Erstmals seit zweieinhalb Jahren konnte die österreichische Wirtschaft im ersten Quartal 2025 wieder leicht wachsen: Laut Schnellschätzung des WIFO legte das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent zu. Doch diese positive Entwicklung spiegelt sich im heimischen Handel nur eingeschränkt wider. Die kalenderbereinigten Einzelhandelsumsätze (ohne Kfz) stiegen im Februar um 2,0 Prozent und im März um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Unbereinigt gingen sie hingegen real zurück. Das Konsumklima bleibt schwach, und das Verbrauchervertrauen ist im April merklich gesunken. "Die leichte wirtschaftliche Erholung in Österreich findet noch abseits des österreichischen Handels statt", analysiert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. "Wir erzielen stabile Umsätze, aber die schwache Konsumdynamik, die anhaltend hohen Kosten und das sinkende Verbrauchervertrauen halten uns auf Trab."
Stimmung gedrückt, Stellenrückgang hält an
Besorgniserregend zeigt sich die Entwicklung am Arbeitsmarkt: Im März waren 326.505 Beschäftigte im Einzelhandel tätig – ein weiterer Rückgang im bereits seit zwei Jahren rückläufigen Trend. Die Zahl der offenen Stellen sank um 8,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wobei sich dieser Rückgang zuletzt abgeschwächt hat. Der Konjunkturklimaindex im Einzelhandel fiel seit Jahresbeginn um rund sechs Punkte – stärker als in jeder anderen Branche. Will ordnet ein: "Der Rückgang an unselbständig Beschäftigten im Handel hängt einerseits mit der erforderlichen Kostenoptimierung zusammen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, und anderseits werden Automatisierungsmöglichkeiten vorangetrieben." Auch die Insolvenzen verdeutlichen den Druck auf die Branche: 215 der insgesamt 1.134 Unternehmensinsolvenzen im ersten Quartal entfielen auf den Handel. Das entspricht fast jeder fünften Pleite und einem Anstieg um sieben Prozent im Jahresvergleich.
Hoffen auf 2026
Trotz der Herausforderungen zeigt sich der Handelsverband für das kommende Jahr verhalten zuversichtlich. Während das WIFO für 2025 nochmals mit einem leichten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent rechnet, wird für 2026 ein Wachstum von 1,2 Prozent prognostiziert. Gleichzeitig soll die Sparquote heuer auf 12 Prozent steigen – nach 11,7 Prozent im Vorjahr. "Gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft, zur Unterstützung kleiner Handelsbetriebe und zur Schaffung eines Level Playing Fields im Onlinehandel dürfen nicht aufgeschoben werden", mahnt Rainer Will. "Anreize und Entbürokratisierung sind gefragt, um eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung einzuleiten." Die Erwartung ist klar: Wenn Politik und Wirtschaft gemeinsam an Reformen und Rahmenbedingungen arbeiten, kann der Einzelhandel aus der aktuellen Phase der Stagnation wieder in den Aufschwung übergehen.
www.handelsverband.at
www.wifo.ac.at
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