Rund 45,8 Millionen Euro Verbindlichkeiten
Millionenpleite eines international tätigen Bootshändlers

| Tobias Seifried 
| 30.01.2024

Von der Großinsolvenz in Kärnten sind rund 55 Gläubiger:innen und 36 Dienstnehmer:innen betroffen.

Wie der KSV1870 und der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) bekannt geben, wurde über das Vermögen der ASAP Trading GmbH mit Sitz in Klagenfurt ein Insolvenzverfahren am Landesgericht Klagenfurt eröffnet, wobei es sich um ein Konkursverfahren handelt. Das international tätige Unternehmen fungiert als Holdinggesellschaft mehrerer Tochtergesellschaften, welche die Produktion und den Vertrieb von Elektrokatamaranen betreiben. Auf Mallorca gibt es eine weitere Niederlassung. 

Die Verbindlichkeiten betragen laut den Kreditschützern rund 45,8 Millionen Euro, wovon rund 9,3 Millionen auf Gesellschafterdarlehen entfallen. Die Aktiva werden mit rund 5,1 Millionen Euro beziffert; somit beläuft sich die vermögensrechtliche Überschuldung auf 40,7 Millionen Euro. Von der Großinsolvenz sind rund 55 Gläubiger:innen und 36 Dienstnehmer:innen (13 in Österreich und 23 im Ausland) betroffen. 

Gründe für die Pleite

Die Ursachen der Insolvenz werden sehr komplex dargestellt und müssen von ASAP Trading noch klarer vorgelegt werden, so der AKV. Wesentlich für die Insolvenz sei gewesen, dass Ende Herbst 2023 ein holländisch/türkischer Vertragspartner die Produktion aller bestellten Boote unberechtigt eingestellt habe. Die Gesellschaft habe in der Folge erkennen müssen, dass durch den Ausfall des Hauptzulieferers eine rechnerische Überschuldung von rund 40 Millionen Euro eingetreten ist.

Dem KSV1870 wurden folgende Informationen übermittelt: "Das im Jahr 2017 gegründete Unternehmen begann mit einer starken Wachstumsphase. Anfang 2022 wurde der Produktionsstandort im italienischen Fano (Silent Italia S.r.l.)übernommen. Um die Produktion von solarbetriebenen Katamaranen zu gewährleisten, wurde ein Kooperationsvertragsverhältnis mit einer Werft in der Türkei begründet, welches mit hohen Investitionskosten verbunden war. Weiters hat im Herbst 2023 ein holländisch/türkischer Vertragspartner die Produktion aller bestellten Boote unberechtigt eingestellt." Weiters heißt es, dass die Produktion am Produktionsstandort in der Türkei defacto eingestellt sei. Vergleichsgespräche und eine Streitbeilegung scheiterten. Zudem sei das "Türkei-Problem“ aus der Sicht der Geschäftsführung kurzfristig nicht lösbar.

Keine Fortführung geplant

Zur Schadensbegrenzung würden derzeit zwei Lösungsansätze diskutiert: Eine Möglichkeit liege in der Bereitschaft einzelner Kund:innen, zur Schadensbegrenzung halbfertige Boote in der Türkei zu übernehmen und in Eigenregie fertig zu bauen. Ein anderer Weg läge darin, das Prozessführungsrisiko auf Rückzahlung von Überzahlungen und Einforderung von Schadenersatz einem Prozessfinanzierer zu übertragen, so der Bootshändler. Die Angaben konnten dem KSV1870 zufolge in der kurzen Zeit noch nicht überprüft werden.

Laut dem AKV sei aktuell keine positive Fortführungsprognose gegeben. ASAP Trading strebe auch keine Sanierung an.

www.ksv.at

www.akv.at

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