"Es war uns immer bewusst, dass – wenn wir noch ein Jahr verstreichen lassen – Beachvolleyball in der Form in Österreich Geschichte ist"

EM-Organisator Hannes Jagerhofer im exklusiven Interview über die Highlights der Beachvolleyball EM, die finanziellen Grundlagen und größten Herausforderungen für das Comeback, die Angst vor einer Clusterbildung und seine Pläne für 2022. 

Wien steht dieser Tage  (11. bis 15. August 2021) im Zentrum der internationalen Beachvolleyball Szene. Bei der A1 CEV Beachvolleyball Europameisterschaft 2021 messen sich die die besten Athlet:innen des Kontinents und kämpfen am Wiener Heumarkt um EM-Medaillen. 

Aufgrund der Tatsache, dass erst vor kurzem entschieden wurde, dass nunmehr die gesamte Tribünen-Kapazität zur Verfügung steht, gelangt ein letztes Kontingent an Tickets in den Verkauf. Es stehen also wieder an allen Tagen einige Karten in sämtlichen Kategorien zur Verfügung. Erhältlich sind sie bei wien-ticket.at oder an der Tageskasse.

LEADERSNET: Die "A1 CEV Beach Volleyball Europameisterschaften 2021 presented by Swatch" werden die erste sportliche Großveranstaltung seit Ausbruch der Corona-Pandemie und den diversen Lockdowns sein. Was bedeutet dieser Umstand für Sie als Organisator: Überwiegt hier die Freude, dass es endlich wieder große Events mit Publikum gibt oder die Nervosität, dass man eventuell ein wenig "aus der Übung" ist?

Jagerhofer: Natürlich überwiegt die Freude. Nach einem Jahr Zwangspause haben wir uns lange und intensiv den Kopf zerbrochen, wie wir ein Comeback schaffen können. Im Vordergrund stand bei den Planungen, ein Konzept zu entwickeln, dass es uns erlaubt, allen Vorgaben zu entsprechen, flexibel und rasch auf Änderungen reagieren zu können. In erster Linie, um die Sicherheit der Fans zu gewährleisten. Ich bin überzeugt, dass uns das gelungen ist. Dass diese Europameisterschaften mitten in Wien, das erste Großereignis in Österreich nach dieser schwierigen Zeit, genau 25 Jahre nach dem ersten Beachvolleyball-Turnier am Wörthersee stattfinden, ist ein echter Meilenstein.

LEADERSNET: Wo lagen die größten Herausforderungen in der Planung des Events?

Jagerhofer: Es ging, wie erwähnt, darum, die umfangreichen Anforderungen zu erfüllen. Da sich die allerdings während der vergangenen Monate laufend geändert haben, war es notwendig, bei der Erstellung des Veranstaltungskonzepts und in der Vorbereitung für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Dafür, diese Herausforderung überhaupt annehmen zu können, bildete der Schutzschirm die Basis. Das ist einzigartig auf der ganzen Welt. Es war uns jedenfalls immer bewusst, dass – wenn wir noch ein Jahr verstreichen lassen – Beachvolleyball in der Form in Österreich Geschichte ist.

LEADERSNET: Die Europameisterschaften finden heuer zu einem wesentlichen Teil mitten in der Stadt statt. Was war der Auslöser dafür die Hauptspiele in die Innenstadt zu verlegen und nur noch die Side Courts auf der Donauinsel zu belassen?

Jagerhofer: Es war von Vornherein klar, dass eine Veranstaltung in der Größenordnung der Jahre 2017 bis 2019 auf der Donauinsel unter den geänderten Umständen vorerst nicht mehr durchführbar ist. Dennoch wollten wir wieder ein Highlight setzen und den Fans wieder etwas ganz Besonderes bieten. Die Location auf dem Gelände des Wiener Eislaufvereins am Heumarkt ist ein echter Glücksfall. Ich bin sicher, dass die Atmosphäre da, in der Beach-Oper im Herzen der Stadt, etwas ganz Einzigartiges verspricht. Und außerdem werden da neue Bilder entstehen, die um die Welt gehen.

LEADERSNET: Was ändert der City-Standort, was die Sicherheitsvorkehrungen rund um die RB Beach Arena am Heumarkt betrifft?

Jagerhofer:  Da können wir auf jahrzehntelange Erfahrung bauen. Die erlaubt es uns auch, die momentane Situation in alle Sicherheitsüberlegungen einzubeziehen und vor allem die Einhaltung der 3G-Regeln zu berücksichtigen. In dem Zusammenhang bitten wir unsere Besucher allerdings, etwas Zeit für den Check-In einzurechnen, da das schon einen gewissen Aufwand bedeutet.

LEADERSNET: Wie viele Zuschauer finden in der RB Beach Arena eigentlich Platz?

Jagerhofer: Aus jetziger Sicht können wir die volle Kapazität ausschöpfen. Das heißt, dass rund 2500 Fans Platz finden.

LEADERSNET: Welches Rahmenprogramm dürfen sich die Fans in und um die RB Beach Arena erwarten?

Jagerhofer: Unsere Partner und wir geben uns Mühe, das Beach Village vor der Red Bull Arena am Heumarkt in gewohnter Form mit Leben zu erfüllen. Und auch rund um die vier A1 5G Side Courts auf der Donauinsel ist für Unterhaltung gesorgt. Allerdings müssen natürlich gewisse Vorkehrungen getroffen und die Vorgaben eingehalten werden. Da wir also in diesem Jahr kein Risiko eingehen wollen und auf Side Events verzichten, steht der Sport noch mehr im Mittelpunkt als sonst. Aufgrund der Tatsache, dass die europäischen Teams international den Ton angeben, können wir uns da auf ein echtes Spektakel gefasst machen – mit dem ganzen Entertainment, das zur DNA unserer Veranstaltungen gehört.

LEADERSNET: Wird es bei den Side Courts auf der Donauinsel auch ein Rahmenprogramm geben?

Jagerhofer:  Wie gesagt wird auch hier alles unternommen, um den Fans von Mittwoch bis Freitag den Besuch so spannend, angenehm und sicher wie möglich zu gestalten. Neben den sportlichen Attraktionen werden auf der Donauinsel nach bestem Wissen und Gewissen die Voraussetzungen für eine - sagen wir - Beach-Party 2.0 geschaffen.

LEADERSNET: Aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante und den wieder steigenden Ansteckungszahlen in anderen Ländern, gibt es hierzulande auch Kritik, ob die Lockerungen der Coronamaßnahmen nicht zu großzügig sind. Können Sie diese Sorgen nachvollziehen und haben Sie in diesem Zusammenhang auch Angst davor, dass es im Rahmen der Beach Volleyball Europameisterschaften zu Ansteckungsclustern kommen könnte?

Jagerhofer:  Man hat in den vergangenen Monaten gelernt, die Pandemie und alle Entwicklungen sehr ernst zu nehmen. Damit verknüpfte Sorgen sind ganz normal und auch notwendig, um achtsam zu bleiben und Vorkehrungen zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der Besucher zu gewährleisten. Wir halten uns jedenfalls strikt an aktuelle Vorgaben und den Rat der Experten und tun - in erster Linie mithilfe der 3G-Regeln - alles Erdenkliche, das Event zu einem angenehmen Erlebnis zu machen. Die Athleten zum Beispiel werden diesmal, auch auf Anweisung des europäischen Verbandes, in einer Bubble bleiben. Und wir setzen bereits während der gesamten EM die gesetzlichen Regelungen um, die eigentlich erst am Finaltag, dem 15. August, in Kraft treten. Ich halte mich auch strikt an unser Regulativ und hab unmittelbar nach meiner Ankunft in Wien, obwohl ich schon zwei Mal geimpft bin, sowohl Antigen- als auch Gurgeltest gemacht. Beides übrigens mit negativem Resultat.

LEADERSNET: Sie haben im Rahmen der Kick-Off-Pressekonferenz im Februar die "großartige Unterstützung durch Bund, Stadt Wien sowie langjährige Partner wie A1“ hervorgehoben. Wie sieht diese Unterstützung durch Bund und Stadt konkret aus und was bringen Sponsoren, abgesehen von finanziellen Mittel, in so eine Kooperation mit ein?

Jagerhofer:  Ohne Bund und Stadt wäre dieses Comeback nicht möglich gewesen. Abgesehen von der finanziellen Grundlage ist es in erster Linie der unglaubliche Zuspruch und die Unterstützung, die wir bei der Erstellung des Konzepts und seiner Umsetzung laufend bekommen haben. Das trifft auch auf unsere langjährigen Partner wie A1, Swatch, Seat oder vielen andere zu, die uns laufend bekräftigt haben, weiter zu machen. Die Zwangspause 2020 hat uns so gesehen noch fester zusammen geschweißt, was freilich auch Mut für die Zukunft macht.

LEADERSNET: Welche sportlichen Auswirkungen haben Ihrer Meinung nach die Olympischen Spiele auf die Europameisterschaften?

Jagerhofer: Große! Die norwegischen Olympiasieger Anders Mol und Christian Sørum zum Beispiel, die in ihrer Heimat ein Staatsempfang erwartet, haben sich unmittelbar nach dem Endspiel in Tokio in den Flieger nach Wien gesetzt, um der Europameisterschaft die Ehre zu erweisen. Das zeigt die unglaubliche Wertschätzung, die wir unter den Athleten und Athletinnen genießen.

LEADERSNET: Ist es, was die mediale Präsenz betrifft, eher ein Vor- oder ein Nachteil, dass Olympia und EM zeitlich so nah beieinander stattfinden?

Jagerhofer: Das Jahr 2021 ist da ein ganz besonderes. So etwas hat es in der Geschichte noch nicht gegeben. Schließlich fand unmittelbar vor den Sommerspielen bereits die Fußball-EM statt, was die Medien natürlich vor große Herausforderungen stellt. Dennoch bemerkt man, dass das Comeback der Eventszene hierzulande auf Vorfreude gestoßen ist und auch medial großen Anklang findet. Allein die Chance, dass wir in Wien eine Olympia-Revanche erleben können, ist einfach großartig.

LEADERSNET: Werden wir auch 2022 ein Beachvolleyball-Event in Wien sehen oder haben Sie da schon anderen Pläne?

Jagerhofer: Wien hat uns mit offenen Armen aufgenommen. Und Wien entscheidet, wie es weitergeht. (jw)

www.beachvolleyball.at

www.wien-ticket.at

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