Die neue Folge "Peter & Paul" dreht sich dieses Mal rund um das Thema "Nachhaltigkeit – der Gamechanger für Wirtschaftserfolg". Dazu spricht Paul Leitenmüller (CEO, Opinion Leaders Network) mit seinen beiden Gästen Ruth Moss (Head of Sustainability, Crif Austria) und Robert Nagele (Mitglied des Vorstandes, Billa AG). Gedreht wurde die aktuelle Folge in der 3SI Lounge in der Kärntner Straße.
Nachhaltige Unternehmen sind wirtschaftlich erfolgreicher
Ruth Moss ist Head of Sustainability bei Crif Austria, Teil der international tätigen Crif-Gruppe mit Sitz in Bologna, die Daten- und Informationsdienstleistungen für Unternehmen, Banken, Versicherungen und Handel bietet. Ziel sei es, Geschäftspartner:innen auch ohne persönliche Kontakte verlässlich einschätzen zu können – etwa durch Informationen über Eigentümerstrukturen, internationale Verflechtungen, wirtschaftliche Stabilität oder mögliche Risiken. Damit wolle Crif fundierte Entscheidungen unterstützen und zur Geschäftssicherheit beitragen.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch die Nachhaltigkeit – seit inzwischen acht Jahren beschäftigt sich Crif damit, diese in Unternehmen sichtbar und nachweisbar zu machen. In diesem Bereich hat Crif erst kürzlich eine Studie präsentiert, die anhand von Daten von 500.000 Unternehmen weltweit aufzeigt, inwieweit sich Nachhaltigkeit auf den Erfolg von Unternehmen auswirkt (LEADERSNET berichtete). "Dabei konnten wir einen klaren positiven Zusammenhang bestätigen: Unternehmen, die in den ESG-Kriterien besonders gut abschneiden, sind auch wirtschaftlich erfolgreicher. So erwirtschaften jene mit sehr guter oder guter Nachhaltigkeitsbewertung rund 70 Prozent des Gesamtumsatzes aller untersuchten Firmen. Zudem tragen nachhaltige Unternehmen ein nur etwa halb so großes wirtschaftliches Risiko."
Welche Vorteile Nachhaltigkeit für Unternehmen bringt
Dass Nachhaltigkeit wirtschaftlichen Erfolg bringen kann, bestätigt auch Robert Nagele. Er ist seit nunmehr zehn Jahren Mitglied des Vorstandes bei der Billa AG, die zur Rewe Group gehört und in Österreich rund 1.300 Filialen mit über 30.000 Mitarbeiter:innen zählt. Nagele, der für das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen zuständig ist, betont, dass sich Billa bereits vor 30 Jahren, als er selbst ins Unternehmen eingestiegen ist, mit Nachhaltigkeit beschäftigt hat – etwa durch die Gründung der Marke "Ja! Natürlich". "Diese Biomarke, die 1994 gegründet wurde, ist einer der Ursprünge der Nachhaltigkeitsüberlegungen in unserem Unternehmen. Und seit 2006 haben wir nun eine Nachhaltigkeitsstrategie, basierend auf den Säulen Energie, Klima, Umwelt, gesellschaftliches Engagement, grüne Produkte und auch Mitarbeiter:innen." Inzwischen liegt Nageles Hauptzuständigkeit als Vorstand im Bereich nachhaltige Immobilien – sprich grüner Filialbau.
Insgesamt ist Nagele der Meinung, dass jene Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen und konsequent vorantreiben, gleich mehrere Vorteile dadurch erzielen könnten: "Zum einen legen Konsument:innen heute großen Wert darauf, dass ein Unternehmen nachhaltig agiert. Zum anderen wird auch am Arbeitsmarkt immer öfter danach gefragt, welchen Sinn und Purpose ein Unternehmen verfolgt – gerade in Bezug auf Nachhaltigkeit. Denn die großen Themen wie Klimawandel oder Biodiversitätskrise sitzen den Menschen im Nacken. Und nicht zuletzt drohen Unternehmen, die Nachhaltigkeit ignorieren, zunehmend auch wirtschaftliche Nachteile – zum Beispiel dann, wenn man seinen Fuhrpark nicht frühzeitig hin zur E-Mobilität transformiert und langfristig an zunehmend teureren fossilen Brennstoffen ökonomisch leidet."
Nachhaltigkeit hat auch eine soziale Komponente
Dem stimmt auch Moss zu und betont, dass es beim Thema Nachhaltigkeit und Wirtschaft nicht um ein Entweder-oder gehe, sondern darum, beides zusammenzuführen: "Nachhaltigkeit muss Teil des gesamten Handelns eines Unternehmens sein – im Wirtschaften, im Unternehmertum, in der Haltung. Die Zahlen zeigen klar, dass nachhaltige Unternehmen erfolgreicher sind. Entscheidend ist aber auch die innere Haltung: Wer aus echter Überzeugung nachhaltig agiert, wirtschaftet gesund und denkt langfristig – in Generationen. Genau darin liegt die Zukunft von Unternehmertum." Zudem weist sie darauf hin, dass im Begriff "ESG" auch eine soziale Komponente stecke: "Erst das Zusammenspiel von Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung macht ein gesundes Wirtschaften möglich. Denn Nachhaltigkeit bedeutet, alle Ebenen mitzudenken – und auch die Mitarbeitenden aktiv einzubeziehen. Man kann Nachhaltigkeit nicht von oben herab verordnen, sondern man muss alle mitnehmen."
Nagele sieht dies ähnlich, hebt allerdings hervor, dass es für nachhaltiges Wirtschaften entsprechende politische Rahmenbedingungen brauche: "Ich glaube, wenn wir die richtigen Rahmenbedingungen und die nötige Wertschätzung – sowohl von Institutionen als auch vom Gesetzgeber – erhalten, sodass unsere Bemühungen anerkannt und gefördert werden, dann können wir unseren Weg erfolgreich fortsetzen." Dies wolle man bei Billa unter anderem mit "grünen Produkten" tun, zu denen er etwa Bio-Lebensmittel, Tierwohl-Produkte und pflanzliches Sortiment zählt. Insgesamt ist sich Nagele jedenfalls sicher: "Die Bedeutung von Nachhaltigkeit wird weiter zunehmen – denn nur wenn wir nachhaltiges Wirtschaften in den Vordergrund stellen, können wir unsere Zukunft langfristig absichern."
Was Ruth Moss und Robert Nagele zum Thema "Nachhaltigkeit – der Gamechanger für Wirtschaftserfolg" noch sagen, sehen Sie in unserem Video und hören Sie in unserem Podcast. Zwischen den Themenblöcken gibt es im Video wie gewohnt ein Business-Event, dieses Mal vom Wiener Derby zwischen SK Rapid und FK Austria beim European Forum Alpbach.
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Fotos vom Dreh finden Sie in unserer Galerie.
www.crif.at
www.billa.at
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