Die Weichen für morgen stellen
Normen im Bausektor: Stabilität in turbulenten Zeiten

| Redaktion 
| 27.02.2025

Die Gründe für die aktuelle Stimmung in der Branche sind vielfältig. Nun gilt es, innovative, flexible Lösungen zu finden, um der Bauwirtschaft und ihrer Kundschaft neue Impulse zu liefern. Auch Austrian Standards, die österreichische Standardisierungsorganisation, widmet sich der Frage, was ein flexiblerer Umgang mit Standards beitragen kann.

Die Baubranche befindet sich seit Jahren in einer schwachen Konjunkturphase, geprägt durch rückläufige Auftragszahlen, steigende Baukosten und eine nachlassende Investitionsbereitschaft. Eine unsichere wirtschaftliche Lage gepaart mit gestiegenen Zinsen und hohen Materialpreisen sind nur einige der zahlreichen Gründe für diese Situation.

Vielfältig und komplex

Steigende Zinsen erschweren die Finanzierung von Bauprojekten. Explodierende Kosten für Baumaterialien und Energie belasten Budgets erheblich. Die Branche wird aber auch zusätzlich durch den Fachkräftemangel vor große Herausforderungen gestellt. Nicht zuletzt erschwerte die KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) die Finanzierung vieler Bauvorhaben zusätzlich. Die Gründe für die aktuelle Lage sind also sehr vielfältig und komplex. Nun gilt es, innovative Lösungen zu finden, um der Bauwirtschaft wieder Aufschwung zu verleihen, damit 2025 die ersehnte Trendumkehr bringt.

Aufbruch, Innovation und neue Chancen

Das Echo für das Ende der KIM-Verordnung Mitte 2025 fiel aber verhalten aus. Diese "Ansage einer Absage" hätte vor einem Jahr noch deutlich mehr Beifall geerntet. Seither ist zwar viel passiert oder viel mehr sehr wenig. Zumindest, wenn man auf die Leitzinsentwicklung blickt. Hier gibt es zumeist viel Trommelwirbel für dann doch eher kosmetische Eingriffe im 0-Komma-Bereich. Die allgemeine Verunsicherung steigt und mit ihr das Risiko, dass auch die Sparkurve der heimischen Haushalte weiterhin nach oben zeigt und die Konsumlaune gedämpft bleibt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat diesbezüglich wenig entgegenzuhalten. Doch das ist nicht nur schlecht fürs Geschäft, sondern auch miserabel für das Klima. Denn nicht nur beim Herstellen, sondern auch beim Sanieren von Wohnraum stehen Herr und Frau Österreicher:in somit gerne auf der Bremse, und das, obwohl eben nicht nur die Uhr, sondern auch das Klima tickt.

Welche Rolle spielen Standards?

Vor diesem Hintergrund hat LEADERSNET bei Austrian Standards nachgefragt, welche Rolle dabei Standards spielen. Bei der österreichischen Standardisierungsorganisation glaubt man dennoch an eine, wenn auch verzögerte, Renaissance der Baubranche, die ab Jahresmitte 2025 und abhängig von der Förderpolitik einer neuen Bundesregierung beginnen kann.

"Austrian Standards als unabhängige und neutrale Plattform bietet allen mit Standardisierungsbedarf die Möglichkeit, ihre Anliegen und Themen aktiv einzubringen. Standardisierung ist ein offener, transparenter und partizipativer Prozess mit dem Ziel, praxisnahe Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu entwickeln. Dafür bringen wir über 4.800 Branchenexpertinnen und -experten zusammen und managen diesen produktiven Austausch", hebt Valerie Höllinger, CEO von Austrian Standards, die Zusammenarbeit von Austrian Standards mit der Bauwirtschaft hervor, um praktische Lösungen zu entwickeln.

Eine Studie aus dem Jahr 2019 des Deutschen Instituts für Normung (DIN) und VDE/DKE zeigt, dass die Fehlerkosten in der Bauwirtschaft durch die Einhaltung von Standards und technische Regeln erheblich reduziert werden könnten – mit potenziellen Einsparungen von 16,5 Milliarden Euro pro Jahr allein in Deutschland.

"Standards sind keine starren Regelwerke. Sie entwickeln sich kontinuierlich weiter, basierend auf den aktuellen Anforderungen und Bedürfnissen der Praxis. In der Standardisierung werden verschiedene Perspektiven eingebracht, wobei die Diskussionen auf fundierten Problemanalysen basieren."

Weiters betont Höllinger, dass Standards keine Gesetze seien, gelegentlich werden sie aber durch Gesetze oder Verordnungen verbindlich gemacht, um Sicherheit oder Interoperabilität zu gewährleisten. Wichtig sei auch die Partizipation von unterschiedlichen Stakeholdern, da die Standardisierung von Perspektivenvielfalt lebt. "Ich lade alle herzlich dazu ein, sich in der Standardisierung zu engagieren. Unsere Türen stehen offen", hebt Valerie Höllinger hervor.

Die Weichen für morgen stellen

Die Branche könnte mit gezielten Maßnahmen gestärkt aus der Krise hervorgehen und ihre Bedeutung als Schlüsselindustrie behaupten. Als eine Lösung wird die Initiative "Bauen außerhalb der Norm" genannt. Eine Senkung der Baukosten sollte damit erfolgen. Allerdings gebe es auch Stimmen, die behaupten, dass eine Reduktion zum Beispiel auf Kosten des Komforts gehen könnte.

Neue Lösungen sind somit gesucht und die Debatte über Normen und alternative Bauweisen wird auch beim 7. Baustammtisch im House of Standards & Innovation am 26. März 2025 im Fokus stehen. Dieses Event beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven rund um Bauen außerhalb der Norm und die damit verbundenen Herausforderungen sowie Chancen aus politischer sowie gesellschaftlicher Perspektive.

Hier gibt es mehr Informationen zum 7. Baustammtisch.

www.austrian-standards.at

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