"Vom Boom zur Krise?" – Das sagt die volkswirtschaftliche Bundesländeranalyse

| Redaktion 
| 31.05.2023

Die Industrie konnte in fast allen Regionen zum Anstieg der Wirtschaftsleistung beitragen. Einige Sektoren ziehen sogar der wachsenden Wirtschaft davon. 

Die UniCredit Bank Austria hat die Bundesländer einer volkswirtschaftlichen Analyse unterzogen und ihre Schlüsse gezogen. Zwar würde sich die Wirtschaft 2023 etwas abkühlen, die Expert:innen erwarten aber keine Krise.

Dienstleistungssektoren mit starkem Wachstum

Nach dem pandemiebedingten historischen Wirtschaftseinbruch im Jahr 2020 verzeichnete die österreichische Wirtschaft 2021 und im abgelaufenen Jahr demnach ein Wirtschaftswachstum von 4,6 Prozent bzw. fünf Prozent. Im Jahr 2021 wurde der Anstieg vom Produktionssektor sehr stark mitgetragen.

2022 waren es vor allem die Dienstleistungssektoren, die für das starke Wachstum verantwortlich waren. In erster Linie stützten die Branchen Tourismus, Verkehrswirtschaft und der Handel das Wachstum. Sie hätten trotz Teuerung stark von der hohen Nachfrage aufgrund der gelockerten Corona-Maßnahmen profitiert. Die in den ersten Monaten des Jahres noch starke Industrie- und Baukonjunktur kühlte sich im Laufe des Jahres 2022 zunehmend ab.

Tourismushochburgen im Vorteil

Das allgemeine Konjunkturbild im Jahr 2022 spiegele sich dementsprechend in der Wirtschaftsentwicklung der einzelnen Bundesländer wider. "Die Tourismushochburgen im Westen und die Stadtwirtschaft Wien mit einem hohen Dienstleistungsanteil waren gegenüber den industrieorientierten Regionen im Vorteil. Dennoch konnten alle Bundesländer ein Wachstum von deutlich über drei Prozent erzielen", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer zur Analyse.

Rückgang der Arbeitslosenquoten in allen Bundesländern

Sowohl 2021 als auch im Vorjahr gab es einen Rückgang der Arbeitslosenquote in allen Bundesländern. "In einigen Bundesländern sank 2022 die Arbeitslosenquote auf ein Niveau, das zuletzt vor über 30 Jahren erreicht wurde", UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz.

Die Wirtschaftslage widerspiegelnd gab es in allen Bundesländern einen starken Rückgang der Arbeitslosigkeit in den Branchen Beherbergung und Gastronomie, Handel und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen. Erstmals seit 2017 verzeichnete im Vorjahr wieder Salzburg mit 3,7 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote. Die Region mit der höchsten Arbeitslosigkeit bleibt Wien mit einer Quote von 10,5 Prozent im Jahresschnitt 2022.

Dienstleistungssektor überschritt Vorpandemieniveau

Der gesamte Dienstleistungsbereich habe im Vorjahr trotz Teuerung von der hohen Nachfrage aufgrund der gelockerten Corona-Maßnahmen profitiert. Die reale Wertschöpfung aller Dienstleistungsbranchen stieg 2022 um über sechs Prozent. Damit lag die Dienstleistungswertschöpfung über dem Vorpandemieniveau aus dem Jahr 2019 nach dem starken Einbruch 2020. Die mit Abstand wichtigste Wachstumsstütze war der Bereich Beherbergung und Gastronomie mit einem Wertschöpfungsplus von über 50 Prozent.

Die Verkehrswirtschaft und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen verzeichneten 2022 ebenfalls eine lebhafte Konjunktur. Von diesem positiven Konjunkturumfeld profitierten vor allem die Tourismushochburgen im Westen Tirol und Salzburg und die Bundeshauptstadt Wien mit ihrem hohen Dienstleistungsanteil.

Ausblick 2023

Nach dem Anstieg des BIP um fünf Prozent im Vorjahr gehen die UniCredit Bank Austria Ökonomen von einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur in Österreich mit einem Rückgang des Wirtschaftswachstums auf 0,7 Prozent aus. "Die Regionen Wien, Salzburg und Tirol werden auch heuer von einer robusten Dienstleistungskonjunktur profitieren und voraussichtlich ein überdurchschnittliches Wachstum aufweisen. Für die Bundesländer mit einem hohen Industrieanteil wie die Steiermark und Oberösterreich erwarten wir hingegen eine unterdurchschnittliche Entwicklung", sagt Schwarz.

www.bankaustria.at

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV