Neue Dynamik auf zwei Rädern
Fahrradverkäufe gingen europaweit deutlich zurück

Der Fahrradmarkt in Europa hat im Vorjahr eine deutliche Delle erlitten. Doch der Wandel birgt Chancen: Eine aktuelle Studie zeigt, wie sich die Branche neu aufstellt und warum Österreich eine Vorreiterrolle einnimmt.

Nach Jahren des Wachstums rutschte der europäische Fahrradmarkt 2024 deutlich ins Minus. Der Umsatz fiel um rund sechs Prozent auf 18,1 Milliarden Euro, der Absatz um fünf Prozent auf 15,9 Millionen Stück. So wenige Fahrräder wurden in Europa seit über 20 Jahren nicht mehr verkauft. Deutschland bleibt mit einem Volumen von 6,3 Milliarden Euro zwar größter Markt, musste jedoch ein Minus von zehn Prozent hinnehmen. Frankreich verlor acht Prozent, Österreich zehn Prozent. Nur Italien konnte sein Umsatzniveau stabil halten. "Die Branche durchläuft eine Marktanpassung", erklärt Martin Unger, Leiter Konsumgüter und Handel bei EY Österreich. "Das ist kein Einbruch, sondern Teil eines Reifeprozesses."

Österreich an der Spitze bei E-Bikes

Mit einem Anteil von 57 Prozent E-Bikes am Gesamtabsatz liegt Österreich an der europäischen Spitze. Bei den Umsätzen sind es sogar 77 Prozent. In Deutschland liegt der Umsatzanteil bei 86 Prozent, in den Niederlanden bei 72 Prozent. Spanien bildet mit lediglich 39 Prozent das Schlusslicht. Gleichzeitig verzeichnete Österreich den europaweit stärksten Rückgang bei klassischen mechanischen Fahrrädern: minus 16 Prozent. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache – das E-Bike ist im Massenmarkt angekommen.

Sinkende Preise, steigender Druck

Nach Jahren steigender Preise fielen 2024 erstmals die Durchschnittspreise für E-Bikes: in Österreich um elf Prozent, in Deutschland um zehn Prozent. Gründe sind Überkapazitäten, intensive Rabattaktionen und neue Online-Vertriebskanäle. Zwar konnten Lagerbestände – etwa in Deutschland um 45 Prozent – stark abgebaut werden, doch die Margen bleiben unter Druck. Vor allem der stationäre Handel spürt die Konkurrenz durch D2C-Anbieter und Plattformen.

Fahrradleasing wird zur tragenden Säule

Einen stabilisierenden Effekt hat das Fahrradleasing. In Deutschland entfallen mittlerweile rund 80 Prozent der Leasingräder auf E-Bikes. Auch in Österreich wächst das Modell, vor allem im betrieblichen Umfeld. "Leasing bietet Zugang zu hochwertigen Modellen und stärkt gleichzeitig die Mitarbeiterbindung", sagt Martin Unger. 

Die Zukunft fährt elektrisch und vernetzt

Trotz kurzfristiger Rückgänge blickt die Branche optimistisch nach vorne. Laut EY rechnen 81 Prozent der befragten Expert:innen bis 2030 wieder mit steigenden Absatzzahlen. Wachstumstreiber sind Investitionen in Fahrradinfrastruktur (EU-weites Budget 2024: 4,5 Milliarden Euro), die Digitalisierung des Handels und die Erschließung neuer Zielgruppen – etwa bei Kindern, Jugendlichen oder im städtischen Berufsverkehr. Auch Übernahmen durch Private-Equity-Firmen könnten ab 2026 für neue Dynamik sorgen.

www.ey.com

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