Umsatz bricht ein, 5.000 Jobs weg
Heimische Autozulieferer schlagen Alarm

Der wichtige Industriezweig kommt immer stärker unter Druck, was erstmals seit Jahren zu einem massiven Jobabbau führt. Sollte die Politik nicht ins Tun kommen und für bessere Standortbedingungen sorgen, sieht die Branche schwarz.

Österreichs Autozulieferindustrie gerät laut eigenen Angaben immer stärker unter Druck. 2024 sank der Branchenumsatz um 9,2 Prozent auf 28,41 Milliarden Euro, wie die ARGE Automotive Zulieferindustrie am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz bekanntgab. Auch bei den Beschäftigten zeigt sich demnach erstmals seit Jahren ein deutlicher Rückgang: Rund 5.000 Stellen – inklusive Leiharbeitskräfte – gingen verloren, womit die Branche Ende 2024 noch 76.900 Mitarbeiter:innen beschäftigte, wurde betont. Und damit dürfte das Ende noch nicht erreicht sein. Zuletzt hatte sogar der heimische Vorzeigebetrieb AVL List angekündigt, dass er 350 Stellen abbauen werde (LEADERSNET berichtet).

"Die aktuellen Zahlen sind ein lauter Weckruf an die Standortpolitik in Österreich", warnte ARGE-Vorsitzender Dietmar Schäfer. Es sei zu befürchten, dass auch im laufenden Jahr weitere Arbeitsplätze verloren gehen – "und zwar nachhaltig".

Standort verliert an Attraktivität

Eine aktuelle Analyse des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) belegt den Abwärtstrend. Studienautor Herwig Schneider erklärte, Österreich verfüge zwar über "hohe Produktqualität, eine starke Forschungsbasis und exzellente Ausbildung". Dennoch sei man im internationalen Standortvergleich "deutlich zurückgefallen". Im EU-Ranking wie auch im globalen Benchmark verschlechtere sich die Wettbewerbsposition Österreichs stetig.

Als Schwächen ortet die Studie vor allem hohe Lohn- und Lohnnebenkosten, steigende Energiepreise sowie den zunehmenden Fachkräftemangel. Viele Zielländer böten günstigere Rahmenbedingungen – von niedrigeren Unternehmenssteuern über größere Arbeitskräftepools bis zu günstigeren Energiekosten. "Diese strukturellen Nachteile mindern die Investitionsbereitschaft und gefährden ganze Wertschöpfungsketten", so Schneider.

Politischer Handlungsbedarf

Die Zulieferer sehen den Industriestandort daher massiv unter Druck. Schäfer forderte "mehr Flankenschutz durch eine aktive Standortpolitik". Hohe Steuerlast, teure Energie und wachsende Bürokratie – etwa durch das Lieferkettengesetz oder Reportingpflichten – würden den Handlungsspielraum der Unternehmen einschränken. Notwendig seien dagegen Investitionen in Forschung, Technologiecluster und Weiterbildung.

Chancen trotz Krise

Trotz aller Probleme gibt es den Experten zufolge auch Lichtblicke. Laut Studien erwarten Märkte wie Indien, Mexiko oder Südkorea steigende Nachfrage nach Komponenten aus Österreich – insbesondere in den Bereichen Elektromobilität, Leichtbau und Fahrassistenzsysteme. Nearshoring-Trends und die Nachfrage nach kürzeren Lieferketten könnten den österreichischen Zulieferern zusätzliche Möglichkeiten eröffnen.

Schäfer machte dennoch klar: "Unsere Branche befindet sich in einer tiefgreifenden Transformation, ist aber weiterhin ein gefragter Partner. Damit wir diese Rolle auch in Zukunft spielen können, braucht es entschiedenes politisches Handeln."

www.arge-auto.at

www.iwi.ac.at

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