LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Köle-Loebell, sehr geehrte Frau Nordberg, am 26. Juni erscheint die fünfte Ausgabe des aehre Magazins, dieses Mal am Cover Daniela Cavallo, Betriebsratsvorsitzende im Volkswagen-Konzern, die mit 680.000 Beschäftigten eine der bedeutendsten deutschen Arbeitnehmervertreterinnen ist. Wie kam's dazu, sie als Titelgeschichte eines Nachhaltigkeitsmagazins zu gewinnen?
Annabel Köle-Loebell: Wir freuen uns besonders, dass es uns gelungen ist, das Interview mit Daniela Cavallo zu bekommen, zumal sie unseres Wissens noch nie am Cover eines Magazins war. Unsere erste Anfrage haben wir vor einem Jahr gestellt, als wir sie für die vierte Ausgabe der aehre wollten. Die Pressestelle von Cavallo hatte uns das Interview bereits zugesagt, als im Herbst der Arbeitnehmer:innenkampf losging und das Interview on hold gelegt wurde, da die persönliche Medienarbeit für die 50-jährige Betriebsratschefin in so einer Unternehmenskrise nicht zur Priorität gehörte. Im Frühling dieses Jahres haben wir dann einen zweiten Anlauf gestartet und sind besonders froh, dass es uns gelungen ist, diese spannende und interessante Persönlichkeit in Wolfsburg für ein persönliches One-on-One inklusive Fotoshooting zu besuchen. Ein Erlebnis, das uns sicher lange in Erinnerung bleiben wird.
LEADERSNET: Was waren aus Eurer Sicht die Highlights und Key-Messages aus dem Gespräch?
Grazia Nordberg: Zuerst mal: Daniela Cavallo zeichnet sich durch ihre herzliche, aber auch durchaus bestimmte Persönlichkeit aus, das Interview und Fotoshooting waren sehr unkompliziert und unprätentiös. Aufgrund des kurzen zur Verfügung stehenden Zeitrahmens haben wir nach Locations für das Fotoshooting gesucht, die in der Nähe waren. So haben wir die Coverfotos am Dach des Werkes gemacht, wo auch Cavallo selbst zuvor noch nie fotografiert wurde. Was uns gefiel: Sie hat sich dennoch neugierig gezeigt, trotz schlechtem Wetter und Sturm war sie gespannt und voll dabei. Was unserem als aehre-Team aber vor allem in Erinnerung bleibt, ist die beeindruckende Größe des VW-Werkes in Wolfsburg, das mit 6,8 Millionen Quadratmetern mehr als doppelt so groß ist wie der erste Wiener Gemeindebezirk. Technisch gesehen geht man bei VW davon aus, dass sich alles in Richtung E-Mobility hinbewegen wird. Hier möchte man in Zukunft auch den gesamten Produktprozess abdecken. Wichtig ist für Daniela Cavallo aber auch, dass man als Unternehmen soziale Verantwortung übernimmt. Laut Cavallo ist man sich bewusst, dass die Lohnkosten hoch sind, daher wird nach Innovationen gestrebt, die den Einsatz von Manpower reduzieren. Denn nur Arbeitnehmer:innen, die auch gut verdienen, können dies in den Wirtschaftskreislauf zurückgeben.

© aehre
LEADERSNET: aehre ist jetzt seit über zwei Jahren am Markt und heute mit der 5. Ausgabe am Start. Euer Resümee über diese Zeit?
Köle-Loebell: Abgesehen von den zugespitzten wirtschaftlichen Veränderungen und den gedrosselten ESG-Regulatorien in Europa ist die Begeisterung und budgetäre Prioritätensetzung hinsichtlich Sustainability im Corporate-Umfeld abgeflaut. Jetzt gilt es, Arbeitsplätze zu sichern und wirtschaftliche Ziele zu erreichen, um das Wachstum sicherzustellen. Trotzdem sind Thema und Bewusstsein nicht mehr wegzudenken: Es gibt so viele eindrucksvolle Initiativen, Projekte und innovative Ideen. Nachhaltigkeit ist im Business angekommen – mehr noch – Nachhaltigkeit ist zum Business geworden. Jede Corporate Strategie ist heute eine Nachhaltigkeitsstrategie, sonst würde sie die Zukunft des Unternehmens nicht sichern. Daher hat sich auch aehre weiterentwickelt: Wir sehen, wie sich in den letzten Jahren eine mediale Nachhaltigkeits-Community gebildet und das aehre-Magazin mit seiner Plattform sich als ernst zu nehmendes Wirtschaftsmedium etabliert hat. Nicht nur das Printheft und unser E-Magazin, mit dem wir neben dem Standard-Abo und dem Zeitschriftenhandel auch auf allen relevanten ESG-Events als Medienpartner vertreten sind, werden immer visibler. Vor allem unsere Podcasts und Social-Media-Kanäle freuen sich über starken Zuwachs und auch hoher Nachfrage nach Studiogästen und Kooperationen, wir sehen steigende redaktionelle Anfragen aus dem In- und Ausland, Kooperationsvorschläge von Unternehmen oder Moderationsanfragen und Medienpartnerschaften bei Themenpanels. Mit Stolz können wir heute sagen, dass sich aehre als wichtiges Trägermedium im Dachraum positioniert hat – und seine Inhalte in die Community getragen werden. Wir beleuchten eben auch kritisch gesehene Branchen – wie aktuell in der Ausgabe die Automotive- oder Stahlindustrie, auch hier zeigen wir Best Cases und Lösungen. Diese bieten einen relevanten Hebel, denn bei den großen CO₂-Emittenten gibt es auch Potenzial für den Klimaschutz.
LEADERSNET: Wo geht die Reise hin? Wie sieht die Vision von aehre aus?
Nordberg: Es war uns wichtig, eine Brand aufzubauen, die für gut lesbaren Qualitätsjournalismus steht – ESG-Themen in Storytelling und anschauliche Exemples zu verpacken, um ein trockenes Thema interessant und verständlich zu erzählen und damit fit für den Mainstream zu machen. Nachhaltigkeit ist auf der Agenda der Wirtschaft nicht mehr wegzudenken und im Mindset der Öffentlichkeit angekommen, auch wenn sich die Regulatorik und die internationale Stimmung im Moment verlangsamt. Jetzt gehen wir den nächsten Schritt und wollen thematisch von der engen Regulatorik des ESG raus und uns mehr hin zu einem nachhaltigen Businessmagazin entwickeln. Themen wie Generationendiskurs, Nachfolge, neue Geschäftsmodelle und Haltungen, die ein nachhaltiges Unternehmertum und verantwortungsvolles Wirtschaften stärken und sicherstellen, sollen im Content von aehre mehr Platz finden. 2,5 Jahre nach dem Launch unserer ersten Ausgabe verstehen wir Nachhaltigkeit nicht nur im Sinne von grün, sozial oder divers – sondern im wahrsten Sinne des Wortes vorausschauend agierend, um eine beständige Basis für eine werthaltige Zukunft zu schaffen. So viel zum Inhalt. In puncto Channels wollen wir verstärkt auf Digitalisierung setzen und eine breite Community schaffen, die mit kürzeren Intervallen und Feeds von einer Themen- und Serviceplattform profitiert. Aber auch analog setzen wir auf den persönlichen Austausch und die Vernetzung durch das Schaffen von kreativen und exklusiveren Talkformaten – und gehen damit einen Schritt weiter – hin zur Verlinkung von analogem und digitalem Themensetting.
LEADERSNET: Vielen Dank!
www.aehre.media
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