die Balance zwischen wachsender Internationalisierung und regionaler Verankerung zu halten?

Scheibenpflug: Wir verbinden internationale Standards mit regionaler Verantwortung. Neben der AirportCity entwickeln wir auch Flächen in der Umgebung, zum Beispiel in Fischamend, und schaffen so zusätzliche Arbeitsplätze und wirtschaftliche Impulse.

LEADERSNET: Immobilieninvestment – quo vadis? Wie wichtig ist Kreativität und Digitalisierung?

Scheibenpflug: Beim Immobilieninvestment konzentriert man sich wieder auf das Wesentliche, verbunden mit Nachhaltigkeit. Kreativität ist unverzichtbar, um innovative Lösungen zu entwickeln. E-Commerce und Digitalisierung bieten Chancen, Prozesse effizienter zu gestalten und Kundennutzen zu erhöhen.

LEADERSNET: Was ist für Sie persönlich der spannendste Aspekt an der Weiterentwicklung des Standorts?

Scheibenpflug: Das Spannendste an diesem Job ist, dass ich hier eine Stadt gestalten kann. Ich sehe nicht nur einzelne Bauprojekte, sondern das Zusammenspiel von Büro, Logistik, Hotels und Services, in dem rund 23.000 Menschen arbeiten.

LEADERSNET: Haben Sie ein politisches Statement oder einen Appell für die Zukunft – für Ihre Kunden, aber auch für die Branche?

Scheibenpflug: Ich wünsche mir, dass die Regularien flexibler gestaltet werden, damit wir den Standort weiterhin erfolgreich entwickeln können. Wir wissen, was wir tun, haben viele Arbeitsplätze geschaffen und hoffen auf anhaltende Unterstützung von Wien und Niederösterreich.

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