Österreich als Brückenbauer für Zentral-, Mittel- und Osteuropa

| 12.03.2020

Der Senat der Wirtschaft lud mit der Southeast European Cooperative Inititative zum internationalen Dialog in die Hofburg.


Zu Wochenbeginn luden der Senat der Wirtschaft, ein ökosozialer Think Tank, und die Southeast European Cooperative Initiative (SECI) zum gemeinsamen Dialog in die Räumlichkeiten der OSZE in der Hofburg. Im Zentrum dieses Dialogs stand Österreich als Brückenbauer für CEE und SEE. Vor rund 150 VertreterInnen der Wirtschaft, Finanz, Wissenschaft und Forschung forderte der Wirtschafts-Senatspräsident und SECI Coordinator Erhard Busek ein, dass man den Osten in Österreich nicht weiter stets mit negativen Konnotationen versehen solle, sondern das große Wachstum, das die österreichische Wirtschaft durch die Osterweiterung erzielen konnte, "endlich auch gebührend positiv bewerten" möge.

"Müssen uns den Megatrends Digitalisierung und Klimawandel stellen"

"Darüber hinaus haben österreichische Unternehmen, die sich dort niedergelassen haben, auch das Leben der Menschen vor Ort erheblich positiv beeinflusst, was wird nur sehr gerne übersehen", betonte Busek und bedauerte, dass aus dem SEE Bereich, bisher nur Kroatien der EU beitreten konnte. "Das zeigt", so Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender des Senats der Wirtschaft, "dass Österreich zwar wirtschaftlich einen großen Nutzen aus solchen Kooperationen zieht, aber politisch leider wenig weitergeht." Allerdings müsse man auch KMUs dazu motivieren, nicht nur im Westen Expansionsmöglichkeiten zu suchen, sondern auch an den CEE und SEE Raum zu denken. "Hierfür sollen solche Veranstaltungen dienen", bekräftigte Harrer.

Magnus Brunner, Staatssekretär im Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, mahnte zu rationalem, anstatt emotionalem Handeln auf, denn "wir müssen uns den Megatrends Digitalisierung und Klimawandel stellen. Nur wenn es uns gelingt, unseren attraktiven Wirtschaftsstandort trotz Dekarbonisierung zu bewahren, können wir den Wohlstand erhalten und damit Vorbild für ganz Europa sein. Allerdings, wird das nur gelingen, wenn alle, also Länder, Gemeinden und Menschen gemeinsam an einem Strang ziehen."

Serbien ein interessanter Markt

Siniša Mitrović, stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer Serbiens, sieht in österreichischen Unternehmen einen Innovationsmotor für serbische Betriebe. Darüber hinaus ermöglicht ein Unternehmensstandort in Serbien, durch diverse Freihandelsabkommen auch ausgezeichnete Exportmöglichkeiten, z.B. mit Russland. Auch wenn erst zwei, der 35 EU-Beitrittskapitel geschlossen seien, sei Serbien auf gutem Wege, denn die Inflation liegt unter zwei Prozent und die Körperschaftssteuer beträgt nur 15 Prozent. Für die nächsten Jahre ist zudem ein Investitionsprogramm von über sieben Mrd. Euro geplant. Unternehmen aus Österreich sollten sich diese wirtschaftlichen Möglichkeiten ansehen und in Serbien investieren. Pro neu geschaffenen Arbeitsplatz werden bis zu 7.000 Euro Förderungen gewährt.

Porr-CEO Karl-Heinz Strauss, sieht sein Unternehmen als idealen Brückenbauer zwischen Ost/Süd und West. Er wies aber nachdrücklich darauf hin, dass man die unterschiedlichen Kulturen zu berücksichtigen habe. „Wir haben in all diesen Ländern das Management aus der Region angeworben. Denn nur wer die Mentalität der Menschen versteht, kann sie auch motivieren und führen." Wir neigen dazu zu glauben, alles besser zu können und zu wissen. Das sei falsch. Schon die Übersetzung einzelner Werte könne eine emotionale Hemmschwelle aufzeigen. Denn während den ÖsterreicherInnen z.B. die Work-Life-Balance immer wichtiger wird, würden in den CEE-und SEE-Ländern Sicherheit und Einkommen an erster Stelle stehen. „Aber Österreich", ist Strauss überzeugt, "stellt als kultureller Übersetzer ein ideales Bindeglied zwischen Ost-Süd und West dar, da es durch seine Jahrhunderte alte Tradition emotional eng mit diesen Ländern verbunden ist."

"Kommen wir vom ich, endlich ins wir"

In der anschließenden Podiumsdiskussion wies Franz Schellhorn, Direktor der Agenda Austria, den aktuellen Trend, die Globalisierung, gerade in Zeiten des Corona Virus in Frage zu stellen, als unzulässig zurück. Denn gerade Österreich erwirtschafte die Hälfte seines Wohlstandes durch Export. Das höre die Antiglobalisierungs-Jugend zwar nicht gerne, "Hier muss aber auch noch viel Aufklärungs – und Überzeugungsarbeit, vor allem im Bildungsbereich erfolgen", so Schellhorn. Dem zustimmend verwies Paul Rübig, ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments, zudem darauf, dass die Mobilität, nicht nur der Menschen, sondern vor allem auch der Warenflüsse, von enormer Bedeutung und der Kern unseres Zusammenlebens sei. Daher seien auch weitere Beitrittsgespräche zu forcieren. Rechtsanwalt Kazim Yilmaz, der Unternehmen bei der Expansion in den CEE und SEE Raum berät, forderte mehr Mut ein, dies als Chance zu verstehen. Gemeinsam mit Daniel Cronin, Co-Founder AustrianStartups, und Alexander Hotowy, Gründer und Managing Partner der Accilium GmbH, sieht er sich aktuell in einer sehr spannenden Zeit, wo gerade der Klimawandel für viele ein „Moonshot" sein könne, um künftig völlig neue Unternehmen zu gründen und die Zukunft selbst mitzugestalten.

Einig war man sich auch darüber, dass es für das zukünftige Wachstum in Österreich und weitere Expansionen auch die nötigen Rahmenbedingungen bedürfe. Seien es schnellere Bewilligungsverfahren, bessere steuerliche Möglichkeiten, einen flexiblen und offene Kapitalmarkt oder eine Infrastruktur, die die Länder leichter miteinander kommunizieren lässt und nicht, wie z.B. bei der Bahn, in jedem Land andere Bestimmungen vorsieht. "Kommen wir vom ich, endlich ins wir", war die Parole, die Hans Harrer zum Schluss ausgab und die beim Buffet angeregten Diskussionen zeigten, dass das Thema von hohem Interesse war.

Unter den Gästen gesichtet wurden  unter anderen der Präsident Austrian Private Equity & Venture Capital Organisation (AVCO) Rudolf Kinsky, Honorarkonsul und Baurat Wolfgang Meixner, der Managing Partner der Boyden Global Executive Search GmbH Andreas Hruschka, der Geschäftsführer der Austria Papier Recycling GmbH Josef Augusta, Franz Vieghofer von der Vieghofer Holding GmbH, Andreas Gugumuck von der Wiener Schneckenmanufaktur e.U.,  die Geschäftsführer der HELP mobile GmbH Andrea Pichler und Franz Pichler, der Vorstand Raiffeisen Factor Bank AG Gerhard Prenner, der Gründer ummadum Service GmbH Thomas Angerer, Helmut Berger von der Allplan GmbH, Friedrich Leitner von der F. Leitner KG, Josef Schett und Rebecca Schett von der Villgrater Natur Produkte Josef Schett KG oder Christoph Zotter, der Geschäftsführer der Zotter Kalbfleisch GmbH.

Ein paar Impressionen vom Dialog des Senat der Wirtschaft und SECI finden Sie in der Slideshow am Anfang des Artikels. (red)

 www.senat-oesterreich.at

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