Erfindung aus China
Neue Kontaktlinsen ermöglichen Sehen im Dunkeln

| Larissa Bilovits 
| 26.05.2025

Am besten sollen die Linsen bei geschlossenen Augenlidern funktionieren, erklären die chinesischen Wissenschaftler:innen, die ihre Erfindung zunächst an Mäusen und anschließend am Menschen testeten. 

Nachts klar sehen – und das ganz ohne Nachtsichtgerät? Eine neue Erfindung aus China soll genau das möglich machen: Forschende der University of Science and Technology of China nutzen besondere Nanopartikel, die Wärmestrahlung in sichtbares Licht umwandeln – und das direkt in einer Kontaktlinse.

So funktioniert's

Die neu entwickelten Linsen des Teams rund um Wissenschaftler Tian Xue ermöglichen nicht nur das Sehen im sichtbaren Spektrum, sondern machen auch Infrarotstrahlung für das menschliche Auge wahrnehmbar – und zwar ganz ohne klobiges Nachtsichtgerät. Erstaunlich ist dabei, dass sie besonders gut bei geschlossenen Augenlidern funktionieren sollen, wie die Forschenden berichten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Infrarot-Nachtsichtbrillen benötigen die in der Fachzeitschrift Cell vorgestellten Kontaktlinsen zudem keine externe Stromquelle und erlauben die Wahrnehmung mehrerer Infrarotwellenlängen gleichzeitig.

Ursprünglich hatte das Forschungsteam demonstriert, dass Nanopartikel Mäusen Infrarotsicht verleihen können, wenn sie direkt in die Netzhaut eingebracht werden. In einem nächsten Schritt kombinierten sie diese Partikel mit dem Material handelsüblicher Kontaktlinsen – und formten daraus transparente Linsen mit Hightech-Funktion.

Erste Tests mit Mäusen

Getestet wurden diese Linsen anschließend zunächst an Mäusen, deren Verhaltensweisen wiederum darauf hindeuteten, dass sie IR-Licht sehen konnten: Als man ihnen die Wahl zwischen einer dunklen und einer mit IR-Licht beleuchteten Box gab, wählten die Linsentragenden Mäuse die dunkle Box, weil diese den Tieren – wie ihre übliche Behausung – Sicherheit versprach. Jene Mäuse, die nicht mit den Linsen ausgestattet wurden, zeigten keine Vorlieben bei der Auswahl einer Box.

Zudem zeigten die Mäuse physiologische Anzeichen für IR-Sicht: Unter anderem verengten sich ihre Pupillen, wenn sie bestrahlt wurden, und ihre Gehirn-Scans wiesen darauf hin, dass IR-Licht ihre visuellen Verarbeitungszentren aktiviert. 

Weitere Verbesserungen notwendig

Im Zuge von Tests mit menschlichen Probanden zeigte sich schließlich, dass Menschen, die IR-Kontaktlinsen trugen, blinkende morsezeichenähnliche Signale erkennen konnten. "Ohne die Kontaktlinsen können Probanden nichts sehen, aber wenn sie sie aufsetzen, können sie das Flackern des IR-Lichts deutlich erkennen", erklärt Xue und weist darauf hin, dass die Linsen von den Leistungen eines Nachtsichtgeräts allerdings noch weit entfernt seien – um näher an diese heranzukommen, müsse man die Nanopartikel noch weiter verbessern. 

www.en.ustc.edu.cn

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