"Kasachstan ist Österreichs bedeutendste Exportdestination in Zentralasien"

LEADERSNET: Wie haben sich die wirtschaftlichen Beziehungen in den vergangenen zwei Jahren zwischen Kasachstan und Österreich entwickelt?

Clemens Machal: Kasachstan ist Österreichs bedeutendste Exportdestination in Zentralasien und unser drittgrößter Exportmarkt in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Nach einem pandemiebedingten Rückgang der österreichischen Warenexporte im Jahr 2020, stiegen diese 2021 wieder an übertrafen mit 170 Millionen Euro sogar den Rekordwert von 2019. Auch 2022 setzte sich diese positive Dynamik weiter fort, und die Exporte aus Österreich erreichten mit 231,92 Millionen Euro (+36,3 Prozent) ein neues Allzeithoch. Die wichtigsten Warengruppen im österreichischen Export sind medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse sowie verschiedenste Maschinen und Apparate, Mess- und Prüfinstrumente. Kasachstan bleibt auch als Standort für österreichische Niederlassungen attraktiv, und jedes Jahr siedeln sich neue Unternehmen an.

LEADERSNET: In seiner Rede am 1. September stellte Präsident Kassym-Jomart Tokajew einen neuen Wirtschaftskurs vor, den das Land in den nächsten drei Jahren verfolgen wird. Der Plan fokussiert darauf, den Wettbewerbsvorteil in gewissen Bereichen auszuschöpfen und potenzielle Schlüsselfaktoren in der Produktion, wie etwa Arbeit, Kapital, Ressourcen und Technologien besser zu nutzen. Wie sehen Sie dieses Vorhaben?

Machal: Die traditionelle Ansprache zur Lage der Nation am 1. September war durchaus bemerkenswert, und wirtschaftsrelevant waren die Ankündigungen zur Dezentralisierung und zur Stärkung der lokalen Wirtschaft. Vor allem sollen wichtige Produkte wie Nahrungsmittel und Maschinen künftig verstärkt im Inland produziert werden. Entsprechend werden die Sektoren Maschinenbau, Landwirtschaft, Wasser- und Energiewirtschaft künftig mehr staatliche Förderung zur Erreichung dieses Ziels erhalten. Das schafft Geschäftschancen für österreichische Unternehmen.

LEADERSNET: Wie sehen Sie die Seidenstraßen-Initiative "One Belt, One Road"?

Machal: Der Ausbau der "Neuen Seidenstraße" und die Stärkung der Logistikinfrastruktur in Zentralasien ist grundsätzlich für alle Volkswirtschaften in Zentralasien und auch für den West-Ost-West-Handel vorteilhaft.

LEADERSNET: Inwieweit können sich bei dieser Initiative österreichische Firmen engagieren?

Machal: Österreichische Firmen sind bei vielen Projekten und in unterschiedlichsten Sektoren in ganz Zentralasien aktiv und erfolgreich. Dabei reicht die Spannweite der in Zentralasien am Markt befindlichen Produkte "Made in Austria" von Medikamenten und Schiliften über Kraftwerksausrüstung bis hin zu Baumaschinen.