Generationenkonflikt
Sterben Emojis aus?

| Larissa Bilovits 
| 07.07.2025

Wie eine aktuelle Studie zeigt, werden viele Emojis je nach Generation völlig unterschiedlich interpretiert – ein Minenfeld für Missverständnisse. Zudem nutzen viele Junge gewisse Symbole gar nicht mehr, weil diese als uncool gelten. 

Ein Daumen hoch signalisiert Zustimmung 👍? Ein sanftes Lächeln wirkt freundlich 🙂? Nicht unbedingt – zumindest nicht mehr für alle. In der Welt der digitalen Kurzkommunikation prallen zunehmend unterschiedliche Sprachverständnisse aufeinander. Besonders deutlich wird das beim Gebrauch von Emojis: Was früher als nettes, harmloses Gimmick galt, kann heute auf verschiedenste Arten interpretiert werden.

Generationenkonflikt

Eine kürzlich publizierte Untersuchung von Brittany Ferdinands von der University of Sydney zeigt: Die Gen Z – also jene, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden – interpretiert viele Emojis grundlegend anders als ältere Generationen. So ist das herkömmliche lächelnde Gesicht 🙂 für die Jungen oft kein Ausdruck von Freundlichkeit mehr, sondern ein sarkastischer Seitenhieb. Und ein Daumen-hoch 👍 wirkt nicht unterstützend, sondern eher wie ein digitales Augenrollen. Ein besonders anschauliches Beispiel für den Generationen-Clash sind etwa auch der Totenkopf 💀 oder der Sarg ⚰️: Während diese für ältere Nutzer:innen symbolisch für Tod oder Gefahr stehen, sind sie unter Jüngeren längst zum Ausdruck für extremes Lachen geworden – ganz im Sinne von "Ich lach' mich tot". Diese Interpretationsverschiebungen zeigen, wie stark sich die digitalen Kommunikationsregeln verändert haben – und wie leicht es dadurch zu Missverständnissen kommen kann. Darüber hinaus gelten viele Emojis, die früher inflationär genutzt wurden, in der jungen Generation heute schlicht als uncool – und werden entsprechend gemieden.

Emojis und Memes sind heute also nicht mehr nur noch emotionale Hilfsmittel, sondern viel mehr kulturelle Marker bzw. Ausdruck von Stil und Identität. Laut Ferdinands dienen sie nicht nur dazu, Gefühle zu vermitteln, sondern auch, um Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen oder digitalen Communitys zu signalisieren. Wer auf TikTok oder Instagram "richtig" kommunizieren will, braucht also nicht nur den passenden Ton – sondern auch die richtigen Symbole.

Bedeutung abhängig von Plattform und Kontext

Was auf der einen Plattform noch charmant wirkt, kann auf einer anderen schon unangebracht sein. Hinzu kommt: Die Bedeutung eines Emojis hängt nicht nur vom Symbol selbst ab, sondern auch von Kontext, Absender:in und Publikum. Ironie, Aufrichtigkeit oder blanker Sarkasmus – all das kann ein und dasselbe Emoji ausdrücken. Entscheidend ist, wer es nutzt und wie es gelesen wird.

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