Emily Kame Kngwarreye
Eine außergewöhnliche Künstlerin erobert London

| Gerhard Krispl / LEADERSNET-ART Herausgeber 
| 31.08.2025

Die Tate Modern präsentiert erstmals das außergewöhnliche Werk einer der bedeutendsten Künstlerinnen Australiens.

Bis zum 11. Januar 2026 bietet sich europäischen Kunstliebhabern die Möglichkeit, die Werke von Emily Kame Kngwarreye (ca. 1914-1996) in einer umfassenden Retrospektive zu erleben. Gezeigt werden über 80 Werke der indigenen Künstlerin.

Eine Künstlerin zwischen Tradition und Innovation
Emily Kame Kngwarreye war eine ältere Anmatyerr-Frau aus der Region Sandover im Northern Territory Australiens. Ihr außergewöhnlicher künstlerischer Weg begann erst in den 1970er Jahren, als sie bereits über 60 Jahre alt war. Zunächst experimentierte sie mit der Batik-Technik, bevor sie in den späten 1980er Jahren zur Acrylmalerei auf Leinwand überging. Diese späte künstlerische Entfaltung macht ihre Geschichte umso bemerkenswerter.

Kngwarreyes Kunst wurzelt tief in ihrer spirituellen und zeremoniellen Verbindung zu ihrem angestammten Land Alhalker. Als Hüterin der Awely-Traditionen – Frauenzeremonien, die Gesang, Tanz und Körperbemalung mit Erdpigmenten umfassen – übertrug sie diese sakralen Erfahrungen in ihre Kunstwerke. Ihre Maltechnik spiegelte diese rituellen Praktiken wider: Sie saß beim Malen auf dem Boden, genau wie bei der Zubereitung von Nahrung, beim Ausgraben von Yamswurzeln oder bei zeremoniellen Körperbemalungen.

Emily Kame Kngwarreye
Things unexplained ... detail of Emu Woman, 1988-89 by Emily Kam Kngwarray. ©Photograph: Emily Kam Kngwarray/Copyright Agency. Licensed by DACS 2025

Die Ökologie ihrer Heimat als künstlerisches Motiv
Die Ausstellung offenbart, wie Kngwarreyes Werk die Ökologie ihrer Heimat verkörpert. Zentrale Motive sind heimische Pflanzen, Tiere und Naturformen, insbesondere die Bleistift-Yamswurzel (anwerlarr) mit ihren essbaren unterirdischen Knollen und Samenkapseln (kam) – nach denen die Künstlerin benannt wurde – sowie der Emu (ankerr), der für die Aboriginal Peoples von großer Bedeutung ist.

Ein besonderer Höhepunkt der Ausstellung ist die eindrucksvolle Präsentation früher Batikarbeiten auf Seide und Baumwolle, die vom Boden bis zur Decke hängen und die Besucher in Kngwarreyes lebendige Evokationen ihres Landes eintauchen lassen. Diese Werke, die zwischen 1980 und 1991 entstanden, zeigen oft Motive aus dem Träumen (Altyerr) – der ewigen Lebenskraft, die das Land und seine Lebensformen erschuf. Die Entwicklung zu größeren Formaten wird durch Werke wie das drei Meter große "Kam" (1991) deutlich, das Kngwarreyes Übergang zu monumentalen Gemälden und einer helleren Farbpalette demonstriert.

Emily Kame Kngwarreye
'I paint my plant, the one I am named after' ... Yam awely 1995, by Emily Kam Kngwarray. ©Photograph: Emily Kam Kngwarray/Copyright Agency. Licensed by DACS 2025

Radikaler Stilwandel in den letzten Jahren
Kngwarreyes späte Schaffensperiode zeigt einen dramatischen Stilwandel. Sie schuf mutige parallele monochrome Linien in ihrer vertrauten Palette aus Rot- und Gelbtönen auf weißem Papier oder Leinwand. Die Tate Modern präsentiert "Untitled (Awely)" (1994), ein sechsteiliges Werk, das ursprünglich als Herzstück des australischen Pavillons auf der Biennale von Venedig 1997 gezeigt wurde.

Diese späten Werke zeigen eine deutliche taktile Qualität des Farbauftrags, die an die Geste und Intimität der Körperbemalung für Awely-Zeremonien erinnert. Der Abschluss der Ausstellung bildet "Yam Awely" (1995) mit seinen kompliziert gemalten Verschlingungen in Weiß, Gelb und Rot, verflochten mit linearen Markierungen von Gräsern, Yamswurzeln und Spurenbildern – ein Symbol für die zeitlose Verbindung zwischen Kngwarreye und ihrem Land.

Emily Kame Kngwarreye
Tate Modern, The Eyal Ofer Galleries, London
Bis 11. Januar 2026
www.tate.org.uk

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