Heimischer Handel sieht sich nicht als Treiber des Bodenverbrauchs

Laut einer Studie steht die Branche für nur 0,6 Prozent der Flächeninanspruchnahme.

Österreich ist beim Bodenverbrauch weiter Europameister im negativen Sinn. Dabei hat der heurige Sommer erneut vor Augen geführt, wie schnell sich Betonflächen in Hitzeinseln verwandeln und welche Kraft das Wasser im Fall von Starkniederschlägen und fehlender Versickerungsmöglichkeit hat. Der momentane Bodenverbrauch von mehr als elf Hektar Äcker und Wiesen oder umgerechnet im Ausmaß von 16 Fußballfeldern pro Tag gefährdet dabei nicht nur die heimische Lebensmittelproduktion, die Tier- und Pflanzenwelt, den Tourismus etc., sondern befeuert auch die Auswirkungen von Extremwetterereignissen wie Überschwemmungen.

0,6 Prozent der gesamten Flächeninanspruchnahme

Eine neue Studie von Standort+Markt im Auftrag von Handelsverband (HV) und Austrian Council of Shopping Places (ACSP) soll jetzt ein differenzierteres Bild zeichnen, wonach die "Flächen-Sünder" primär nicht aus dem Einzelhandel kommen.

"Über Geschmack kann man diskutieren, über Fakten nicht. Der Handel ist mit 0,6 Prozent der gesamten Flächeninanspruchnahme in Österreich nicht der Treiber des Bodenverbrauchs, sondern eine Randerscheinung. Für die bisherige Flächeninanspruchnahme sind schwerpunktmäßig der Wohnbau mit 45,4 Prozent, Verkehrsflächen mit 36 Prozent und handelsfremde Betriebsflächen mit 10,9 Prozent hauptverantwortlich. Dennoch sichert der Handel in allen Regionen die Nahversorgung und belebt Gemeinden", fasst Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die wichtigsten Ergebnisse der brandneuen Studie zusammen, die er am Mittwoch mit Christoph Andexlinger, Obmann des Austrian Council of Shopping Places (ACSP) und Hannes Lindner Geschäftsführender Gesellschafter bei Standort + Markt, präsentierte.


Flächeninanspruchnahme in Österreich 2022-23. © HandelsverbandS+M

Drei Promille entfällt auf Shoppingcenter

Die Studie zeigt außerdem, dass drei Promille der versiegelten Fläche in Österreich auf Shoppingcenter entfallen sollen.
"Wer davon ableitet, dass unsere Branche der Treiber der Flächenversiegelung sei, liegt offensichtlich falsch und verkennt die Fakten. In den vergangenen drei Jahren kam zudem praktisch kaum ein Quadratmeter Flächenversiegelung durch Shoppingcenter neu hinzu", sagt Christoph Andexlinger. "Gemessen am Wachstum anderer Sektoren entwickelt sich der Anteil des Handels am Flächenverbrauch sogar unterdurchschnittlich – mit weiter rückläufiger Tendenz", ergänzt Will.

Weitere Ergebnisse der Studie

Von den 83.883 Quadratkilometern Gesamtfläche, die Österreich umfasst, sind 32.540 Quadratkilometer zur Besiedelung geeignet. Davon sind 2.411 Quadratkilometer (Stand 4. Oktober 2023) auch tatsächlich versiegelt. 36.105 Quadratkilometer entfallen auf Wälder, 23.846 Quadratkilometer auf Äcker, Wiesen oder Weiden. Auf Betriebsflächen der unterschiedlichsten Branchen entfallen 683 Quadratkilometern.

  • Der gesamte österreichische Einzelhandel hält derzeit bei einer Verkaufsfläche von 13,2 Quadratkilometern.
  • Bezogen auf die gesamten in Anspruch genommenen Flächen nutzt der Einzelhandel derzeit 35,7 Quadratkilometern. In dieser Zahl sind neben den Verkaufsflächen auch Parkplätze sowie Lagerflächen inkludiert. Das entspricht nur 5,2 Prozent der gesamten Betriebsflächen des Landes bzw. lediglich 0,6 Prozent am gesamten Bodenverbrauch. Zum Vergleich: 45,4 Prozent entfallen auf den Wohnbau, 36 Prozent auf Verkehrsflächen, 11 Prozent auf handelsfremde Betriebsflächen.

Das Burgenland ist am meisten verbaut

Mit Abstand negativer Spitzenreiter ist laut der Untersuchung das Burgenland. Hier sind pro Einwohner:in und über alle Nutzungsarten hinweg bereits 500 Quadratmeter versiegelt. Mit großem Abstand folgt Niederösterreich (402,8 Quadratmeter) vor Kärnten (365,5 Quadratmeter). Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte und entsprechend dichter Bauweise am wenigsten versiegelte Fläche pro Kopf weist Wien mit 55,5 Quadratmeter auf. Aber auch in Vorarlberg (177,6 Quadratmeter) und Tirol (222,0 Quadratmeter) geht man vergleichsweise sparsam mit dem Boden um.

Eines sei jedoch allen Bundesländern gemein, der Anteil des Einzelhandels an der versiegelten Fläche soll immer im äußerst niedrigen einstelligen Prozentbereich, bei Shoppingcentern sogar bei unter einem Prozent liegen.

LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Einen Eindruck können Sie sich hier machen. 

www.handelsverband.at

www.acsp.at

www.standort-markt.at

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