Großaktionär PPF macht Weg frei
Berlusconi-Familie sichert sich Mehrheit bei ProSiebenSat.1

| Larissa Bilovits 
| 28.08.2025

Der tschechische Finanzinvestor PPF macht den Weg frei für eine Mehrheit der Berlusconi-Gesellschaft Media for Europe (MFE). Deren Pläne eines paneuropäischen Medienkonzerns rücken damit in greifbare Nähe. 

Erst vor wenigen Tagen gab die österreichische ProSiebenSat.1 Puls4-Gruppe bekannt, im Zuge eines konzernweiten Sparplans das gesamte Online-Angebot von Puls 24 einzustellen, was neun Journalist:innen ihren Job kosten dürfte (LEADERSNET berichtete). Nun folgte der nächste Paukenschlag: Wie der tschechische Finanzinvestor PPF am Mittwochabend mitteilte, plant er, seinen Anteil am deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 (zu dem die österreichische Unternehmensgruppe gehört) in der Höhe von knapp 15,7 Prozent zu verkaufen. Und zwar an die Berlusconi-Gesellschaft Media for Europe (MFE). Damit dürfte die Beteiligung der Berlusconi-Familie von aktuell 43,6 Prozent auf fast 60 Prozent wachsen, was das Unternehmen zum Mehrheitseigentümer machen würde.

Versuch eines strategischen Gegengewichts gescheitert

Zwar hatte PPF den ProSiebenSat.1-Aktionär:innen ebenfalls ein Übernahmeoffert gemacht, dieses aber im Gegensatz zum Berlusconi-Konzern zuletzt nicht mehr erhöht. Laut eigenen Angaben sei es PPF nicht gelungen, ausreichend Aktionär:innen zur Unterstützung der eigenen Ziele zu gewinnen. 

Wegen der geringen Annahmequote des eigenen Kaufangebots an die Aktionär:innen könne PPF seine "ursprüngliche Rolle als strategischer Investor mit dem Anspruch, auf Augenhöhe mit MFE zusammenzuarbeiten und ihre Expertise beim Aufbau digitaler Medienplattformen einzubringen, nicht fortführen", hieß es. Zuvor war der nach MFE zweitgrößte ProSiebenSat.1-Aktionär daran gescheitert, seinen Anteil auf bis zu 29,99 Prozent zu verdoppeln, um gemeinsam mit dem Streubesitz ein Gegengewicht zu den Italiener:innen zu schaffen. Mit ihrem Gegengebot erreichte die Holding der Erben des Milliardärs Petr Kellner lediglich 18,4 Prozent.

Nach Ablauf der ersten Frist verfehlte MFE zwar noch die angestrebte Mehrheit an ProSiebenSat.1, doch bis zum 1. September können Aktionär:innen wie PPF ihre Anteile weiterhin andienen. PPF will zudem die verbliebenen Finanzinstrumente aus dem eigenen Übernahmeversuch auflösen.

Wettbewerb mit US-Streamingriesen im Fokus

Media for Europe befindet sich im Besitz der Kinder des 2023 verstorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Unter der Führung von Sohn Pier Silvio Berlusconi strebt das Unternehmen einen paneuropäischen Medienkonzern an, der ProSiebenSat.1 in Deutschland und Österreich mit den eigenen Sendern in Italien und Spanien verbindet. Ziel ist es, US-Streaminggiganten wie Netflix und Disney+ stärker Konkurrenz zu machen.

Wettbewerbsrechtliche Bedenken bestehen nicht: Sowohl die EU-Kommission (2023) als auch die Bundeswettbewerbsbehörde (2024) haben die Pläne bereits geprüft, nachdem die Beteiligung die 25-Prozent-Marke überschritten hatte. Überspringt MFE nun die Schwelle von 50 Prozent, können Umsatz und Gewinn von ProSiebenSat.1 vollständig in die Konzernbilanz einbezogen werden. Für einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, der auch den Zugriff auf die Finanzmittel erlauben würde, wäre jedoch eine Dreiviertelmehrheit erforderlich.

www.prosiebensat1.com

www.mfemediaforeurope.com

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV