"Man muss sein Unternehmen einmal komplett auf den Kopf stellen"

Sie ist Chefin einer der bekanntesten Bäckereiketten des Landes und ein Social-Media-Star: LEADERSNET hat Doris Felber zum Interview getroffen und sich mit ihr darüber unterhalten, wie sich die Krise auf das Unternehmen ausgewirkt hat und was beim Felber alles anders wird.

LEADERSNET: Die letzten Monate waren auch für die berühmteste Bäckerin Wiens nicht immer einfach. Nichtsdestotrotz kann man auch in schwierigen Zeiten einiges rausholen und Sie haben sich neu positioniert und haben viele Dinge neu gemacht. Wie sieht diese neue Ausrichtung aus?

Felber: Einer der größten Verluste den wir zu verzeichnen haben – abgesehen von den Filialen, wo es Umsatzeinbußen gibt – ist der Verlust der Gastronomie, der Hotellerie und natürlich auch der Cateringaufträge. Deshalb haben wir gesagt, dass wir die Arbeit in der Backstube umstellen müssen. Wir stellen jetzt sehr viele Produkte – etwa das ganze Brot und sehr viel Gebäcksorten – auf Langzeitführungen her. Die Teige stehen zwölf Stunden, bevor sie verarbeitet oder gebacken werden. Was natürlich wahnsinnig wichtig ist: Wir sind von den Nachtstunden mehr in die Frühstunden gekommen. Das heißt, dass das Gebäck und das Brot frischer werden. Wir backen erst um vier, fünf Uhr in der Früh für unsere Filialen. Das ist natürlich ein großer Sprung.

Diese Veränderungen – dass wir andere Produkte erzeugen, dass wir mit österreichischen Rohstoffen arbeiten oder dass wir mehr auf Bio setzen – müssen wir natürlich auch unseren Kunden kommunizieren. Wir listen beispielsweise im Mai Biohandsemmeln wieder ein und das Sonntagsbrot wird wieder bio hergestellt. Es wird darüber hinaus auch andere Innovationen geben. In der Kommunikation dieser Veränderungen gegenüber den Kunden spielen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Filialen eine große Rolle. In den Filialen, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Kunden viel reden, funktioniert das schon. Aber es gibt auch noch einige Filialen, die diesbezüglich noch etwas nachhinken.

LEADERSNET: Mit Ihren Videos sind Sie im vergangenen Jahr zum Shooting-Star in den sozialen Medien geworden. Sie sind durch das Nageln der Topfengolatschen berühmt geworden. Gibt es eine Strategie hinter diesen Videos und kommen die Leute, die sich das anschauen, dann auch in die Felber-Filialen?

Felber: Ich persönlich kenne mich auf Facebook, Twitter usw. nicht aus und wir waren auf Social Media überhaupt nicht vorhanden. Wir hatten zwar ein paar Follower und haben uns dann gedacht, dass wir das irgendwie nutzen müssen. Wir haben das kommuniziert, was uns bewegt hat und was wir erlebt haben. Wir möchten heuer damit anfangen, dass wir beispielsweise unsere Lieferanten vor den Vorhang und unser Team vorstellen. Ich glaube, das wird in Zukunft notwendiger sein, als das ich in einem Video vorkomme (schmunzelt).

LEADERSNET: Was wird nach der Corona-Krise anders bei Felber sein oder wird alles wieder so werden, wie es früher war?

Felber: Es wird sehr viel anders bleiben. Das sind einerseits bestimmte neue Hygienemaßnahmen, die durch Corona notwendig geworden sind und dann wird auch der spätere Arbeitsbeginn beibehalten werden. Für die Bäcker bedeutet das leider Gottes, dass sie nicht mehr so viel Nachtzuschlag bekommen, aber dafür das Gebäck und die Brote frischer.

LEADERSNET: Wird die Filialstruktur so bleiben, wie sie ist?

Felber: Momentan sind wir noch nicht bei der richtigen Struktur. Es werden noch einige Gespräche geführt, weil wir noch einige Filialen zusperren. Aber wir wollen dann schön langsam wieder auf 50 Filialen kommen.

LEADERSNET: Was ist Ihre Empfehlung an Firmen, denen die Krise zusetzt?

Felber: Ich finde, man muss sein Unternehmen komplett auf den Kopf stellen. Man muss darüber nachdenken, was man will, in welche Richtung es gehen soll und was sich bisher verändert hat. Die Menschen verändern sich ständig und auch das Drumherum unterliegt einer ständigen Veränderung. Deshalb muss man überlegen, wo es die nächsten Jahre hingehen soll. Wir sind für die kommenden drei Jahre zu 90 Prozent gerüstet.

www.felberbrot.at

 

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