Zählen heute keine Werte mehr?

| Redaktion 
| 26.03.2023

Gastkommentar von Ralf-Wolfgang Lothert, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Corporate Affairs & Communication von JTI Austria.

Wir haben uns ja – leider – schon fast daran gewöhnt, dass Fakten und Wissen(-schaft) selbst bei unseren angeblichen Eliten nur von untergeordneter Bedeutung sind. Man erinnere sich an die diesbezügliche Aussage des Herrn Innenministers, wonach Wissenschaft das eine, Fakten das andere seien. An eine solche Wahrnehmung bzw. Haltung kann und werde ich mich nie gewöhnen.

"Europäisch-Christliche Werte"

Nun musste man in den vergangenen Wochen sowohl in Österreich als auch in Deutschland zudem feststellen, dass Angehörige dieser Eliten, die ja eigentlich unsere Vorbilder sein sollten, angeblich vorhandene Werte mitsamt Wertekompass einfach über Bord werfen. Für mich stellt dies einen klaren und absoluten Tabubruch dar. Es wird Sie, geneigte Leser:innen, nicht überraschen, dass ich persönlich einem (wert-)konservativen, christlich-sozialen Wertekompass folge. Dieser umfasst für mich unter anderem Recht und Rechtsstaat, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Eigenverantwortung, soziale Leistungsgesellschaft und Solidarität, Respekt vor jedem und allem, die demokratische Grundordnung, Ritterlichkeit, Verteidigungswille und -bereitschaft – all dies basierend auf europäisch-christlichen Werten.

"Werte schaffen einen Rahmen und eine Orientierung"

Natürlich kann man einzelne Werte oder den Wertekompass insgesamt als richtig oder falsch beurteilen. Dies zu diskutieren, würde jedoch den Rahmen dieses Gastkommentars sprengen. Es geht mir auch um etwas ganz anderes, nämlich darum, weshalb Werte für die Wirtschaft, für Parteien, für Staaten, aber ganz besonders für einen persönlich so wichtig sind. Werte, so glaube ich, schaffen einen Rahmen, eine Orientierung, wonach man das tägliche Leben ausrichten kann. Bewegt man sich innerhalb dieses Rahmens, bleibt man sich treu und kann beruhigt in den Spiegel schauen, es verbessert automatisch das eigene, subjektive Vertrauen und Sicherheitsempfinden. Deshalb suchen wir instinktiv auf Basis dieser Werte Parteien, Gesellschaften, Unternehmen, unseren Umgang, ja sogar Staaten, in denen wir leben möchten, aus. Und wir erwarten dabei, dass diese Institutionen und Gruppierungen ebendiese Werte pflegen, sich danach richten und agieren. Werden jedoch diese Werte einzeln oder fortdauernd über Bord geworfen, geht unser Vertrauen in diese Institutionen, Personen oder Parteien verloren. Ohne Vertrauen fehlt aber wiederum die Grundvoraussetzung für die uns so wichtige Vorhersehbarkeit, Planbarkeit und damit verbundene subjektiv empfundene Sicherheit und letztendlich auch objektive Sicherheitslage. Dies schlägt nicht nur im privaten Umfeld durch, sondern wirkt sich vor allem auch ungünstig bis negativ auf das Vertrauen in den Staat, die den Staat vertretenden Repräsentant:innen oder auch in die Wirtschaft aus. Damit ist offensichtlich, dass das Nichteinhalten oder über Bord werfen von Werten keine Lappalie ist, sondern tiefgreifende Auswirkungen haben kann.

Wir – JTI Austria – würden nicht auf eine 239-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken, würden wir das Unternehmen nicht nach Werten – neudeutsch auch "values" genannt – wie beispielsweise "people first" führen.

Besinnen wir uns deshalb darauf zurück, welche unsere wirklichen Werte sind. Lassen Sie uns klarstellen, dass diese Werte das Fundament unserer Gesellschaft bilden! Lassen Sie uns gemeinsam diese Werte im Sinne einer wehrhaften Demokratie verteidigen. Lassen Sie uns denjenigen, die diese Werte leichtfertig über Bord werfen, klar machen, dass sie damit an den Grundfesten unserer Gesellschaft rütteln und wir dies nicht akzeptieren werden.

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