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Warum immer mehr Investoren auf Private Equity und alternative Sachwerte setzen

| Redaktion 
| 08.09.2025

Während klassische Produkte wie Aktien und Anleihen in unsicheren Zeiten an Attraktivität verlieren, rücken Beteiligungen an Unternehmen, Immobilien oder Kunstwerke und Wein in den Vordergrund.

Angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten, steigender Inflation und schwankender Finanzmärkte rücken neue Formen der Geldanlage stärker in den Fokus. Neben institutionellen Investoren entdecken zunehmend auch Privatpersonen Investmentmöglichkeiten, die über traditionelle Produkte wie Aktien oder Anleihen hinausgehen. Beteiligungen an Unternehmen, Immobilien oder Sachwerten können dabei einen wesentlichen Beitrag zur Gesamtrendite leisten, ist sich Guido Küsters, Geschäftsführer des Österreichischen Verbands Financial Planners, sicher und erläutert in diesem Zusammenhang sowohl die Chancen als auch die Risiken.

Österreicher:innen sind konservativer

Das zentrale Ziel der Geldanlage bleibt unverändert, langfristig Vermögen aufzubauen und sich gleichzeitig gegen Schwankungen an den Märkten abzusichern. Den Weg dorthin soll ein stabiles, renditestarkes und breit diversifiziertes Portfolio ebnen, so Küsters. Während es früher oft genügte, auf Anleihen oder eine Mischung aus Aktien und Anleihen zu setzen, um eine attraktive Rendite zu erzielen, sei die Lage heute weitaus komplexer. Gleichzeitig hat das Angebot an innovativen Anlageprodukten in den vergangenen Jahren stark zugenommen.

Trotz dieser Entwicklungen zeigt eine aktuelle Umfrage von Marketagent, dass Österreichs Anleger:innen nach wie vor vergleichsweise konservativ agieren. Die Mehrheit verhält sich bei Finanzfragen zurückhaltend und risikoscheu. 68 Prozent bezeichnen sich selbst als risikoavers, 57 Prozent als "vorsichtig und sicher wie ein Sparfuchs". Mehr als die Hälfte setzt weiterhin auf klassische Sparformen, auch wenn diese durch die Inflation oft einen realen Wertverlust bedeuten. Lediglich 29 Prozent investieren in Aktien, Fonds oder Anleihen (LEADERSNET berichtete).

Hebel zur Portfolio-Diversifikation

Laut Küsters blieb hierzulande eine Assetklasse unter dem Radar – nämlich Private Equity, also Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen. Laut dem Experten bringe gerade diese einige Vorzüge mit sich. "Private Equity bietet Investor:innen die Möglichkeit, direkt am Wachstumspotenzial vielversprechender Unternehmen teilzuhaben. Diese befinden sich oft noch in frühen Entwicklungsphasen mit großem Aufwärtspotenzial. Dabei sind die Renditechancen deutlich höher als bei traditionellen Anlageformen, wenn auch mit einem entsprechend höheren Risiko verbunden. Profunde Marktkenntnisse oder professionelle Beratung helfen bei der Auswahl und sind somit unumgänglich", so Küsters.

Nachdem der europäische Markt für Private Equity im Jahr 2024 nach längerer Pause spürbar an Dynamik gewonnen hatte, zeigte sich im ersten Quartal 2025 erneut ein deutlicher Rückgang. Ausschlaggebend dafür waren geopolitische Spannungen sowie die anhaltende Unsicherheit im Hinblick auf Zölle, Zinsen und die konjunkturelle Entwicklung. Die DACH-Region erwies sich dennoch als vergleichsweise stabil, wobei Österreich durch starke Aktivitäten in den Bereichen Technologie und Gesundheitswesen besonders widerstandsfähig blieb (siehe hier).

Für institutionelle Investoren, Family Offices und zunehmend auch wohlhabende Privatanleger:innen sollen Unternehmensbeteiligungen einen wirksamen Ansatz bieten, um Portfolios zu diversifizieren und langfristig stabile Renditen zu erzielen. "Beteiligungskapital kann eine wesentliche Wachstumskomponente in einem Portfolio darstellen", betont Küsters. Darüber hinaus haben Anleger:innen die Möglichkeit, aktiv zur Stärkung innovativer europäischer Unternehmen im internationalen Wettbewerb beizutragen.

Investments in alternative Sachwerte

Alternative Sachwerte wie Wein, Oldtimer oder Kunstwerke gewinnen neben den bereits erwähnten Unternehmensbeteiligungen an Attraktivität (LEADERSNET berichtete). "Diese Formen der Kapitalanlage bringen attraktive Wachstumschancen, jedoch auch erhebliche Herausforderungen mit sich, etwa in Bezug auf Werterhalt, Lagerung bzw. Versicherung. Wertgutachten und die Einbindung von Marktexpert:innen sind in diesem Bereich als Orientierungshilfe essenziell", so Küsters und fügt hinzu: "Ein Leitsatz gilt für alle Anleger:innen: Bei der Geldanlage sollte man niemals nur auf ein Pferd – sprich eine Assetklasse – setzen, sondern das Portfolio möglichst breit aufstellen. Alternative Investments können einen zusätzlichen Baustein – beispielsweise neben Investments in Aktien und Anleihen – darstellen, sollten aber nicht die einzige Investmentform sein."

Beratung statt Blindflug bei Investments

Ob Anlagen jenseits der klassischen Finanzprodukte ins Portfolio passen, muss stets individuell beurteilt werden, so der Experte. Da bei vielen dieser Investments Teil- oder sogar Totalverluste möglich sind, sei eine professionelle Beratung vor jeder Entscheidung unerlässlich. Grundsätzlich sollte nur Kapital eingesetzt werden, das langfristig verzichtbar ist. Empfehlenswert seien Finanzierungspläne, die von erfahrenen Family-Office-Expert:innen oder Private Banker:innen erstellt werden. Sie legen unter anderem fest, welcher Anteil alternativer Anlagen sinnvoll ist.

"Achten Sie auf anerkannte Zertifizierungen. Finanzplaner:innen mit dem Gütesiegel Certified Financial Planner CFP verfügen über eine fundierte Ausbildung, verpflichten sich zu kontinuierlicher Weiterbildung und halten einen strengen Ehrenkodex ein", sagt Küsters abschließend.

www.cfp.at

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