"Frauen sehen's anders" war jüngst das Thema einer Diskussion zur Fragestellung, ob es einen weiblichen Blick in Film und Medien – sprich einen Female Gaze – geben solle. Für die Teilnehmerinnen der vom Frauennetzwerk Medien organisierten Veranstaltung, die im APA-Pressezentrum über die Bühne geht, war die Antwort unisono klar: Ja.
Martina Madner, Moderatorin, Journalistin und Vorsitzende des Frauennetzwerks Medien, erläutert hierzu, dass Frauen nicht von Geburt an einen anderen Blick auf die Welt hätten – vielmehr würden sie ihn erlernen, verbessern und stärken. Dies sei auch dringend notwendig, denn: "Der angeblich normale und neutrale Blick auf die Gesellschaft entpuppt sich meist rasch als ein patriarchal männlicher, weißer, heterosexueller, konservativer. Manchmal gipfelt ein solcher Male Gaze in extremem Sexismus", meint die feministische Journalistin. Alternativen zu solchen Bildern würden jene Film- und Medienschaffende liefern, die einen Female Gaze fördern.
Respektvolle Berichterstattung erforderlich
Im Rahmen der Veranstaltung kamen auch zahlreiche konkrete Beispiele zur Sprache, darunter etwa die Bebilderung der Klimakrise und der zunehmenden Hitzetage. Diese würden in Filmen und Medien oftmals durch junge Frauen im Bikini dargestellt – das sei nicht nur sexistisch, sondern verharmlost gleichzeitig das Problem. "Es geht vor allem auch um eine Frage, die in der Vergangenheit oft keine Rolle gespielt hat", so Edith Ginz, Journalistin bei Moment.at, in ihrem Vortrag über Male und Female Gaze. Und zwar: "Was wollen Frauen sehen?"
"Eine respektvolle Bildsprache", liefert Regisseurin Franziska Mayr-Keber die Antwort. Und das nicht nur rund um die Klimakrise, sondern bei sämtlichen Themen. "Bei einer Yoga Doku schöne, weibliche Körperrundungen ins Bild zu rücken, ist sexistisch und eine astreine Themenverfehlung", gibt die Filmschaffende ein Beispiel und betont, dass sie noch nie eine Beschwerde erhalten habe, dass sie Frauen zu wenig sexy darstellen würde.
Von den 70ern bis heute
Besonders schlimm sei der Male Gaze bereits in den 70er-Jahren gewesen, wie Inge Letz erklärt. Sie war die erste Frau im deutschsprachigen Raum, die bei großen Live-Shows wie "Dalli, Dalli" oder "Wünsch dir was" Regie geführt hat, und erzählte davon, dass sie damals des Öfteren Großaufnahmen männlicher Kameraleute von weiblichen Busen vom Fernsehbildschirm fernhalten musste. "Wenn man weg von solchen sexuell eindimensionalen Bildern kommen will, muss man den weiblichen Blick gezielt einsetzen", meint sie in Bezug auf die heutige Medienlandschaft.
"Der Male Gaze beeinflusst nach wie vor, wie Medien Inhalte auswählen und darstellen", beobachtet auch Juliane Ahrer, Moderatorin der feministischen Fernsehsendung "What the FEM?" auf W24, mit der sie "weiblichen, queeren und intersektionalen Stimmen gezielt Raum geben" möchte. Sie vertritt den Standpunkt, dass viele Perspektiven "unsichtbar" bleiben würden, "solange Männer die zentralen Entscheidungen treffen".
"Die männliche Sichtweise ist in den Redaktionen oftmals noch immer die Norm", so meint auch Stefanie Leodolter, Redakteurin und Moderatorin bei den Ö1-Journalen: "Wir sollten uns des eigenen individuellen Blicks bewusster werden, ihn in passende und verständliche Worte fassen und so dazu beitragen, die Norm zu erweitern und inklusiver zu gestalten."
Bilder von heute
Ebendies ist das Ziel des Projekts "Zukunftsbild". Dabei wollen Luzia Strohmayer-Nacif, Leiterin des APA Visual Desk, und ihre Kolleg:innen Alternativen zu offen und versteckt sexistischen Klischeebildern liefern: "Wir wollen die Vielfältigkeit der Gesellschaft widerspiegeln, denn wenn Lebensrealitäten entsprechend abgebildet werden, stärkt das Vertrauen in Medien und unsere Arbeit." Sie betont, dass Bilder unmittelbar vermitteln, und: "Die Welt von heute kann nicht mit Bildern von gestern gezeigt werden."
Eindrücke vom Event finden Sie in der Galerie.
www.frauennetzwerk.at
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