"Gerade im laufenden Betrieb kann man mit den richtigen Investitionen sparen"

Thomas Angerer, Geschäftsführer der Facilitycomfort Energie- und Gebäudemanagement GmbH, im Interview über die gesellschaftliche Verpflichtung, sich aktiv mit dem Thema Umweltschutz auseinandersetzen zu müssen, und warum es eine Bewusstseinsänderung im Facility Management braucht.

LEADERSNET: Facilitycomfort zählt seit 1978 zu Österreichs führenden Facility-Management-Anbietern. Wie hat sich das Tätigkeitsfeld über die Jahre entwickelt?

Angerer: In den letzten 40 Jahren hat sich sehr viel verändert. Nicht nur wir als Dienstleister, auch die Bedürfnisse unserer KundInnen und damit einher die Branche sowie die Anforderungen an unsere MitarbeiterInnen. Facilitycomfort hat sich von damals noch als "Energiecomfort" und im Bereich der Energieversorgung tätig, zu einem ganzheitlichen Immobilienbetreuer entwickelt. Wichtige Schritte waren dabei die Aufnahme des Facility Management Geschäfts, welches zuerst nur im technischen Bereich war. Vor 15 Jahren wurde dann der infrastrukturelle Teil mit dem Namen Hauscomfort gegründet. Über die Jahre sind zahlreiche Geschäftsfelder hinzugekommen, wie das Sicherheitstechnische Zentrum, Immobilienentwicklung, Fassadenbegrünung oder Errichtungsleistungen. Heute können wir unseren Kund:nnen ein Rundumpaket für Immobilien anbieten.

LEADERSNET: Wo liegen heute Ihre Kompetenzen?

Angerer: Wir bieten ein sehr breites Portfolio rund um Immobilien an. Facility Management ist noch immer die Basis unserer Kompetenz. Zusätzlich sind wir heute in den Bereichen Immobilienentwicklung, Planungs- & Errichtungsleistungen, Fassadenbegrünung tägig und verfügen über ein Sicherheitstechnisches Zentrum, wo wir z.B. Leistungen wie Arbeitssicherheit, Objektsicherheit, Abfallmanagement anbieten.

LEADERSNET: Wofür ist Ihre Tochter Hauscomfort zuständig?

Angerer: Unsere 100-Prozent-Tochter Hauscomfort übernimmt alle infrastrukturellen Leistungen wie Reinigungs- oder Hausbetreuer-Services. Das beginnt bei der täglichen Büroreinigung, über Fenster- & Fassadenreinigung, Garagenreinigung, Hygiene- & Desinfektion bis hin zu Grünflächenpflege oder Winterdienst.

LEADERSNET: Welche Umbrüche gab es im ersten Corona-Jahr? Wie hat sich die Geschäftstätigkeit verändert?

Angerer: Die Coronakrise ist für alle Unternehmen eine noch nie dagewesene Herausforderung gewesen. Wir mussten kurzfristig unsere Organisation umstellen, um auf die Situation reagieren zu können. Das bedeutete, dass wir neue Wege im Bereich Arbeitsplatz und mobile Working gingen. Die Erfahrungen, die wir hier gemacht haben, sind sehr positiv. Unsere administrativen Teams haben jetzt die Möglichkeit einen Großteil ihrer Arbeit von flexiblen Orten aus umzusetzen (Homeoffice, mobile Working). Als Arbeitgeber macht es uns attraktiver. Eine Krise bietet auch immer Chancen. Wir haben viel dazu gelernt, sind gewachsen und unsere Prozesse und Abläufe haben sich weiter verbessert.

Die Geschäftstätigkeiten haben sich nur leicht verschoben. Es gab eine spürbar größere Nachfrage im Bereich Hygiene- & Desinfektion. Immobilien müssen auch während Corona ihre Funktionalität und Nutzbarkeit erhalten, dafür sind wir da.

LEADERSNET: Wie steht es im Unternehmensalltag um die Themen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein?

Angerer: Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sind für uns zentrale Themen, die wir auch in unsere Unternehmensstrategie und in die Jahresziele aufgenommen haben. Wir haben den CO2-Fußabdruck bestimmt und Kennzahlen definiert, welche wir erreichen wollen. Wir haben auch schon zahlreiche Initiativen umgesetzt, dazu gehören die schrittweise Umstellung auf Hybrid- bzw. Elektrofahrzeuge, ökologische Reinigungsmittel und aktives Abfallmanagement. In den kommenden Monaten werden noch zahlreiche weitere Themen umgesetzt. Wir sehen es als gesellschaftliche Verpflichtung, uns aktiv mit dem Thema Umweltschutz auseinander zu setzen.

LEADERSNET: Ist der Bereich Nachhaltigkeit auch schon in der Unternehmenskultur verankert?

Angerer: Man muss Nachhaltigkeit leben, sowohl intern als auch extern. Dazu zählt auch die Sensibilisierung der Mitarbeiter:innen für das Thema. Wir informieren über nachhaltigen Umgang mit Ressourcen wie Energie, die Einsparung von CO2 durch weniger Fleischkonsum, die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und vieles mehr. Kulturarbeit ist ein dauerhaftes Thema an dem man beharrlich arbeitet. Man kann nicht von heute auf morgen alles verändern, aber Schritt für Schritt schafft man eine neue, nachhaltige Unternehmenskultur.

LEADERSNET: Wie wirken sich Maßnahmen des Klimaschutzes bei den notwendigen Investitionen in die Infrastruktur aus?

Angerer: Ein wichtiger Faktor bei Investitionen in Maßnahmen zum Klimaschutz tritt schon bei der Errichtung von Gebäuden auf. Wenn man hier schon ansetzt, kann man auch im laufenden Betrieb, welcher eines unser Aufgabengebiete ist, nachhaltig agieren und Einsparungen erzielen. Natürlich kann man auch in bestehende Gebäude investieren, dabei bieten wir zum Beispiel Fassadenbegrünungen an.

LEADERSNET: Schlagen auch die dabei anfallenden Zusatzkosten im laufenden Betrieb zu Buche?

Angerer: Gerade im laufenden Betrieb kann man mit den richtigen Investitionen sparen. Es ist oftmals die Hürde als Eigentümer die Investitionen zu tätigen, aber über die Jahre rechnet es sich. PV-Anlagen, Fassadenbegrünung oder alternative Heizsysteme sind hier sehr gute Ansätze, um langfristig Kosten zu senken und einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

LEADERSNET: Wie wird sich Facility Management weiterentwickeln?

Angerer: Technologie und Digitalisierung sind wie in der gesamten Wirtschaft auch ein starker Treiber im Facility Management. Es wird in der Zukunft sehr stark um Sensorik gehen, welche Daten liefert, um optimale Ergebnisse zu bekommen. Hier sind wir dann schon stark in der bedarfsorientierten Betreuung von Gebäuden sowie vorausschauende Wartung.

Robotik ist ebenfalls ein Thema wie auch die vermehrte Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen. Facility Management wird eine größere Rolle in der Planung von Gebäuden spielen, damit man hier noch Effizienzpotentiale heben kann. Als Dienstleister muss man sehr breit aufgestellt sein, um eine Vielzahl an Leistungen für Kund:innen abdecken zu können. Eine weitere sich abzeichnende Entwicklung ist die schwierige Suche nach geeigneten Fachkräften. Die Nachfrage nach Techniker:innen und Expert:innen ist sehr hoch, dass spüren wir schon jetzt und es wird sich noch weiter zuspitzen. Als Unternehmen muss man sich gezielt positionieren und attraktiv für den Arbeitsmarkt sein.

LEADERSNET: Ist grünes Facility Management die Zukunft? Wo steht die Branche hier?

Angerer: Grünes Facility Management ist auf jeden Fall schon jetzt und auch in der Zukunft ein großes Thema. Das Mindset muss sich noch weiterentwickeln, von "Facility Management muss vor allem günstig sein“, zu "Facility Management muss nachhaltig sein". Ein Vergleich mit der Energiewirtschaft zeigt das Umdenken im Bereich Klimaschutz bei Kund:innen. Energie musste noch vor einigen Jahren immer günstig sowie versorgungssicher sein und dies war unabhängig von der Erzeugung. Am Markt gab es mit der Zeit eine Bewusstseinsänderung und jetzt ist eine grüne, nachhaltige Energieversorgung sehr wichtig. Facility Management kann und wird sich in eine ähnliche Richtung entwickeln. Unternehmen werden ihren CO2-Fußabdruck nachhaltiger gestalten und so wird auch die Notwendigkeit für ein grünes Facility Management steigen, um wirklich nachhaltig zu sein. (jw)

www.facilitycomfort.at

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