Die Erste Group und die Santander Group haben am Montag (5. Mai) bekanntgegeben, dass sie eine Vereinbarung geschlossen haben, wonach die heimische Bankengruppe einen 49-Prozent-Anteil an der Santander Bank in Polen für rund 6,8 Milliarden Euro (584 Złoty je Aktie) und einen 50-Prozent-Anteil an Santander Towarzystwo Funduszy Inwestycyjnych (TFI) für rund 0,2 Milliarden Euro in bar von der Santander Group erwirbt. Der Gesamtpreis dieser Transaktionen beträgt somit rund sieben Milliarden Euro. Damit würde die Erste Group eine der größten Bankenübernahmen der letzten Jahre in Europa vollziehen.
Der Abschluss der Transaktion wird - vorbehaltlich der Erfüllung der Closing-Bedingungen - um das Jahresende 2025 erwartet. Damit würde die Erste Group zur größten Aktionärin des Instituts werden und die De-Facto-Kontrolle über die Santander Bank Polska erhalten. Als größte Einzelaktionärin hätte sie so die Möglichkeit, Positionen im Aufsichtsrat zu besetzen und über die Vertretung in diesem Gremium Mitglieder des Vorstands zu benennen.
Drittgrößte Bank des Landes
Die Santander Bank Polska ist laut eigenen Angaben nach Vermögenswerten die drittgrößte Bank Polens mit einem Marktanteil von über acht Prozent (basierend auf dem Transaktionsumfang per Dezember 2024). Das Institut bietet Finanzprodukte für Privatkund:innen, kleine und mittlere Unternehmen sowie größere Firmenkunden an. Santander TFI ist ein Vermögensverwalter, der demnach per Ende 2024 Vermögenswerte (AUM) in Höhe von sechs Milliarden Euro verwaltet hat.
Infolge der Transaktion soll der Gewinn je Aktie (EPS) der Erste Group im Jahr 2026 um mehr als 20 Prozent und die Verzinsung des materiellen Eigenkapitals (ROTE) auf etwa 19 Prozent steigen, im Vergleich zu den aktuellen Konsensprognosen von etwa 15 Prozent.
Langgehegtes Ziel
Peter Bosek, CEO der Erste Group, sagte: "Mit dem geplanten Erwerb eines beherrschenden Anteils an der Santander Bank Polska erfüllen wir ein langgehegtes strategisches Ziel: Als das führende Kreditinstitut in Zentral- und Osteuropa bauen wir unsere Präsenz in der Region weiter aus und expandieren in einen der dynamischsten und profitabelsten Bankenmärkte Europas. Zudem haben wir eine neue strategische Kooperation mit der Santander Group geschlossen, um unsere jeweiligen Stärken zum Wohle unserer Kund:innen in unseren Kernregionen einzusetzen. Die Erste Group wurde mit einem klaren Zweck gegründet: Wohlstand und finanzielle Gesundheit zu fördern. Die heutige Ankündigung ermöglicht es uns, weitere Millionen Menschen dabei zu unterstützen."
"Der Erwerb eines beherrschenden Anteils an der Santander Bank Polska wird profitables wie wertschaffendes Wachstum ermöglichen. Damit setzen wir unser Kapital effektiv ein, um attraktive Renditen für unsere Aktionärinnen und Aktionäre zu erzielen. Unsere Kapitalsituation ist so stark, dass wir diesen Erwerb komplett mit eigenen Mitteln finanzieren können", ergänzt Stefan Dörfler, CFO der Erste Group.
Kritische Masse bei Markteintritt
Laut der Erste Group würde ihr der Einstieg bei der polnischen Santander Bank unmittelbar bei Markteintritt die notwendige kritische Masse in dem Land verschaffen. Zudem würde man die eigene Position als das führende Kreditinstitut in Zentral- und Osteuropa stärken. Darüber hinaus würde die heimische Bankengruppe durch den Erwerb der Santander Bank Polska ihre gesamte Kundenbasis um rund 36 Prozent auf etwa 23 Millionen Kund:innen vergrößern. Die Kundenbasis in Zentral- und Osteuropa, ohne Österreich, würde demnach um rund 50 Prozent auf etwa 18 Millionen Kund:innen steigen.
Aus Eigenmitteln finanzierter Erwerb
Die Erste Group würde den geplanten Erwerb den Angaben zufolge vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren, unter anderem durch die Streichung des am 28. Februar 2025 bekanntgegebenen Aktienrückkaufprogramms im Volumen von 700 Millionen Euro, einer temporären Reduzierung der Dividenden-Ausschüttungsquote auf maximal zehn Prozent des Nettogewinns für das Geschäftsjahr 2025 sowie verschiedene Maßnahmen zur Optimierung des Risikoprofils der Bilanz. Die Dividende für das Geschäftsjahr 2024 in Höhe von drei Euro je Aktie bleibe demnach unverändert und werde, vorbehaltlich der Zustimmung durch die Hauptversammlung, am 28. Mai 2025 ausgezahlt. Ziel der Erste Group sei es, mit dem Geschäftsjahr 2026 zur ursprünglichen Dividenden-Ausschüttungsquote von 40 bis 50 Prozent zurückzukehren.
Strategische Kooperation
Zusätzlich zu den am Montag bekanntgegebenen Transaktionen haben die Erste Group und die Santander Group eine separate strategische Kooperation in den Bereichen Corporate und Investment Banking (CIB) sowie Zahlungsverkehr angekündigt, die für ausgewählte Kernregionen gelten soll.
www.erstegroup.com
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