KSV1870 Analyse: Ein Drittel der insolventen Unternehmen nicht älter als vier Jahre

In Wien ist die Zahl der Jungunternehmer-Pleiten am höchsten.

Wie eine aktuelle Analyse des KSV1870 bestätigt, stellen die ersten Jahre nach einer Firmengründung für Jungunternehmer eine veritable Bewährungsprobe dar. Aus den Unternehmensinsolvenzen des Jahres 2018 geht hervor, dass österreichweit 34,5 Prozent der insolventen Unternehmen nicht älter als vier Jahre alt sind.

Für 2,7 Prozent oder 136 Unternehmen erfolgt das Ende bereits im Jahr der Gründung. Zum Vergleich: 2015 waren es nur 1,5 Prozent – das bedeutet ein Plus von 80 Prozent. Im Bundesländervergleich sind die Wiener Jungunternehmer am wenigsten langlebig – hier sind es knapp 40 Prozent. Die besten Werte erzielten die Gründer in Vorarlberg und der Steiermark.

Auch wenn die Zahl der Gründungen im Jahr 2018 gegenüber den vorangegangenen Jahren leicht rückläufig ist, hat sich in Österreich ein neuer Spirit etabliert. "Es ist wieder 'cool', Unternehmer zu sein. Gleichzeitig zeigt sich aber, dass die heimische Gründer-Szene im internationalen Vergleich nach wie vor Aufholbedarf hat – insbesondere wenn es darum geht, frisches Kapital zu lukrieren. Ein Faktor, der für viele rasch zur unüberwindbaren Hürde wird", erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG. "Gleichzeitig ist die Anfangsphase ist auch eine Art Feuertaufe. Schafft man es über diese Hürde, erhöht sich die Chance, sein Unternehmen nachhaltig zu etablieren, maßgeblich", so Vybiral.

Wien vor Oberösterreich und Tirol

Während im bundesweiten Schnitt 34,5 Prozent der Unternehmen zum Zeitpunkt ihrer Insolvenz nicht älter als vier Jahre sind, liegt der Anteil der Gründer in Wien mit knapp 40 Prozent spürbar höher. Dahinter folgen Oberösterreich (35,7 Prozent) und Tirol (35,3 Prozent). Im Gegensatz dazu weisen die Steiermark und Vorarlberg im Bundesvergleich den besten Wert auf – hier sind jeweils 29,4 Prozent der insolventen Firmen nicht älter als vier Jahre.

Diese Analyse bezieht sich nur auf insolvente Unternehmen und sagt nichts darüber aus, welcher Anteil der Gründer in den ersten vier Jahren insolvent wird. Keinesfalls werden also in Österreich 34,5 Prozent der gegründeten Unternehmen bereits innerhalb von vier Jahren insolvent – dieser Wert liegt eher bei knapp unter zehn Prozent.

Fehlende Dynamik bremst heimische Wirtschaft

Die Gegenüberstellung von Gründungen und Insolvenzen zeigt, dass sich die vergangenen Jahre doch eher verhalten entwickelt haben. Auch wenn 40.000 Gründungen nicht wenig zu sein scheinen: eine echte Dynamik sieht anders aus. Dementsprechend stagnierend sind die Insolvenzen in den vergangenen Jahren gewesen.

© Petra Spiola
Hans-Georg Kantner © Petra Spiola

"Gründen und Scheitern gehören zu einer dynamischen Wirtschaft. Diese Dynamik wird es in einer Volkswirtschaft allerdings nur dann geben, wenn möglichst viele ihren Marschallstab aus dem Tornister holen und ein Unternehmen gründen. Das wird es definitiv brauchen, um Österreich an die vorderen Plätze zu bringen. Derzeit sehen wir eher ein Bild der Vorsicht und des Zuwartens", erklärt Hans-Georg Kantner, KSV1870 Insolvenzexperte. (as)

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