Mikroelektronik für Künstliche Intelligenz
AT&S hat Europas erstes IC-Substrat-Werk eröffnet

| Tobias Seifried 
| 04.06.2025

Der heimische Technologiespezialist hat am Stammsitz in Leoben mehr als eine halbe Milliarde Euro in sein neues Kompetenzzentrum für KI-Chips investiert. Bei der Eröffnung waren hochrangige Gäste aus Politik und Wirtschaft dabei.

AT&S hat am 3. Juni im Rahmen einer feierlichen Zeremonie das neue Kompetenzzentrum für R&D und IC-Substrat-Produktion auf dem Gelände des Unternehmenssitzes in Leoben-Hinterberg eröffnet. Laut eigenen Angaben handelt es sich dabei um die erste Fabrik dieser Art in Europa. Und für diese wurde ziemlich viel Geld in die Hand genommen: Der Technologiekonzern hat mehr als 500 Millionen Euro in die Errichtung von "HTB3" investiert und hat jetzt als erstes und einziges Unternehmen in Europa lokale Kapazitäten zur Entwicklung und Produktion von IC-Substraten, die als essenzieller Bestandteil von modernen Hochleistungsmikrochips gelten, die Transistoren auf Halbleitern mit Energie und Daten versorgen.

Zahlreiche hochrangige Gäste aus Politik und Wirtschaft waren bei der Eröffnung dabei und nahmen an einer Führung durch die 11.000 Quadratmeter voller Hightech-Anlagen teil. Dabei wurde untermauert, dass HTB3 für die Strategie der EU, eine eigenständige Mikroelektronikindustrie aufzubauen, um zukünftige Schlüsselindustrien wie Chipherstellung, KI-Infrastruktur und Green Tech langfristig abzusichern, ein erster Schritt sei.

Schlüsseltechnologie des digitalen Zeitalters

"Mikroelektronik ist eine der zentralen Schlüsseltechnologien des digitalen Zeitalters – ohne sie ist Künstliche Intelligenz nicht denkbar. Denn KI braucht nicht nur leistungsfähige Software, sondern auch die passende Hardware. Mit AT&S haben wir in Österreich einen globalen Hightech-Champion, der eindrucksvoll beweist, dass wir weit mehr können als nur Midtech", sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer bei der HTB3-Eröffnung. Das neue Kompetenzzentrum in Leoben sei ein starkes Symbol für den Ausstieg aus der Midtech-Falle und für Österreichs Chancen im Hightech-Bereich. Genau deshalb stelle die Bundesregierung knapp 400 Millionen Euro für die Beteiligung an zwei Important Projects of Common European Interest (IPCEI) im Bereich Mikroelektronik bereit, so der Minister. "Weil diese Schlüsseltechnologie eine tragende Säule unseres industriellen Fortschritts ist."

AT&S CEO Michael Mertin sagte: "Europa muss elementare Technologien für die Welt von Heute und Morgen beherrschen, die Mikroelektronik ist eine davon. Ohne Mikroelektronik gibt es weder AI, noch Quantencomputing, noch nachhaltige Energie." Mikroelektronik sei einer der Schlüssel zur Schaffung und Sicherung von nachhaltigem Wohlstand in Europa. Und IC-Substrate seien ein wichtiger Teil davon, denn jeder moderne Mikrochip, egal ob in KI-Rechenzentren, grünen Kraftwerken oder Smartphones, brauche IC-Substrate als Schnittstelle zu Datenspeichern und Stromversorgung, so Mertin.

Mit dem neuen R&D-Zentrum in Leoben holt AT&S Substratkompetenz nach Österreich, stärke das europäische Mikroelektronikökosystem und lege die Basis für die digitalen und nachhaltigen Industrien von morgen. "Wir werden den Schwung aus der Bauphase mitnehmen und unser Kompetenzzentrum als Innovationsschmiede etablieren. Europa muss gemeinsam weiter am Ball bleiben, denn die internationale Konkurrenz schläft nicht", so der AT&S-CEO, der auch eine Forderung an Brüssel parat hatte: "Wir brauchen eine mutige und innovative Mikroelektronik-Strategie für Europa, damit Europa wieder wettbewerbsfähig wird. Der European Chips Act ist zwar ein wichtiger Schritt, aber kein Ersatz für eine umfassende Mikroelektronikstrategie."

Vollständig diversifizierte Lieferkette

Das neue AT&S-Werk wurde im Rahmen des IPCEI-Programms gefördert, mit dem europäische Forschung im Bereich Mikroelektronik forciert werden soll. "Wir sind stolz darauf, dass wir mit unseren drei Standorten in Österreich, China und Malaysia nun eine vollständig diversifizierte Lieferkette anbieten können. Nicht nur global, sondern auf die heutigen Kundenbedürfnisse zugeschnitten", sagt Ingolf Schröder, EVP der AT&S-Business-Unit Microelectronics. Man habe bereits erste Muster an einige Kund:innen geliefert, und die Qualifizierung für neue Produkte laufe nach Plan. Schröder dazu: "Wir sind stolz, dass wir gemeinsam mit unseren Kund:innen innovative Lösungen entwickeln, das macht eine Partnerschaft aus. Zeitgleich arbeiten wir erfolgreich an der weiteren Diversifizierung unseres Kundenportfolios, wobei wir alle unsere R&D-Kapazitäten optimal nutzen."

Das neue Kompetenzzentrum stößt aber nicht nur in Brüssel und Wien auf Wohlwollen. Auch der Standort Leoben und somit die Steiermark profitierten bereits stark: Rund 420 neue Arbeitsplätze sind den Angaben zufolge bisher in Hinterberg entstanden. Wirtschafts- und Forschungslandesrat Willibald Ehrenhöfer betonte: "Der steirische Leitbetrieb AT&S zeigt mit diesem neuen Werk, wie Innovationskraft und die Schaffung von zukunftsträchtigen Hightech-Arbeitsplätzen Hand in Hand gehen. Dieses neue Kompetenzzentrum stärkt nicht nur den Wirtschaftsstandort Leoben, sondern etabliert die Steiermark als einen wesentlichen Player im europäischen Technologie-Ökosystem. Wir setzen alles daran, unsere Spitzenposition im Mikroelektronikbereich gemeinsam mit AT&S weiter auszubauen und uns als Hotspot für Zukunftstechnologien zu positionieren."

www.ats.net

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