Die meisten Privatkonkurse in Österreich sind selbst verschuldet

| Redaktion 
| 13.07.2023

"Persönliches Verschulden" ist die häufigste Ursache von privaten Pleiten hierzulande. Die Corona-Krise und Teuerungswelle stellen hingegen keinen wesentlichen Insolvenzfaktor dar.

Kaum war die Corona-Pandemie größtenteils überwunden, mussten Österreichs Privathaushalte die teils massiv steigenden Kosten in nahezu allen Lebensbereichen bewältigen – das zeigt die aktuelle Analyse des KSV1870. Es kam demnach nicht unerwartet, dass die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren im vergangenen Jahr um rund 13 Prozent auf 8.176 Fälle gestiegen ist. Wie sich im Rahmen der Analyse nun zeigt, ist ein wesentlicher Teil (28,1 Prozent) dieser Privatkonkurse auf "persönliches Verschulden" der Betroffenen zurückzuführen.

Insbesondere die Überschätzung der eigenen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit (19,3 Prozent) und das jeweilige Konsumverhalten (6,8 Prozent) führen weiterhin sehr häufig in den Privatkonkurs. "Auch wenn sich das Konsumverhalten im Vergleich zu früher etwas verbessert hat, ist nach wie vor rund jede:r vierte Pleite im Privatbereich auf den falschen Umgang mit den eigenen finanziellen Ressourcen zurückzuführen. Das hat aber weniger mit Corona oder den steigenden Kosten zu tun, denn dieses Verhalten war bereits vor den Krisenjahren erkennbar", erklärt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz. Am häufigsten ist "Persönliches Verschulden" in der Steiermark (38 Prozent) die Ursache, am seltensten in Vorarlberg (19,7 Prozent).

Insolvenztreiber "Ehemalige Selbständigkeit"

Darüber hinaus sind im Vorjahr um 1,3 Prozentpunkte mehr private Pleiten infolge einer ehemaligen selbständigen Tätigkeit (26,7 Prozent) registriert worden als noch im Jahr 2021. Insbesondere in Salzburg (39,6 Prozent), im Burgenland (36,9 Prozent) und in Tirol (36,4 Prozent) waren überdurchschnittlich viele Pleiten auf diese Ursache zurückzuführen. Im Gegensatz dazu verzeichnete Oberösterreich mit 20,2 Prozent deutlich weniger Fälle dieser Art.

Corona-Krise mit Nebenrolle

Ähnlich wie im Vorjahr bewegen sich die Faktoren "Reduktion des Einkommens" mit 17,2 Prozent und "Lebenskrisen" mit 13,3 Prozent auf relativ konstantem Niveau. Während im Bereich der Einkommensreduktion vor allem das Thema der Arbeitslosigkeit (14,4 Prozent) eine zentrale Rolle spielt, sind in punkto Lebenskrisen die Faktoren Scheidung (5,9 Prozent) und sonstige Schicksalsschläge (5,5 Prozent), etwa chronische Erkrankungen, von Bedeutung. Zu dieser Kategorie zählt auch der Faktor "Corona-Pandemie" (1,2 Prozent), der jedoch im Bereich der Privatkonkurse weiterhin eine untergeordnete Rolle spielt.

Ausblick: Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit auf dem Prüfstand

Wie bereits die Vergangenheit gezeigt hat, entsteht ein Privatkonkurs zumeist über einen längeren Zeitraum. Insofern steht die finanzielle Stabilität der Menschen in Österreich aufgrund der mittlerweile seit mehr als einem Jahr anhaltenden Kostensteigerungen mehr denn je auf dem Prüfstand. "Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit vieler privater Haushalte hat sich zuletzt aufgrund von Preissteigerungen und der Inflation massiv verändert. Wenn man daher eine gewisse zeitliche Verzögerung einkalkuliert, kann es durchaus sein, dass es in der nächsten Ursachenstatistik zu Verschiebungen kommt", so Götze.  

www.ksv.at

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