Das Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF) veröffentlicht einmal jährlich, wie viel Manager:innen in Österreich verdienen – heuer bereits zum 44. Mal. Für die aktuelle WdF-Einkommensstudie wurden die Angaben von 598 Führungskräften der ersten und zweiten Ebene vom Marktforschungsinstitut Triconsult erhoben und analysiert.
Was die Manager:innen beschäftigt
Aktuell haben heimische Führungskräfte gleich mehrere große Herausforderungen zu meistern. Ein zentrales Thema ist dabei nach wie vor der Fachkräftemangel. Hinzu kommen politische Unsicherheiten, die sich unter anderem auf den Krieg in der Ukraine oder auch auf die Zollpolitik des US-Präsidenten beziehen. Diese Rahmenbedingungen und die Einschätzung der Fähigkeiten und Voraussetzungen zur Erreichung von Unternehmensresilienz seien ein Schwerpunkt der heurigen Studie, so das WdF.
Gesamteinkommen
Mit all diesen Herausforderungen steigt der Druck auf die heimischen Führungskräfte – aber macht sich das auch am Lohnzettel der heimischen Manager:innen bemerkbar? Aus der WdF-Einkommensstudie geht Folgendes hervor: Während das Jahreseinkommen der Führungskräfte der ersten Ebene im Jahresabstand um 1,3 Prozent auf 262.500 Euro brutto sank und damit bereits zum vierten Mal in Folge real zurückging, stieg das Einkommen der zweiten Ebene auf 170.100 Euro – ein Plus von 3,9 Prozent gegenüber 2023. Inflationsbereinigt ergibt das plus 0,8 Prozent für die zweite Ebene und minus 4,1 Prozent für die erste Ebene. Seit dem bisherigen Höhepunkt der valorisierten Kaufkraft im Jahr 2020 haben Top-Führungskräfte real (inflationsbereinigt) bereits mehr als 13 Prozent eingebüßt.
Netto beziehen die Manager:innen der ersten Führungsebene (418 Befragte) durchschnittlich 135.800 Euro, ihre Kolleg:innen der zweiten Ebene 92.900 Euro. Demgegenüber lagen die durchschnittlichen Jahresbruttogehälter 2023 laut Statistik Austria bei 61.100 Euro für Angestellte und 68.400 Euro für Beamt:innen.
Inflationsbereinigtes Gesamteinkommen
Das Gesamteinkommen der Manager:innen der ersten Führungsebene setzt sich aus einem nahezu unveränderten Grundgehalt (191.000 auf 190.300 Euro brutto) sowie variablen Bestandteilen zusammen, die im Schnitt 72.200 Euro brutto betragen. Noch 59 Prozent der Führungskräfte – nach 61 Prozent im Vorjahr – erhalten variable Gehaltsanteile. Diese fallen mit durchschnittlich 98.900 Euro allerdings deutlich höher aus als die zuvor erreichten 62.700 Euro. Zusätzlich bekamen 23 Prozent der Befragten weitere Geldleistungen, im Mittel 55.800 Euro.
Die Neiddebatte
Ist ein solches Gehalt gerechtfertigt? Laut dem WdF-Bundesvorsitzenden Roman Teichert definitiv: "Manager übernehmen Verantwortung und steuern ihr Unternehmen in stürmischen Zeiten mit hohem persönlichem Einsatz und hoher Arbeitsbelastung! Vergütung muss diese Verantwortung widerspiegeln."
Es sei gut, dass es die Erhebung des WdF gibt, da sie einmal mehr klar aufzeigte, wie viel Führungskräfte in Österreich tatsächlich verdienen, erklärt WdF-Bundesgeschäftsführer Wolfgang Hammerer. "In Österreich herrscht eine gewisse Neiddiskussion, die gerne postuliert, dass Manager:innen zu viel verdienen und nur andere für sich arbeiten lassen. Diese Verantwortung zu tragen und ihr gerecht zu werden, wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Die Manager:innen in Österreich leisten nicht nur durch Ihre Arbeit einen Beitrag, sie verzichten – anders als die übrigen Arbeitnehmer:innen – seit vier Jahren auf Einkommenszuwächse."
Die wirtschaftlich schwierige Lage würde zu einer Verschiebung von Einkommensteilen in Richtung erfolgsabhängiger Komponenten führen. Nur wenn ein Unternehmen seine Ziele erreichte, bekäme das Management den Bonus. Nach wie vor gelte es in erster Linie, das Unternehmen in Zeiten multipler Krisen auf Kurs zu halten. Hauptkriterien für die Bezahlung variabler Vergütungen wären noch stärker der Gewinn und deutlich häufiger die Zielerreichung. Die damit verbundene Verantwortung wäre also direkt im Gehalt der Manager:innen eingepreist. Die Einkommen der Top-Manager:innen hingen in erster Linie von der Leistung und darüber hinaus vom Umfang der Verantwortung ab. Das zeige sich klar in der Gliederung nach Umsatzklassen. Gleichzeitig werde deutlich, dass die größten Unternehmen zurückhaltender agierten als die Vergleichsgruppen.
"Ein generelle Neiddebatte über die Entwicklung der Managergehälter ist nicht angebracht. Die österreichischen Managergehälter befinden sich europaweit im Mittelfeld", so WdF-Bundesgeschäftsführer Wolfgang Hammerer.
Wandel in der Mobilität
Die viel diskutierten Statussymbole von Führungskräften – allen voran die Firmenautos – befinden sich laut Studie im deutlichen Wandel: Alternative Antriebsformen wie Hybrid und Elektro haben die klassischen Verbrenner bereits überholt, und zunehmend setzen Unternehmen auch auf das Klimaticket, das mittlerweile 25 Prozent der ersten und 17 Prozent der zweiten Führungsebene nutzen.
Gleichzeitig zeigt sich, dass von Top-Manager:innen auch physisch viel verlangt wird: Im Schnitt leisten sie mehr als 17 Überstunden pro Woche, in 87 Prozent der Fälle tragen sie Verantwortung für zusätzliche Standorte. Diese hohe Mobilität wird von den Arbeitgebern honoriert – wer mehr als 80 Tage pro Jahr unterwegs ist, verdient beinahe doppelt so viel wie Kolleg:innen mit geringerer Reisetätigkeit.
Frauen im Management
Das WdF hat mit der "Women Leadership Alliance" eine Initiative gestartet, die sich künftig auch in den Einkommenserhebungen widerspiegeln soll. Der Frauenanteil in der Stichprobe konnte bereits sukzessive erhöht werden, aktuell nahmen 98 von 598 Führungskräften teil. Zwar liegt ihr durchschnittliches Einkommen über jenem der Kolleginnen im Vorjahr, doch ist dieses Ergebnis aufgrund der geringen Fallzahl statistisch kaum belastbar – einzelne Angaben können das Resultat stark verzerren.
Analysierbar sind hingegen die strukturellen Unterschiede im Vergleich zu den befragten Männern: Die Frauen in der Stichprobe sind jünger, kürzer im Unternehmen tätig, verfügen deutlich seltener über technische Ausbildungen und sind noch immer selten in CEO-Funktionen vertreten. Diese Unterschiede gilt es in künftigen Erhebungen stärker zu berücksichtigen – was jedoch auch eine Veränderung der Führungsstrukturen in österreichischen Unternehmen voraussetzt.
Die aktuelle WdF-Einkommensstudie macht deutlich: Der Gender Gap ist kein Leistungs-, sondern ein Strukturproblem – er hängt von Faktoren wie Führungsebene, Tätigkeitsbereich, Umsatz- und Kostenverantwortung, Mobilität und Teilzeitquoten ab. Genau hier soll die Women Leadership Alliance ansetzen: Sie vernetzt, stärkt und schult weibliche Führungskräfte, erhöht deren Sichtbarkeit und Selbstvertrauen in Gehaltsverhandlungen. "Unser Ziel ist klar: gleiche Verantwortung – gleiches Gehalt. Und: mehr Frauen in Top-Positionen – zum Vorteil für Unternehmen und den Wirtschaftsstandort Österreich. Denn diverse Teams steigern die wirtschaftliche Leistung", betont Wajden Byloff, Vorstandsvorsitzende der Women Leadership Alliance (WLA).
www.wdf.at
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