"Sie müssen nur kommen und genießen, wir machen den Rest"

Hotel "Schloss Weikersdorf"-Direktor Kurt Dohnal im Interview über die Zukunftsaussichten der Hotellerie nach Corona, ein Comeback des Leistungsgedanken, seine Heimat Baden und ob die Tourismusbranche als Arbeitgeber wieder attraktiver wird.

Als Kurt Dohnal mit Anfang des Jahres die Leitung des Hotels "Schloss Weikersdorf" in Baden übernommen hat, lautete seine Aufgabenstellung das Haus "wieder in Schwung zu bringen". LEADERSNET hat beim erfahrenen Hoteldirektor nachgefragt, ob ihm das trotz Coronakrise gelungen ist.

LEADERSNET: Warum hat es Sie eigentlich in das "Schloss Weikersdorf" verschlagen?

Dohnal: Das ist leicht erklärt: Baden ist mein Heimatort. Ich lebe hier – mit einigen Unterbrechungen – seit mittlerweile fast 30 Jahren. Nach meiner Rückkehr aus China vor zwei Jahren wollte ich noch einmal etwas bewegen im Hotelbereich und habe die "International Hospitality Consulting" gegründet und bin im Zuge meiner Consultingtätigkeit auch mit dem Schlosshotel und der "Mozart Hotel Group" in Berührung gekommen. Irgendwann wurde ich dann gefragt, ob ich das Hotel nicht selbst führen möchte, anstatt nur zu beraten, wie es geführt werden sollte. Und das habe ich dann auch gemacht. Ich denke, es wird auch meine letzte Station im Hotelbereich sein.

LEADERSNET: Wie wird sich der Tourismus, nach Corona, Ihrer Meinung nach entwickeln?

Dohnal: Es ist natürlich ein sehr mühsamer Weg aus dieser Krise heraus. Die Hotellerie wird das auch schaffen, aber es werden auch einige auf der Strecke bleiben. Der Markt wird sich etwas verdünnen. Das hilft natürlich den anderen, die übrig bleiben. Die Krise hat massive Einschränkungen für uns alle gebracht. Der Weg zurück wird sehr mühsam. Im eher ländlichen Bereich, wie wir hier in Baden, wird es meiner Meinung nach leichter sein als für die Stadthotellerie. Dort fehlen ganz massiv die internationalen Touristen und die Geschäftsreisenden. Letzteres wird auch in Zukunft nicht mehr in diesem Ausmaß stattfinden, wie wir es gewohnt sind. Denn die Krise hat gezeigt, dass man für ein Meeting nicht unbedingt für zwei Tage nach London fliegen muss, sondern dies auch via Skype tätigen kann.

LEADERSNET: Kann diese Krise eine Chance für den Tourismus sein, einen Qualitätssprung zu machen?

Dohnal: Ja, ich denke schon, dass ein Sprung nach vorne möglich ist, da wir vieles neu denken müssen. Ich habe in meinem Team Leute, die vorher nur in der Reservierung tätig waren, aber jetzt auch in der Rezeption arbeiten. Das ist es, was ich in meiner Vorstellung von Hotellerie immer schon haben wollte: Mitarbeiter, die nicht nur in einem Bereich, sondern in mehreren einsetzbar sind. Ich denke, es wird einer der Nebeneffekte der Krise sein, dass die Leute flexibler werden.

LEADERSNET: Könnte eine Folge der Krise sein, dass es wieder attraktiver wird, im Tourismus zu arbeiten?

Dohnal: Es wäre schön, wenn es so wäre. Aber ehrlich gesagt, glaube ich das nicht ganz. Auf der einen Seite ist es so, dass wir wahnsinnig viel Arbeitslose haben und der Tourismus die Sparte ist, wo wieder vermehrt Leute eingestellt werden. Somit wird es vielleicht für mehr Menschen wieder eine Option im Tourismus zu arbeiten. Andererseits wird es aber die Tatsache nicht ändern, dass gerade die jungen Menschen nicht wirklich eine Karriere im Tourismus anstreben. Unsere Generation hat gearbeitet, um zu leben. Heute aber leben sie, um zu arbeiten. Das ist ein großer Unterschied. Heute hat beispielsweise die Freizeit ein ganz anderen Stellenwert und der Job hat nicht mehr oberste Priorität.

LEADERSNET: Der ganze Westen Österreichs lebt zu einem sehr großen Teil vom Tourismus. Österreich bildet praktisch nur Top-Manager aus aber niemanden, der bedienen will. Ist das ein Problem?

Dohnal: Das ist ein Problem – und zwar schon lange. Man will nicht bedienen, sondern bedient werden. Aber vielleicht gibt es aus dieser Krise heraus eine Chance, dass ein Umdenken stattfindet. Tourismus ist nach wie vor ein Feld, wo man viele Möglichkeiten hat und man praktisch vom Tellerwäscher zum Hoteldirektor kommen kann. Vielleicht sehen das manche Menschen jetzt als Chance.

LEADERSNET: Glauben Sie, dass die Krise dazu führt, dass der Leistungsgedanke in Zukunft wieder mehr en vogue sein wird?

Dohnal: Das kann durchaus sein. Aber das wird nicht von heute auf morgen passieren. Das was ich mache, an dem habe ich Freude. Mein Credo lautet seit Jahrzehnten : Im Tourismus zu arbeiten ist kein Job, sondern eine Art zu leben. Ich bin jemand der das, was er macht, mit Herz macht.

LEADERSNET: Wie hat sich die Stadt Baden Ihrer Meinung nach touristisch entwickelt?

Dohnal: Ich denke seit meiner Zeit im Hotel "Sauerhof" (1993 bis 2006 – Anm. d. Red.) hat sich sehr viel getan. Ich denke, dass die derzeitige Situation das noch verstärken kann. Baden ist eine Urlaubsdestination, die die Österreicher jetzt nützen können. Das ist unsere Chance, den Österreichern zu zeigen, was wir können, was wir bieten und wie gut wir sind.

LEADERSNET: Was ist Ihr Appell an die österreichische Bevölkerung als Touristiker?

Dohnal: Ich wünsche mir, dass uns die Österreicher helfen, die Chance zu nutzen, die Situation ins Positive umzudrehen und die Angebote der heimischen Tourismusbranche und Hotellerie in Anspruch nehmen und uns damit automatisch unterstützen. Sie müssen nur kommen und genießen, wir machen den Rest.

www.hotelschlossweikersdorf.at

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