Planungsstadträtin Ulli Sima, Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke und Bezirksvorsteher-Favoriten Marcus Franz sowie NEOS-Sprecherin für Stadtentwicklung Selma Arapovic, Geschäftsführer des wohnfonds_wien Gregor Puscher und Abteilungsleiter der MA21 Bernhard Steger verkündeten im Rahmen eines Medientermins den Start des Planungs- und Beteiligungsprozesses für das Stadtentwicklungsgebiet Rothneusiedl in Wien-Favoriten. Im Süden Wiens soll damit ein ähnlich großer Stadtteil wie die "Seestadt Aspern" entstehen. Kritik am Projekt kommt von der Wiener ÖVP.
Baustart ab 2030
Das 124 Hektar große Gebiet soll direkt an die U1 angebunden und nicht nur das neue Zuhause für 21.000 Menschen, sondern auch das eines Zukunftsquartiers der Wiener Stadtwerke werden. Zudem seien mehr als 40 Hektar als klimawirksame Grün- und Freifläche geplant. Ab 2030 soll mit dem etappenweisen Ausbau begonnen werden.
U1-Verlängerung geplant
Die U-Bahn-Linie U1 soll bis nach Rothneusiedl ausgebaut werden und den neuen Stadtteil im Süden Wiens mit dem Rest der Hauptstadt verbinden. Bei der Errichtung des ersten Astes der U1-Süd nach Oberlaa, der bereits 2017 fertiggestellt worden ist, wurde bei der U1 Station Alaudagasse bereits die notwendige Infrastruktur für den Absprung der Trasse nach Rothneusiedl errichtet. Auf der Länge von etwa 2,5 Kilometern seien demnach zwei neue Stationen vorgesehen.
"Rothneusiedl vereint das Beste aus Stadt und Land, aus Altem und Neuem, aus Technologie und Natur. Jetzt gilt es, gemeinsam die weiteren Grundlagen für den neuen Stadtteil zu schaffen. Wir werden die Bevölkerung in diesen Zukunftsprozess intensiv einbinden, einen klimafitten Stadtteil der Zukunft entwickeln und dabei den Erhalt großflächiger Grünräume garantieren. Denn ein Drittel des Gebiets und damit eine Fläche von umgerechnet 56 Fußballfeldern bleiben Grünraum, es gibt großzügige Grünkorridore. 4000 neu gepflanzte Bäume und begrünte Dächer verstärken die positiven Klimaeffekte. Ganz zentral ist die öffentliche Anbindung des neuen Stadtteils. Dafür soll die Verlängerung der U1 nach Rothneusiedl sorgen", so Ulli Sima.
"Saubere Energie und neue Arbeitsplätze"
"Als wichtiger Wirtschaftsstandort und 'Stadtwerkecluster' im Süden Wiens erzeugt der neue Stadtteil zukünftig saubere Energie und schafft neue Arbeitsplätze. Die Anbindung mit dem Wiener Öffi-Netz, etwa durch eine Verlängerung der U1 nach Rothneusiedl, wird eine wichtige Voraussetzung für den neuen Stadtteil sein. Für den Wirtschaftsverkehr ist die Verbindung an das hochrangige Straßennetz durch die S1 gegeben", betont Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.
Im neuen Stadtteil sollen zum Beispiel Raum und die technischen Voraussetzungen für Elektro- und Wasserstoffbusse entstehen. Für eine nachhaltige und umweltfreundliche Energieversorgung sollen unter anderem auf den Dachflächen Luft-Wärmetauscher, Photovoltaik-Anlagen und solarthermische Anlagen installiert werden.
Die Wärme- und Kälteversorgung innerhalb des Stadtteils Rothneusiedl werde mit einem eigenen Verteilernetz erfolgen, das sich zur Gänze aus erneuerbarer Energie speist.
"Schon vor den konkreten Gestaltungsmaßnahmen wird begonnen werden, an den Grünflächen zu arbeiten und bereits vor der Bebauung Bäume zu pflanzen. Diese haben dann zum Zeitpunkt der Besiedelung bereits eine stattliche Größe. Zudem ist mir wichtig, dass die Bürger:innen intensiv informiert werden und dass Möglichkeiten geboten werden, aktiv mitzugestalten. In die Planungen für den neuen Stadtteil sollen auch die Anregungen, Ideen und Vorschläge der Bürger:innen einfließen", sagt Marcus Franz.
Dialogveranstaltung im März
Mitprägend für das Gebiet werde auch der Zukunftshof sein. Auf dem ehemaligen Gutshof wurden bereits bisher Stadtlandwirtschaftsprojekte umgesetzt. Diese Rolle soll der Hof auch für die Zukunft einnehmen und gleichzeitig zum Ankerpunkt für Nachbarschaftsbildung werden. Er wird der zentrale Informations- und Dialogort für das Projekt Rothneusiedl. Auch die erste große Dialogveranstaltung im Festival-Format am 10. und 11. März 2023 findet hier statt.
Kritische Stimmen
Kritik kommt vor allem von der Wiener ÖVP. Die Ankündigung eines neuen Stadtteils sei ein Schlag ins Gesicht der Bewohner:innen im Süden Wiens. "Während die Oberlaaer:innen ihre dörfliche Idylle gegen diverse Projekte und Flächenwidmungen verteidigen, plant die SPÖ schon den nächsten Angriff. Die Seestadt Aspern ist noch nicht einmal fertig umgesetzt und hier in Favoriten soll schon die nächste Monster-Satellitenstadt umgesetzt werden", so ÖVP-Bezirksrätin und Klubobfrau Nadine Koch.
"Anstatt den geforderten Wohnraum auf bereits vorhandenen bebauten Flächen durch Nachverdichtung zu schaffen, versteift sich die Stadt Wien auf das Versiegeln von bestehenden Grünbereichen. Die Ankündigung von 4.000 neu gepflanzten Mini-Bäumen in einem 'Grünkorridor' zwischen Hochhäusern und Wohnsilos kann wohl nur als Verhöhnung der Bevölkerung gesehen werden", ist Wohnbausprecher und Gemeinderat Peter Sittler überzeugt.
Ohne die Anbindung an den bestehenden Bezirk und die umliegenden alten Ortskerne könne keine ökologische und sozial nachhaltige Stadtplanung stattfinden.
"Die Ankündigung eines 'Zukunftsteams Rothneusiedl' ist in Anbetracht der Erfahrungen mit Beteiligungsprozessen in Favoriten unglaubwürdig. Was hier bisher an Einbindung stattgefunden hat, war inakzeptabel und hat die Bevölkerung immer nur vor vollendete Tatsachen gestellt. Es zeigt sich wieder einmal, dass die SPÖ den Süden Wiens mit Oberlaa, Unterlaa und Rothneusiedl nicht versteht. Wir von der Volkspartei sind entschieden gegen eine zweite Seestadt in Favoriten", bekräftigt Bezirksparteiobmann und Nationalrat Nico Marchetti.
www.wien.gv.at
www.rothneusiedl.wienwirdwow.at
Statt aus der Seestadt zu lernen, eine Satelliten- und abends sich als Geisterstadt anfühlende Gegend, wird noch ein „Geschwür“ an den Rand von Wien gepickt.
Der Grünraum um Wien wird immer mehr aufgeweicht.
Verdichten statt ausbreiten, Leerstand höher besteuern statt ausbreiten, Bauordnungen ändern.
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