"Wirtschaftsausblick 2021: Erholung (nicht) in Sicht?"

Commerzbank AG und Deutsche Handelskammer in Österreich wagen eine Prognose.

Nach der Begrüßung durch den Hauptgeschäftsführer der DHK, Thomas Gindele, und den Country CEO Austria der Commerzbank, Martin Butollo, gab Jörg Krämer, Chefvolkswirt und Bereichsvorstand Research der Commerzbank AG in Frankfurt, einen Ausblick auf die volkswirtschaftlichen Perspektiven für die nächsten Monate. In seinem Online-Vortrag erörterte er unter anderem den Konjunktur-, Währungs- und Zinsausblick für 2021.

"If you're in trouble - double"

Mit diesem Spruch aus dem Trading (frei übersetzt: "Verdopple den Einsatz, wenn Du in Schwierigkeiten bist") startete der Experte seine Erläuterungen zur Konjunkturerwartung. "Der Lockdown ist teuer  –  nicht nur wirtschaftlich, sondern auch psychologisch und sozial", so Krämer. Seiner Ansicht nach sollten wir den Höhepunkt der Pandemie bald erreicht haben, wobei Deutschland – im Gegensatz zu Österreich – noch bis Ende Mai im harten Lockdown sein dürfte. Allerdings erwarte er für die Zeit danach eine kräftige wirtschaftliche Erholung sowohl für Deutschland als auch für den Euroraum. Laut dem Ifo-Geschäftsklima befände sich die Industrie bereits im Höhenflug, und der Handel zeige erste Erholungstendenzen. Außerdem steige die Zahl der in der EU geimpften Menschen, was im Sommer zu einer Herdenimmunität führen dürfte.

Mit Blick auf die Inflation rechnet Chefvolkswirt Krämer für dieses Jahr noch nicht mit einem "echten Problem", auch wenn die Preise vieler Vorprodukte stark gestiegen seien. Aber ein schwacher Arbeitsmarkt werde die unterliegende Inflation noch niedrig halten. Allerdings würden die langfristigen Risiken steigen. Mit Blick auf die nächsten vier bis fünf Jahre rechne er mit einer deutlich höheren Inflation. Dafür spreche die anhaltend lockere Politik der europäischen Zentralbank (EZB), die unter dem Einfluss der hoch verschuldeten Staaten stehe. Weitere Argumente für eine längerfristig höhere Inflation seien der Protektionismus, die Klimapolitik sowie der rückläufige Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in vielen Ländern.

Das neue Mantra

Mit Blick auf die EZB bezeichnete er das Konzept der "günstigen Finanzierungsbedingungen" als das neue Mantra. Die EZB werde ihre Anleihekäufe immer wieder hochfahren, wenn die Renditen der hoch verschuldeten Staaten aus ihrer Sicht zu stark stiegen, und drücke die Anleiherenditen, so dass sich die Inflation der Vermögenspreise bis auf weiteres fortsetze. (sk)

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