Fotos & Video Senat der Wirtschaft beim ORF
"Der Dialog mit der Wirtschaft ist ein zentraler Bestandteil unseres Reformprozesses"

Führende Vertreter:innen des Senat der Wirtschaft nahmen am exklusiven ORF-Besuch am Wiener Küniglberg teil. LEADERSNET.tv fragte bei den ORF-Verantwortlichen und Mitgliedern der Wirtschaftsorganisation nach, wie der Österreichische Rundfunk in Zukunft den unternehmerischen Mittelstand besser unterstützen kann. 

Vor einigen Tagen kamen auf Einladung von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann zahlreiche Mitglieder des Senat der Wirtschaft zusammen und nahmen an einem exklusiven Hintergrundgespräch im ORF-Zentrum am Wiener Küniglberg teil. Begrüßt wurden die Teilnehmenden von Benita Ferrero-Waldner, Präsidentin des Senat der Wirtschaft, die in ihren einleitenden Worten die Bedeutung eines unabhängigen und qualitativ hochwertigen ORF für eine lebendige Demokratie unterstrich.

"Wir freuen uns sehr über die Einladung, denn wir sind der festen Überzeugung, dass der ORF künftig dem Mittelstand und generell wirtschaftlichen Themen deutlich mehr Raum geben sollte", sagte Benita Ferrero-Waldner gegenüber LEADERSNET.tv und ergänzte: "In der öffentlichen Berichterstattung erleben wir oft, dass NGOs, Theoretiker:innen oder große Interessenvertretungen zu Wort kommen, während jene, die tatsächlich für die Umsetzung verantwortlich sind, kaum Gehör finden. Insbesondere familiengeführte Unternehmen und Eigentümerbetriebe, die tagtäglich wirtschaftliche Realität gestalten, bleiben häufig im Hintergrund. Dabei sind es gerade diese Unternehmer:innen, die die Herausforderungen unserer Zeit, wie etwa den Klimawandel, nicht nur diskutieren, sondern ganz konkret in ihren Betrieben bewältigen müssen. Sie tragen die Verantwortung für Innovation, Investitionen und Arbeitsplätze. Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, hier im ORF über genau diese Perspektive zu sprechen, über die unternehmerische Praxis, die oft zu kurz kommt, aber entscheidend ist für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes."

Gesellschaftspolitische Relevanz des ORF

Im Mittelpunkt des Austauschs standen also Fragen zur künftigen Ausrichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, mit einem Fokus auf journalistische Qualität, Objektivität sowie den Bildungsauftrag, insbesondere in Finanz und Wirtschaft. Besonderes Augenmerk galt dabei den Perspektiven des Mittelstands, also der heimischen Unternehmen, deren Bedeutung als Rückgrat von Wirtschaft und Gemeinwohl verstärkt in die medienpolitische Debatte einfließen soll.

Zu Beginn des Hintergrundgesprächs hob ORF-Generaldirektor Weißmann die gesellschaftspolitische Relevanz des ORF als Public-Value-Anbieter hervor. Er zeigte aber auch Bereitschaft zur strukturellen Weiterentwicklung. In Zukunft müssten Synergien zwischen Redaktion und Technik konsequenter genutzt werden, um Qualitätsjournalismus nachhaltig mit wirtschaftlicher Effizienz zu verbinden.

"Der Austausch war sehr interessant und aus meiner Sicht ganz wesentlich. Journalismus und die Bedürfnisse der Wirtschaft – das sind zwei Bereiche, die eng miteinander verknüpft sind. Heute hatten wir ein Gespräch, das ich als besonders wertvoll empfunden habe. Ich denke, beide Seiten konnten jeweils einen guten Einblick in die Perspektive des anderen gewinnen. Genau das ist wichtig, dass man miteinander im Gespräch bleibt und sich austauscht. Für mich ist das heute der Auftakt zu einer neuen Diskussion – und das bewerte ich sehr positiv", so Weißmann zu LEADERSNET.tv.

"Wir stehen als öffentlich-rechtlicher Rundfunk in der Verantwortung, nicht nur für Qualität, sondern auch für Transparenz. Der Dialog mit der Wirtschaft ist dabei kein Lippenbekenntnis, sondern ein zentraler Bestandteil unseres Reformprozesses", betonte Weißmann.

Ein sichtbares Zeichen dieses Reformwillens sei das neu geschaffene "Quality Board", das Inhalte künftig systematisch auf Objektivität und Faktentreue überprüfen soll. Die Einführung transparenter Qualitätskriterien wurde von den Senator:innen als richtiger und wichtiger Schritt für mehr Glaubwürdigkeit gewertet.

Bildungsauftrag in Wirtschaft und Finanz

Die Mitglieder des Senats waren sich einig, dass das mangelnde Wissen über Wirtschaft und Finanzen wesentlich zu den aktuellen Herausforderungen des österreichischen Wirtschaftsstandorts beiträgt. Vor diesem Hintergrund forderte die Delegation eine deutlich stärkere Präsenz wirtschaftlicher Themen in den Medien, im Speziellen die Stimme des unternehmerischen Mittelstands müsse mehr Gehör finden.

Kurze Börsenberichte und positive Berichterstattung über unternehmerisches Engagement etwa fördern laut dem Senat unterschwellig das Interesse und stärken den Gestaltungswillen sowie die Leistungsbereitschaft. Vor diesem Hintergrund wurde auch die Einrichtung eines unabhängigen Wirtschaftsbeirats für den ORF unter den Anwesenden diskutiert, der beratend tätig sein soll, ohne in redaktionelle Entscheidungen einzugreifen.

Warnung vor Mehrfachbelastung

Auch die aktuelle Ausgestaltung der Haushaltsabgabe sorgte bei der Veranstaltung für intensive Diskussion, insbesondere mit Blick auf ihre unternehmerische Auswirkung. Über den prinzipiellen Bedarf eines Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks, finanziert über eine Haushaltsabgabe, bestand Einigkeit, die teils mehrfache Belastung pro Betriebsstandort wurde von Wirtschaftsvertreter:innen aber als unverhältnismäßig kritisiert. Bei diesem Thema zeigte sich Roland Weißmann gesprächsbereit und kündigte eine gemeinsame Erarbeitung eines zukunftsfähigen Modells mit dem Senat der Wirtschaft bis Herbst an.

Plädoyer für einen starken ORF

Der Vorsitzende des Senat der Wirtschaft, Hans Harrer, überreichte bei der Gelegenheit dem ORF-Generaldirektor ein "aus der Wirtschaft erarbeitetes" Plädoyer für eine zukunftsfähige Weiterentwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dieses soll laut dem Senat konkrete und lösungsorientierte Impulse aus der Unternehmenspraxis enthalten.

"Der ORF ist ein relevanter Ankerpunkt unserer demokratischen Öffentlichkeit. Umso wichtiger ist es, ihn strukturell, finanziell und inhaltlich so aufzustellen, dass Vertrauen, Effizienz und Unabhängigkeit keine Gegensätze darstellen, sondern ein gemeinsames Ziel sind. Vor allem aber muss der ORF sich seines meinungsbildenden Gewichts entsprechend vermehrt der Themen Wirtschaft und unternehmerischer Mittelstand widmen: Sie sind der Quell unseres Gemeinwohls und tragen das Land in die Zukunft", so Harrer abschließend.

Interviewpartner:innen

LEADERSNET.tv holte neben Benita Ferrero-Waldner, Präsidentin Senat der Wirtschaft, Roland Weißmann, ORF-Generaldirektor, und Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender Senat der Wirtschaft, auch noch Mahdi Allagha, Mitglied der Geschäftsleitung Senat der Wirtschaft, Johannes Linhart, Leitung Wirtschaft und Politik, Senat der Wirtschaft, Mario Reichel, Blitzblank Reinigung Dienstleistungsunternehmen GmbH, Martin Schauer, Universitätsprofessor, Julian Hadschieff, CEO und Eigentümer Humanocare Group, Gabriele Waldner-Pammesberger, Chefredakteurin ORF-Newsroom, Franz Pichler, CEO Spusu, Keyvan Rastegar, Gründer RPCK Rastegar Panchal, und Susanne Duacsek, Geschäftsleitung bei Elra Antriebstechnik Vertriebs Ges.m.b.H., vor die Kamera.

Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

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