Der weltweite Markt für Börsengänge ("Initial Public Offerings", kurz IPOs) kam im ersten Halbjahr 2025 nicht in Fahrt: Nur 539 Unternehmen wagten rund um den Globus den Schritt aufs Börsenparkett – und somit vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Immerhin legte das Emissionsvolumen mit plus 17 Prozent auf 61,4 Milliarden US-Dollar deutlich zu. Der höchste Anteil (12,9 Milliarden US-Dollar) entfiel dabei erneut auf die Technologie-Branche, gefolgt von Mobility und Real Estate & Construction.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Betrachtung der Zahlen für das zweite Quartal: Die Zahl der IPOs sank um 14 Prozent auf 241, das Volumen stieg jedoch auf 31,5 Milliarden US-Dollar (Q2 2024: 28,2 Milliarden US-Dollar), wie das aktuelle EY IPO Barometer Q2/2025 festhält.
Asiatischer IPO-Markt boomt
Hoffnungen schüren die Entwicklungen am asiatischen IPO-Markt – im ersten Halbjahr 2025 stieg das Emissionsvolumen dort um ganze 172 Prozent auf 28,4 Milliarden US-Dollar. Verantwortlich für diesen Anstieg waren vor allem China und Hongkong, wo sowohl die Zahl als auch das Volumen der Börsengänge deutlich zulegten. Darüber hinaus ging an der Hong Kong Exchange auch der größte Börsengang des bisherigen Jahres über die Bühne: Der Mobilitätskonzern Contemporary Amperex Technology Co. Ltd. debütierte mit einem Emissionsvolumen von knapp 5,3 Milliarden US-Dollar.
Rückgang in Europa
In Europa hingegen trübte sich das Bild ein: Die Zahl der IPOs sank um 24 Prozent auf 51, das Emissionsvolumen brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 14,7 auf nur noch 5,9 Milliarden US-Dollar ein. Zudem schaffte es in den vergangenen sechs Monaten kein europäischer IPO in die Top zehn der weltweiten Börsengänge.
Besonders hervorzuheben ist hier Deutschland, das drei Börsenneuzugängen im zweiten Quartal (und damit im ersten Halbjahr) verzeichnete: Mit jeweils rund 190 Mio. Euro Platzierungsvolumen gingen die Unternehmen innoscripta SE und Pfisterer Holding SE über einen klassischen Börsengang sowie die TIN INN Holding AG über eine Notierungsaufnahme im Freiverkehrssegment Scale an die Frankfurter Wertpapierbörse.
Gemischtes Bild in den USA
Im US-Markt zeigt sich wiederum ein gemischtes Bild, denn hier legte die Zahl der IPOs zwar auf 109 und somit um 35 Prozent zu, allerdings verringerte sich das Emissionsvolumen auf 17,1 Milliarden US-Dollar (Vorjahreszeitraum: 18,8 Milliarden US-Dollar). Hervorzuheben sei allerdings die bemerkenswert hohe Anziehungskraft und die Abhängigkeit des US-Marktes mit insgesamt 69 Cross-border IPOs – vorwiegend von Unternehmen aus Asien, die mehr als die Hälfte (58 %) aller IPOs an US-Börsen repräsentieren.
"Im zweiten Quartal 2025 haben Ankündigungen möglicher Strafzölle und neue geopolitische Spannungen die internationalen IPO-Märkte spürbar gebremst", erklärt Martina Geisler, Leiterin des Bereichs IPO bei EY Österreich. "Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten und der erhöhten Marktvolatilität ist es wenig überraschend, dass sich viele Unternehmen mit Börsenplänen zurückgehalten haben."
ATX Total Return erreicht neues Allzeithoch
Die Wiener Börse blickt dagegen auf ein starkes erstes Halbjahr zurück: Dank gestiegener Handelsaktivität liegen die Aktienumsätze deutlich über dem Vorjahresniveau. Der österreichische Leitindex ATX Total Return (inkl. Dividenden) verzeichnete seit Jahresbeginn ein Plus von über 20 Prozent und zählt damit zu den weltweit besten Börsenindizes. Am 6. Juni 2025 wurde mit 10.820,43 Punkten sogar ein neues Allzeithoch erreicht.
Auch im Bereich der KMU-Listings tut sich was: Nach dem Börsengang der Steyr Motors AG im Frühjahr folgt am 3. Juli das Biotechnologie-Unternehmen Reploid Group AG im direct market plus. In Prag konnte der Start Market der Schwesterbörse ebenfalls zulegen: Mit einer Marktkapitalisierung von rund 42 Millionen Euro ist das Unternehmen M2C dort nun größter Vertreter im KMU-Segment.
Ein starkes Wachstum zeigt zudem der Anleihenmarkt: Zur Jahresmitte wurden an der Wiener Börse rund 11.590 neue Anleihen gelistet – ein Zuwachs von 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
"Investor:innen agieren derzeit sehr selektiv. Für potenzielle Börsenkandidaten ist eine belastbare, nachhaltige Equity Story sowie ein hoher Reifegrad in Bezug auf Börsenfähigkeit entscheidend. Nur so lässt sich ein IPO in einem engen Zeitfenster erfolgreich realisieren", so Geisler. "Mit dem Rückgang der Volatilität gegen Quartalsende hat sich das Umfeld etwas stabilisiert. Sollten sich geopolitische Spannungen entschärfen und sich der Zinstrend fortsetzen, erwarten wir für die Zeit nach der Sommerpause europaweit wieder zunehmende IPO-Aktivitäten."
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