Analyse der OeNB
Gesunkene Zinsen beleben Nachfrage nach Wohnbaukrediten

Die Österreich-Ergebnisse einer Euroraum-weiten Umfrage über das Kreditgeschäft großer Banken zeichnen ein gespaltenes Bild. Während die Nachfrage privater Haushalte stark steigt, gibt es bei Unternehmenskrediten ein Minus.

Laut einer Umfrage haben die anhaltend sinkenden Zinsen im ersten Halbjahr 2025 die Nachfrage nach Wohnbaukrediten privater Haushalte in Österreich kräftig angekurbelt. Auch für das dritte Quartal rechnen die heimischen Banken laut eigenen Angaben mit weiter steigender Kreditnachfrage. Trotz der deutlichen Zuwächse liege das Volumen aber noch spürbar unter den Höchstständen der Niedrigzinsjahre bis 2022. 

Weniger erfreulich zeigt sich das Bild bei Unternehmenskrediten: Hier sank die Nachfrage im zweiten Quartal erneut – ein Abwärtstrend, der bereits seit Ende 2022 anhalte. Hauptgrund sei die schwache Konjunktur, verschärft durch Unsicherheiten infolge der US-Zollpolitik. Das geht aus der aktuellen vierteljährlichen Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervor, die im Juni unter acht führenden österreichischen Banken durchgeführt wurde. Die von der Europäischen Zentralbank (EZB) initiierte Studie namens "Bank Lending Survey" findet im gesamten Euroraum statt (siehe Infobox).

Wohnbaukredite: Aufwärtstrend nach Zinssenkungen

Den Österreich-Ergebnissen zufolge steigt die Nachfrage privater Haushalte nach Wohnbaukrediten seit dem Tiefpunkt Anfang 2024 wieder kontinuierlich. 2024 fiel der Anstieg noch moderat aus, in den ersten beiden Quartalen 2025 jedoch deutlich stärker. Für das dritte Quartal erwarten die Banken eine weitere Belebung, so die OeNB. Ausschlaggebend sei vor allem die Zinspolitik der EZB: Zwischen Juni 2024 und Juni 2025 wurde der Leitzins von vier auf zwei Prozent gesenkt, was Kredite spürbar verbilligte. Gleichzeitig seien die Realeinkommen der Haushalte gestiegen, wodurch Immobilienfinanzierungen leistbarer wurden.

Die höhere Nachfrage habe sich bereits in der Neukreditvergabe niedergeschlagen: Von Jänner bis Mai 2025 wurden laut OeNB-Kreditstatistik pro Monat durchschnittlich 1,3 Milliarden Euro an neuen Wohnbaukrediten vergeben – ein Plus von mehr als sechzig Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dennoch bleibe das Niveau deutlich unter den Rekordwerten von 2021, als monatlich im Schnitt 2,1 Milliarden Euro an Wohnbaukrediten vergeben wurden.

Unternehmenskredite: Nachfrage weiter rückläufig

Ganz anders sehe die Entwicklung bei Unternehmenskrediten aus. Hier ist die Nachfrage im zweiten Quartal 2025 erneut gefallen, vor allem weil Unternehmen weniger in Anlagen investierten. Eine erhoffte Trendwende sei bisher ausgeblieben. Banken führten dies vor allem auf gestiegene Unsicherheiten durch die US-Zollpolitik zurück. Für das dritte Quartal zeigen sie sich der OeNB zufolge jedoch vorsichtig optimistisch.

Seit 2022 haben sich sowohl die Wirtschaftslage als auch die Bonität vieler Unternehmen verschlechtert. Die Banken reagierten darauf mit einer restriktiveren Angebotspolitik: strengeren Vergabekriterien, höheren Zinsen und mehr Sicherheiten. Besonders deutlich war dies bei Krediten an Immobilienunternehmen. Für Unternehmen ist es dadurch schwieriger geworden, frisches Kapital aufzunehmen.

www.oenb.at

Hintergrund zur Umfrage

Die OeNB führt gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank seit 2003 viermal jährlich die Bank Lending Survey durch. Befragt werden rund 160 Banken aus dem Euroraum, darunter acht österreichische Institute. Ziel ist es, Einblicke in das Kreditvergabeverhalten und die Nachfrage von Unternehmen und Haushalten zu gewinnen.

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Die OeNB führt gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank seit 2003 viermal jährlich die Bank Lending Survey durch. Befragt werden rund 160 Banken aus dem Euroraum, darunter acht österreichische Institute. Ziel ist es, Einblicke in das Kreditvergabeverhalten und die Nachfrage von Unternehmen und Haushalten zu gewinnen.

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