5.000 Kilogramm pro Jahr
Fusionsreaktor soll Blei in Gold verwandeln können

Ein US-Start-up will die Wirtschaftlichkeit der Kernfusion neu denken: In einem speziellen Reaktor sollen nicht nur Energie, sondern auch große Mengen des Edelmetalls entstehen. Was faszinierend klingt, hat allerdings einen Haken. 

Das US-Start-up Marathon Fusion hat eine neue Idee vorgestellt, wie man mit Kernfusion nicht nur Energie gewinnen, sondern dabei auch Gold herstellen können soll. In einem noch nicht überprüften Fachartikel erklärt das Unternehmen, wie das funktionieren soll: Dabei wird ein spezielles Blei-Isotop (Blei-198) in den Reaktor eingebaut. Wenn dieses mit Neutronen aus der Fusionsreaktion beschossen wird, entsteht ein anderes Blei-Isotop (Blei-197). Dieses kann sich dann in Gold verwandeln – genauer gesagt in Gold-197, die stabile Form des Edelmetalls, wie sie auch in der Natur vorkommt. Das Ganze passiert durch einen seltenen Prozess, bei dem ein Elektron und ein Proton zu einem Neutron verschmelzen.

Goldertrag von 200 Millionen Euro pro Jahr

Laut Marathon Fusion könnte das Verfahren helfen, die Fusionsreaktion zu stabilisieren – und gleichzeitig durch die Gold-Produktion wirtschaftlichen Ertrag bringen. Pro Gigawatt Leistung sollen laut dem Start-up jährlich rund 5.000 Kilogramm des Edelmetalls entstehen. Das entspräche einem aktuellen Marktwert von über 200 Millionen Euro. Damit wäre der Goldertrag in etwa so hoch wie die Einnahmen aus dem erzeugten Strom. Marathon Fusion zufolge könnte sich die teure Fusionsforschung dadurch schneller rentieren. Einzige Voraussetzung dafür: Der Goldpreis bleibt trotz des neuen Angebots stabil.

Gold soll wegen Radioaktivität 20 Jahre eingelagert werden

Da das Unternehmen den Fachartikel selbstständig und nicht in einer Fachzeitschrift veröffentlicht hat, bleibt eine wissenschaftliche Überprüfung bisher aus. In einem Artikel der Financial Times wurde dementsprechend zur Einordnung ein leitender Forscher des Princeton Plasma Physics Laboratory, Ahmed Diallo, nach seiner Einschätzung befragt. Dieser meinte, dass es zumindest auf dem Papier großartig aussehe – er sowie alle, mit denen er bisher darüber gesprochen habe, seien fasziniert und begeistert. Allerdings gab er zu bedenken, dass in diesem Goldherstellungsprozess auch weitere instabile und leicht radioaktive Isotope entstehen würden. Um das zu lösen, schlägt das Start-up vor, das produzierte Gold vor einer Verwertung 20 Jahre einzulagern, damit sich etwaige Radioaktivität abbauen kann.

Der gesamte Artikel von Marathon Fusion kann hier nachgelesen werden.

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